Aktualisiert! Französische Übersetzung
Den Flyer als PDF gibts hier
Soziale Befriedung ist Meuchelmord!
Können wir uns wirklich noch etwas vormachen?
Das
Trugbild des sozialen Friedens befleckt sich mit Blut. Im Schatten des
gewohnten Laufs der Dinge fordert die herrschende Ordnung ein Leben
nach dem anderen. Die Gesetze und ihre Hüter zeigen zur Zeit besonders
deutlich, was sie im Wesentlichen schon immer waren: Mörder im Namen
des Staates. Während Menschen apathisch durch die Einkaufsstrassen
schlendern, wird Alex bei einem Ausschaffungsversuch in Zürich getötet.
Inmitten der alltäglichen Belanglosigkeiten, mit denen uns die Medien
vollstopfen, lassen Gefängniswärter in Bochuz (VD) einen aufsässigen
Häftling in seiner brennenden Zelle ersticken. Doch der eintönige
Rythmus der Arbeitswelt lässt kaum Zeit, darüber nachzudenken. In
Lausanne und Genf revoltiert eine Gruppe Gefangener und weigert sich,
den Hofgang zu beenden. In zwei anderen Schweizer Gefängnissen stecken
Häftlinge ihre Zelle in Brand, einer verletzt sich schwer. Nur wenig
später sterben zwei weitere Menschen, diesmal in einem Zürcher und
einem Schaffhausener Knast. Jeder Tod im Knast ist Mord, da er von
einer äusseren Gewalt herbeigeführt wird, die sich über uns stellt.
Wenn nicht durch den Knüppel eines Wärters, dann durch eine auf wenige
Quadratmeter reduzierte Existenz. In Pfäffikon erhängt sich eine
Person, die wegen Diebstahls in U-Haft sass. Wieder erfriert ein
Flüchtling im Frachtraum eines Flugzeuges. Ein 18‑jähriger angeblicher
Autodieb wird bei Freiburg von den Bullen in einem Hinterhalt
erschossen. Und all das ist nur, was hier in den letzten drei Monaten
durch die Mauern und Medien sickerte…
Wieso sollten wir uns noch auf politische
oder juristische Betrügereien einlassen, die uns bloss davon abhalten,
die Wut in Revolte umzuwandeln? In Revolte gegen diesen allzu gewohnten
Lauf der Dinge… Das Gefängnis ist Folter, da besteht kein Zweifel,
doch was ist mit der Gesellschaft, die es benötigt? Jene, die solche
Morde hinnimmt und rechtfertigt?
Wir kannten all diese
Personen nicht, aber wir kennen die sozialen Verhältnisse, in denen sie
unerwünscht waren. Wir kennen die Gesellschaft, die Gefängnisse baut,
um den auferlegten Gesetzen Achtung zu verschaffen, um die Störfaktoren
im sauberen Funktionieren der Ökonomie zu isolieren und schliesslich,
um die Reichen und Mächtigen vor denjenigen zu schützen, die sich
entscheiden, das Leben zurückzuholen, das man uns täglich entreisst.
Denn nicht nur eingesperrt in Knästen oder in der Konfrontation mit
Bullen werden immer wieder Menschen getötet, auch diejenigen, die in
dieser auswegslosen Gesellschaft festsitzen, werden konstant auf dem
Lebensminimum gehalten. Die Knäste verdeutlichen bloss eine Bedingung,
die sich uns überall zeigt, wenn wir ihr ins Gesicht zu blicken wagen:
Seit unserer Geburt haben wir der herrschenden Ordnung unsere Pflichten
abzubüssen. In der Schule, bei der Arbeit, vor dem Warenregal… Und
mit jedem Ausbruchsversuch laufen wir Gefahr, dass uns die Leine noch
enger gezogen wird. Einer solchen, auf Zwang basierenden Ordnung gilt
unsere Verachtung – und unsere Angriffslust! Wir erwarten nichts von
ihr. Wir schulden ihr nichts. Was sollte uns verbinden? Ein Leben ohne
Substanz? Was uns diese Gesellschaft aufzwingt, widert uns an, und was
sie uns anbietet, interessiert uns nicht. Jede mögliche Veränderung
liegt an uns selbst. Der Kampf für die Freiheit muss jenseits der
Gesetzlichkeit gefochten werden. Dafür gilt es Komplizen zu finden und
den Feind zu benennen. Die verantwortlichen Institutionen der
Einsperrung und Unterdrückung haben einen Namen, ein Gesicht und eine
Adresse…
Wir wollen die unzähligen Morde nicht vergessen,
nicht bis das letzte Gefängnis und das letzte Verwaltungsgebäude fällt;
nicht bis zum Ende dieser Maschinerie, die täglich weniger durch
Zustimmung als durch Gewohnheit aufrechterhalten wird. Die falschen
Trennungen zwischen Legal und Illegal, Bürger und Migrant,
Wohnblockbewohner und Häftling, Arbeiter und Dieb,… verhindern bloss,
das wir uns als Individuen begegnen, die sich als Unterdrückte
erkennen. Denn aus solchen Begegnungen kann die Entschlossenheit
wachsen, dem entgegenzutreten, worin wir diese Unterdrückung ausmachen.
Sie könnten uns dazu verleiten, das Träumen zu wagen, um auch das
Kämpfen zu wagen. Sie könnten schliesslich der alten Idee wieder Kraft
einhauchen, dass es zunächst die Revolte gegen jegliche Kontrolle über
unser Leben ist, die uns erlaubt, mit der Freiheit zu experimentieren.
Von
dem Moment an, wo wir uns ein Zusammenleben vorstellen können, das auf
gegenseitiger Hilfe und einer anti-autoritären Sensibilität aufbaut,
anstatt auf Leistungsdruck und Ausbeutung; von dem Moment an, wo wir
uns eine Welt ohne Knäste denken können, und somit ein Leben, das an
uns selbst liegt – mit all seinen Konflikten und Leidenschaften –; von
dem Moment an haben wir auch die Möglichkeit, es wirklich zu realisieren!
La paix sociale, c’est l’assassinat
Pourrions-nous encore nous duper? L‘image trompeuse de la paix sociale se tache de sang. Weiterlesen →