„Was uns als Anarchisten charakterisiert,
ist, dass wir die Ziele als untrennbar von den Mitteln betrachten, denn
die Methoden des Kampfes geben bereits Einblick in das Leben, wofür wir
kämpfen. Der Sinn dessen, was wir tun, haftet der Aktivität selbst und
nicht der Anzahl quantitativer Resultate an; eben weil die sozialen
Kräfte unvorhersehbar sind, kann man sie nicht in Zahlen messen: was
wir wahrnehmen, das sind im Grunde nur die ersten, sich bildenden
Kreise der Steine, die wir werfen.
[…]
Und somit ist das,
was wie ein ”Purismus” erscheinen mag, in Wirklichkeit eine recht
konkrete Weise, die Existenz zu betasten, ”mit der stolzen Freude des
sozialen Kampfes”. Wir glauben nicht an aufgehende Sonnen der Zukunft,
während man im Hinterzimmer Berechnungen anstellt. Die Welt, in welcher
wir leben wollen, muss so viel wie möglich in unseren eigenen
Beziehungen und Verhaltensweisen enthalten sein.
[…]
Uns als
Ausgebeutete an der Seite von anderen Ausgebeuteten betrachtend, denken
wir, dass unsere Ungeduld und unsere Entschlossenheit hier und jetzt
anzugreifen, einen Teil des Klassenkonfliktes ausmacht. Wir lassen
keine Hierarchie unter den Mitteln zu, die sich auf den im
Strafgesetzbuch vorgesehenen Risiken begründet: ein Flyer hat die selbe
Würde wie ein Sabotageakt, denn die direkte Aktion steht für uns der
Verbreitung von Ideen nicht gegenüber.“
Ja, aber was wollt ihr denn eigentlich?
Die Brochüre als PDF
Übersetzt aus dem Italienischen und Französischen
Frühling 2010
Originaltitel: « Sì, ma cosa volete in fondo ? »
Adesso (Rovereto-TN), nr. 29,
6. September 2004
Diese
Ausgabe von Adesso* wird anders sein als die anderen. Wir werden
versuchen, auf eine Frage zu antworten, die uns oft gestellt wird: «
Ja, aber was wollt ihr denn eigentlich?
».
In einer Zeit, in der sich die Repression verschärft, in Anbetracht
der kürzlichen Verhaftungen von Anarchisten in Trento und im Rest
von Italien, werden sich manche vielleicht über die Wahl eines solch
allgemeinen Themas wundern.
Es
mangelt gewiss nicht an Dingen, die über all dies gesagt werden
müssen und wir werden dies so bald wie möglich tun. Sogar die
Blinden werden von nun an einsehen müssen, dass die Macht bei jeder
Form von Dissens auf immer offenere Weise zuschlägt. Dennoch darf
uns die Repression nicht die Luft abschneiden, indem sie uns dazu
zwingt, ausschliesslich nach ihrem Zeitplan zu handeln. Die Rolle von
ewigen Kassandren** gefällt uns nicht. Vielleicht ist dies der
Grund, weshalb wir das Verlangen verspührt haben, jenseits der
spezifischen Kämpfe und Episoden und trotz der Bullen,
Staatsanwälte, Journalisten und Gefängniswärter ein paar Zeilen
für das Leben, wofür wir kämpfen, zu schreiben – wieso jetzt?,
das ist nicht leicht zu sagen. Die Fragen, die uns am Herzen liegen –
wie beispielsweise jene, einer Gesellschaft ohne Gefängnisse –,
werden sozusagen kaum angerissen werden. Dazu brauchen wir gewiss
ganz andere Sachen als eine Ausgabe von Adesso.
Trotzdem haben wir Lust, es zu versuchen, wenn auch in dem begrenzten
Rahmen unseres Blattes für soziale Kritik. Aber wo beginnen? Weiterlesen →