Angriff auf die SBB

gefunden auf Indymedia.ch:

 

"Heute Nacht haben wir SBB-Ticketautomaten in Zug sabotiert.

Aggressive,
toleranzlose und diskriminierende Kontrollen, Knast für
SchwarzfahrerInnen die nicht bezahlen können, überteuerte Ticketpreise,
flächendeckende Überwachung, immer schlechtere Arbeitsbedingungen,
tiefere Löhne, Entlassungen, usw.

Sich wehren ist fast unmöglich. Frustration schürt Wut – Wir lassen sie die SBB spüren!

Für den Null-Tarif!"

Quelle

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Verhaftungen in Paris: Freiheit für alle, mit oder ohne Papiere!

Verhaftungen in Paris: Freiheit für alle, mit oder ohne Papiere!

Gestern Nachmittag, am Dienstag 16. Februar wird gegen 15 Uhr erneut jemand bei sich zu Hause verhaftet. Gleich darauf wurde die Wohnung durchsucht und die Person folglich im "Quai des Orfèvres 36" [Amt der Französischen Staatssicherheit] zusammen mit den anderen Verhafteten des Vortages in Polizeigewahrsam genommen.
Am Abend soll noch eine weitere Person verhaftet worden sein, dies ist jedoch nicht bestätigt.
Mehrere Personen sind ohne irgendwelche Anklagen aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden. Eine, Hélène ist seit Montag Abend draussen, sie hat Aussagen gemacht (beschissen!). Eine Person wurde am Montag Abend entlassen. Zwei weitere, die am Montag Morgen verhaftet wurden, sind am Dienstag Abend freigelassen wurden, ebenfalls ohne Anklagen.
Wir haben auch gehört, dass mehrere Wohnungen der Eltern der Verhafteten vom Montag Morgan gleich darauf durchsucht wurden.
Während der Hausdurchsuchungen haben die Bullen Computer und Flyer beschlagnahmt und schienen nach bestimmten Kleidern zu suchen.
Die Fragen in Polizeigewahrsam bezogen sich vorallem auf die Solidaritätsaktionen, die seit zwei Monaten im Zusammenhang mit dem Prozess zur Brandstiftung am Internierungszentrum von Vincennes stattfanden: Umzüge, Besetzungen von Unternehmen die sich an der Ausschaffungsmaschinerie beteiligen (Air France, Carlson Wagonlits), Sabotagen an Bankomaten (unter anderem BNP Paribas, Crédit Lyonnais und La Poste, welche Sans-Papiers an die Bullen verraten)…
Angesichts der Weigerung von mehreren Verhafteten ihre DNA abzugeben, haben die Bullen versucht, diese von Zigarettenstummeln und Kleidern abzunehmen. Die Verweigerung der DNA scheint nicht als Anklagepunkt behandelt zu werden, zumindest nicht gegen jene, die freigelassen wurden.

Nun, um zusammenzufassen (was nicht vollständig sein kann): Montagmorgens wurden sechs Personen verhaftet und ebensoviele Wohnungen durchsucht; eine weitere Person wird Dienstags verhaftet. Von diesen sieben Verhafteten sind drei wieder freigelassen worden.

Den Medien zufolge sollen vier Personen diesen Mittwoch Morgen vor Gericht gebracht werden, um eventuell ein Ermittlingsverfahren für "Beschädigung und Zerstörung von Gütern in einer Gruppe" und "Zerstörung von Gütern durch explosive Substanzen und Brandstiftung" zu eröffnen. Das Gericht hat beantragt sie unter juridische Aufsicht zu stellen. Mehr Infos werden bald folgen.

Eine 80 Personen umfassende Versammlung in Solidarität mit den verhafteten Personen und mit den Akten, die ihnen vorgeworfen werden, fand Gersten um 17:30 beim Chateau Rouge statt. Aufgrund des grossen Bullendispositiv, das zum einkesseln bereit schien, sobald ein Flyer oder ein Transparent erscheinen würde, haben es die Leute bevorzugt, sich zu verstreuen, um sich einige Minuten später bei Strasbourg-Saint-Denis wieder zu versammeln. Anschliessend liefen alle, etwas weniger zahlreich, in einer wilden Demonstration und "Freiheit für alle, mit oder ohne Papiere" und "Bullen, Schweine, Mörder" rufend in Richtung Chateau-d’eau und République, bevor sie sich wieder zerstreuten, als das Bullendispositiv uns wieder aufgefunden hatte und versuchte, sich uns in den Weg zu stellen. Es gab keine Verhaftungen.

