Wir, Billy, Costa, Silvia und Marco, revolutionäre ÖkoanarchistInnen in Geiselhaft des Schweizer Staates, haben entschlossen einen individuell unterschiedlich langen (15-20 Tage) kollektiven Hungerstreik vom 10. bis Ende September 2010 durchzuführen.
Wegen den umständehalber bestehenden Begrenzungen und Verzögerungen der Kommunikation, die unter uns drei in U-Haft sogar im totalen Kommunikationsverbot bestehen, ist die Abmachung und Organisierung dieser Initiative schwierig und vielleicht nur in der Folge werden ausführlichere auch individuelle Nachrichten, Bestätigungen und Erklärungen möglich sein*.
Aber als revolutionäre AnarchistInnen wollen wir von hier drinnen hiermit entschlossen unsere internationalistische solidarische Teilnahme jenseits jeglicher spezifischen Tendenz an den revolutionären Initiativen und Kämpfen drinnen und draussen gegen Repression, Knast, Isolation, Folter bekräftigen.
Wir stehen für die Befreiung aller Geiseln im sozialen und revolutionären Krieg gegen das System, für die Befreiung aller, für die Zerstörung aller Knäste und Gehege und aller Gesellschaften, die sowas nötig haben. In diesem Sinne erklären wir auch unsere totale Unterstützung und Solidarität für die neulich entstandenen Befreiungskampagnen für langzeitgefangene RevolutionärInnen.
Unsere Initiative ist Kontinuität im Kampf an der Seite aller, die diesen immer schärferen und brutaleren gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Krieg und Krisenzustand nie nur erdulden wollten.
Unsere Initiative ist auch Ausdruck der Kontinuität unserer langjährigen starken, soliden, affinen und kämpferischen Beziehungen als “grüne/antizivilisatorische” AnarchistInnen.
Als solche sind wir gemeinsam gegen jeden Staat, Pfaffen und Herrn, gegen jeden Knast und jede Repression, gegen jegliche Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, der Frauen durch die Männer, der anderen Spezies und der Natur durch den Menschen.
Wir sind auch untereinander und mit Leuten aus anderen Erfahrungen vereinigt im radikalen Kampf gegen die Schädlichkeiten und Zerstörungen dieses System und natürlich gegen dieses System, das sie verursacht und nötig macht. Das heisst gegen dieses bestehende techno-wissenschaftliche industrielle Produktions-, Konsumismus- und Warensystem des Kapitalismus, gegen dieses monopolistische und imperialistische System der Multis und ihrer Staaten.
Ob es nun seine alten oder innovativen Schädlichkeiten und Zerstörungen sind. Und auch wenn sie von der typisch betrügerischen Arroganz der Herrschenden und ihrer Lakaien, das heisst von den Wissenschaftern, Medien, PolitikerInnen, Bullen, Pfaffen und Organisationen auf der Lohnliste der Herrschenden oder ihres pseudo-demokratischen Dialog-Theaters einen humanitären und „umweltverträglichen“ Anstrich erhalten und als notwendig erklärt werden. Wie das z. b bei Nano- und Biotech, GVO, „alternative Energien“ und sogar Atomkraft eben der Fall ist! Und auch wenn dieser imperialistische, kriegstreiberische und global terroristische Abschaum der Herrschenden und ihre KomplizInnen und Institutionen kann uns “Vandalen”, “TerroristInnen”, “Öko-TerroristInnen”, etc. nennt, sobald unser Dissens und Widerstand und unser Kampf für eine Gesellschaft aus freien und autonomen Individuen ohne Sklaverei, Unterdrückung, Ausbeutung und Zerstörungen real wird!
Wir sind also Menschen, die gegen die ursprünglichen Wurzeln dieses aktuellen Systems grundlegend kritisch sind und kämpfen, weil dieses System ist der am weitesten fortgeschrittene, vollständigste und zerstörerischste Ausdruck der jahrtausende alten anthropozentrischen Zivilisation. Denn diese Zivilisation ist technologische und industrielle (Produktion/Konsum) Herrschaft, ist patriarchale Abrichtung, ist soziale Schichtung und Kontrolle, ist massenweise Einsperrung in Städten, ist Ausbeutung, ist Unterdrückung, ist organisierte Gewalt und Krieg des Menschen gegen den Mensch, des Mannes gegen die Frau, des Menschen gegen die anderen Spezies, des Menschen gegen die Natur und gegen den Rest des Universums.