Wir lassen nicht nach, hoffen wir, dass in den folgenden Tagen weitere Initiativen folgen werden, in Solidarität mit den verhafteten Personen und mit den Ideen, die wir in Worten und in Taten verteidigen.

Freiheit für alle, mit oder ohne Papiere.
Zerstörung aller geschlossenen Zentren.

—————————————————-

Ein Text der in Bezug auf die Verhaftungen in Frankreich erschien:

FREIHEIT FÜR ALLE, MIT ODER OHNE PAPIERE

AM 12. NOVEMBER 1938 auferlegte die sehr republikanische und demokratische III. Republik per Dekret die administrative Einschliessung von "unerwünschten" Auslädern in "speziellen Zentren". Ein Jahr später, am 18. November, generalisiert dieser selbe Staat die Massnahmen zur Internierung aller "für die nationale Verteidigung und öffentliche Sicherheit gefährlichen Individuen" in "überwachten Tagungszentren". Mit oder ohne Papiere, Ausläder oder "Franzose", von der III. Republik bis Heute organisiert der Staat die Einschliessung aller Unerwünschten in Lager (Internierungszentren, Gefängnisse, Psychiatrien, Jugendgefängnisse), insofern sie nicht direkt durch die Kugeln der Bullen beseitigt, bei der Arbeit verunglückt oder durch chemische Zwangsjacken zerstört wurden.

AM DIENSTAG DEM 9. FEBRUAR 2010 forderte irgendein Henker und Anwalt seines Staates mehrere Jahre geschlossene Haft für 10 Sans-Papiers, die zur Brandstiftung am Lager für Ausländer in Vincennes im Juni 2008 angeschuldigt werden. Am Montag dem 15. Februar 2010 unternahm die "Brigade criminelle" Hausdruchsuchungen und die mindestens 48 Stunden lange Gefangennahme von mindestens 5 für Beschädigung von Bankomaten in Paris verdächtigte Kameraden, welche in den vorhergehenden Wochen auf der Strasse anonym mit Stickern "gegen die Ausschaffungsmaschinerie" bekennt wurde.

VERMEHRUNG DER ÜBERWACHUNGSKAMERAS an allen Strassenecken (mehr als 1000 neue sind in Paris vorgesehen), unablässiges Erbauen von Gefängnissen jeglicher Art, Ansteigen der Anzahl uniformierter Prügler in den Quartieren, endlose Kontrollen der Arbeitslosen durch die Behörden und anhaltende Zerdrückung jener, die schuften, um daraufhin entlassen zu werden, humanitäre Bombardierungen in Afghanistan: Der Staatsterrorismus hätte gerne, dass wir alle Unterworfene, Sklaven und Resignierte sind.

DENNOCH IST DIESES SCHEISS GEFÄNGNIS für Sans-Papiers in Vincennes vollständig abgebrannt und viele haben sich daran erfreut. Dennoch sind im vergangenen Dezember und Januar in zahlreichen Städten Banken angegrifen worden, und niemandem ist die alberne Idee gekommen, über ihr Schicksal zu weinen. Und wir haben auch die gewaltige Revolte vom November 2005 nicht vergessen, als hunderte von Komissariaten, Schulen, Firmen und Behörden in Brand gesteckt wurden. Wir haben auch die wilden Demonstrationen, die Sabotagen und die Strassenkämpfe während der "anti-CPE Bewegung" 2006 nach der Wahl von Sarkozy nicht vergessen. Wir haben auch die Geiselnahmen von Bossen, die Drohungen die Fabrik mit Gasflaschen in die Luft zu sprengen oder die Verwüstung der Unterpräfektur von Compiège durch die Arbeiter von Continantal nicht vergessen.

WEIL SIE UNS DAZU VERDAMMEN WOLLEN zu "arbeiten" (das heisst, versuchen zu überleben), um weiterhin die Bourgeoisie in allen Ecken de Welt zu bereichern oder dazu, bei den alltäglichen Verwaltern unseres Elends (um Sozialhilfe, Strafmilderung, eine Scheisswohnung) zu "betteln"…

DENN DIESER SOZIALE FRIEDEN, der unsere Kollaboration erfordert, ist ein ein Krieg, der im Namen des Geldes gegen uns geführt wird…

DENN DIE RAZZIEN gegen Sans-Papiers, deren Internierung und Ausschaffung sind auch eine verschärfte Kontrolle und Ausbeutung, die wir alle ins Gesicht kriegen…
…die Sabotagen von Bankomaten oder von Maschinen bei der Arbeit, das Schliessen von Eisenbahngleisen, die Fabrik- oder Strassenblockaden, das in Brand stecken von Gefängnissen oder Arbeitsplätzen, die Besetzung von Behörden oder Schulen, die Verwüstung von Läden oder Firmensitzen und all die anderen Aktionen ohne Mediation, die sich gegen den Staat und den Kapitalismus richten und ein jeder in dem Kampf erfindet, sind seit jeher und überall von den Rebellen verwendet worden.

WIR NEHMEN IHRE FANTASIEGEBILDE NICHT HIN, über imaginäre "Ulrta-linke" und "anarcho-autonome", als x-te Inländische Feind, wir schlucken ihren Dreck über diese zehn Sans-Papiers von Vincennes nicht, die im vorherein verteilt wurden, als Sündenböcke einer kollektiven Revolte. Das Verlangen nach Freiheit in einer von jeglicher Herrschaft entledigten Welt wird immer viel grösser sein, als die beschränkten Hirne der Bullen ausmalen können.

Lasst uns zerstören, was uns zerstört. Freiheit für alle, mit oder ohne Papiere. Solidarität mit den Revolten der Ununterworfenen der sozialen Befriedung.
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Radiographie eines Regimes

Radiographie eines Regimes
 

In dem Land, in dem wir geboren wurden, gibt es weder Befreites noch Freies. In Italien wie etwas überall, wohnen wir einer nie dagewesenen "autoritären Wende"  bei, die sämtliche Aspekte unseres Lebens miteinschliessen wird. Wir stehen einem totalitären und totalisierenden Kontroll- und Propagandaapparat gegenüber, einem System das uns zerdrückt und lähmt. Resigniert und an die "Gefangenschaft"  gewöhnt macht es uns taub und blind für unser Leiden und das von anderen. In dieser Tragödie wäre paradoxerweise noch etwas Trost zu finden, könnte man feststellen, dass der Zynismus die Oberhand gewonnen hat, doch die Wirklichkeit ist viel schlimmer: Was hier seinen Lauf nimmt, ist ein Prozess zur Entmenschlichung der Individuen, es ist das Vorzimmer der Barbarei.
Als Produkte der Moderne weisen wir den Schmerz und die Ungerechtigkeiten nicht zurück, sie werden von uns als Norm einverleibt. Sie sind uns nichts fremdes, etwas weit entferntes oder zu überwindendes. Sie sind unabwendbar und ein Bestandteil von uns selbst, sie repräsentieren in ihrer Gesamtheit eine Welt, die nicht anders sein kann. Wir sind die Gattinnen, die für diese Gesellschaft vorbestimmt wurden und als solche begeben wir uns fügsam zum Traualtar, unsere Pflicht erfüllend, ohne Liebe und ohne Hoffnung, einzig wissend, dass es nun mal so ist, dass uns nichts anderes übrigbleibt, dass unsere Mütter, unsere Grossmütter, alle dasselbe getan haben. Die Liebe und das Glück werden nicht in Betracht gezogen. Sie existieren nicht, weil wir sie nicht kennen, weil die Bedeutung dieser Worte leer ist, an die Rethorik abgeschoben, tot.

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Keine Festung der Macht wird unverwundbar sein…

 

Keine Festung der Macht wird unverwundbar sein… solange wir entschlossen sind

 


Niemals werden sie uns überzeugen, diese
Fanatiker der Demokratie, dass das Leben dem Überleben gleichkommt,
dass die Arbeit befreit, dass wir fügsame Sklaven sein müssen in dem
Räderwerk einer globalen Maschine, die auf Ausbeutung und Unterdrückung
basiert.



Niemals werden wir "gute Bürger" sein, überwältigt
von der deprimierenden Einsamkeit unserer Couch, kühne Feiglinge
gegenüber den Befehlen der Sicherheits-Doktrin, zufriedengestellt mit
der Armseligkeit unserer Existenz.