Abschliessend, aber sicher nicht als Letztes: diese Initiative ist auch ein komplizenhafter, solidarischer und aktiver Beitrag und Gruss an alle euch RevolutionärInnen jeder Tendenz, die ihr uns allein oder vereint und hier und jetzt mit eurer solidarischen, freien und wahren revolutionären Liebe unterstützt und gegen jeden Ausdruck des Monsters Staat und Kapital kämpft: und zwar mit euren Initiativen, mit der Kontinuität und Verstärkung des revolutionären Widerstandes, mit der revolutionären Offensive, sei es am Lichte der Sonne oder der Sterne oder des Mondes, mit allen notwendigen Mitteln.
Zusammen sind wir stark, Solidarität ist unsere beste Waffe!
7. September 2010, aus dem Knast Schweiz, Billy, Costa, Silvia und Marco
*Zur Initiative und weiter, aus dem Lager Pöschwies, Zürich
Im Juni haben wir mit der Diskussion und Organisierung dieser Initiative begonnen. Kurz danach verfügte die Bundesanwaltschaft die bekannten feigen Verschärfungen der politischen und persönlichen Kommunikationsblockade mit Silvia, Costa e Billy, in der üblichen Vernichtungs- und Isolierungslogik eines grundlegend rassistischen und faschistischen, kapitalistischen und imperialistischen Schurkenstaates der Multis, und hier erinnere ich daran, dass nur schon die Genfer Privatbanken 10% des weltweiten Privatvermögens verwalten…. Nur schon der Vorwand gegen diese Aggression auf die Integrität und Identität der drei GenossInnen ist ein schwerwiegender Akt der Diskriminierung. Genau das ist es in einem Schurkenstaat, der sich doch seiner vier amtlichen Landessprachen, darunter auch Italienisch, so sehr rühmt, und als Begründung seines Angriffes die Menge an italienischer Korrespondenz heranzieht, die ins Deutsche übersetzt werden müsse. Keinesfalls überraschend ist auch, dass irgendein Bulle der Bundes-Repression aus niedriger politischer Feindseligkeit und Repressalie willkürlich die Korrespondenz zwischen den Dreien und einer Genossin der Roten Hilfe International aus der Schweiz total blockiert, weil sie sich auch zu ihrer Unterstützung öffentlich einsetzt, und zwar in vorderster Front, praktisch und sehr wirksam.
Die Kommunikationsblockade heisst praktisch, dass, falls denn die Briefe nicht total blockiert werden, ich erst nach einem bis eineinhalb Monaten eine Antwort erhalte. So wurde die gemeinsame Diskussion und Ausarbeitung einer Erklärung mit besser artikulierten und verfassten Inhalten verhindert. Als einziger konnte ich diese Erklärung entwerfen und allen zusenden. Aber, und das erst im allerletzten Moment, konnten wir uns so gegenseitig nur das sichere Einverständnis über die grundlegenden zu vermittelnden Inhalte mitteilen und die Zeiten festlegen.
Aber eins ist sicher, und wir beweisen es jetzt erneut. Wir drinnen und ihr draussen, wir lassen uns von den kriminellen Logiken der Repressalie und der Aggression des Repressionsabschaums von Staat und Kapital weder terrorisieren noch paralysieren. Im Gegenteil, diese Logiken bewirken die Verstärkung der Mobilisierung, der Auseinandersetzung, der aktiven Teilnahme und Vereinigung auf den verschiedenen Ebenen des Kampfes. In diesem Sinne begrüsse ich das Treffen für die Befreiung der Tiere und der Erde am 10-11-12 September und Silvias Botschaft dazu herzlichst; oder die Vereinigung von kommunistischen und anarchistischen Kräften in Rom für die Initiativen der internationalen Kampagne zur Befreiung der politischen Gefangenen…; oder, wie in Mexiko, Chile, Argentinien, hier und überall begrüsse ich freudig die militanten revolutionären/aufständischen Aktionen der Solidarität und Repressalie gegen die Übergriffe der Repression, weil revolutionäre Repressalie eines der bedeutenden und notwendigen Schlachtfelder des sozialen Krieges ist. Ihre Schandtaten dürfen uns nie verwundern, aber (bis sie nicht hinweggefegt sind) desto unbestrafter sie davonkommen, desto zügelloser werden sie.
marco camenisch, Pöschwies, 7. September 2010