Niemals werden sie unser
Verlangen mit Gesetzen, Regeln und Kerkern zurechtstutzen. Es wird
immer welche geben, die es wagen und damit fortfahren werden, die Logik
und die Moral der Herrschaft anzugreifen, die in dem selben Feuer
versengen wird, das wir entfachten; durch die Aschen des Wissens und
die Flammen der Aktion.

Wir sind nicht an der Schaffung eines
Mythos der Aktionen interessiert – dieses schlichten Mittels in den
Händen eines jeden Unterdrückten mit Bewusstsein -, sowie wir auch
nicht an der Kontstruktion von "Unschuldigen" und "Schuldigen" durch
die bürgerliche Gesetzlichkeit und all deren Lakaien interessiert sind.

Wir begrüssen und respektieren die persönlichen Entscheidungen
und vielgestaltigen Aktionen von Gefährten – Anarchisten, Revolutionäre
und Rebellen -, die dem Feind ins Auge blicken und, mit einem Traum im
Herzen, zum Angriff übergehen.

Dem Bestehenden und seine
Verteidigern setzen wir unsere praktische Solidarität und unser
brennendes Verlangen nach Freiheit entgegen, bis zur Zerstörung der
Gefängnisse und der Gesellschaft, die sie nötig hat.

Freiheit
für die Anarchisten Alfredo Bonanno und Christos Stratigopoulos, die
angeklagt für einen Banküberfall seit dem 1. November 2009 im Gefängnis
sitzen und auf ihren Prozess warten.

[Dieser Text wurde von dem abgebildeten Plakat übersetzt, das Anfangs 2010 auf den Mauern von Griechenland gefunden wurde.]

Texte über die Situation von Bonnano und Christos auf englisch finden sich hier
 
Zwei
weitere auf deutsch übersetzte Text ["Die Leidenschaft Für die
Freiheit" und "Leben, nicht Geschichtsschreibung"] finden sich hier

 
Ein früheres Plakat

 

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Italien: Zum Prozess der Anarchisten von Lecce

Am vergangenen 10. Februar, ein Monat nach dem Aufstand in Rosarno, der der ganzen Welt die Bedingungen zeigte, unter welchen die armen Ausländer in Italien leben (ausgebeutet, verfolgt, zurückgewiesen, deportiert), sollte in Lecce der Prozess folgen, der gegen einige Anarchisten einberufene wurde, die seit ein paar Jahren gegen die modernen Sklavenhalter ankämpfen.

Der folgende Text erschien vor dem Prozess. Es handelt sich um eine Initiative aus Florenz, die ins Französische und von da nun ins Deutsche übersetzt wurde. Diese Initiative ("Gegen die staatliche Sklaverei und die Lager für Migranten, gegen die CIA [Internierungszentren] und die Gefängnisse") fand am 7. Februar zur Unterstützung der Anarchisten von Lecce statt]

Der zweite Text handelt vom aktuellen Stand des Prozesses.

Ein früherer Text zu den Kämpfen der Anarchisten in Lecce ist bereits mit der ersten Ausgabe der Zeitschrift "A Corps Perdu" ins deutsche Übersetzt wurden, und findet sich am Ende dieses Artikels.

Ein Text zur Revolte der Migranten in Rosarno vor ca. einem Monat findet sich hier: http://andiewaisendesexistierenden.noblogs.org/post/2010/01/19/spartakus-ist-zur-ck.-es-lebe-spartakus-revolte-in-rosarno-italien


Das schlechte Beispiel


Während die Verdammten der Erde in Kalabrien unter dem Joch der so verabscheuten "organisierten Kriminalität" leiden, ist ihre Hölle, das berüchtigte CPT [Internierungszentrum] von San Foca (das Regina Pacis), gleich nebenan – in dem Salento. Überwacht von ergebenen Uniformierten und verwaltet von geweihten Priestern ereigneten sich im Innern dieses Zentrums solche Gewalttätigkeiten, dass sie weder von den Mauern noch von den Gitterstäben dauerhaft verheimlicht werden konnten. Einige haben es gesehen, haben es gehört und haben es erzählt. Der Skandal war enorm und in den Palästen der Macht verbreitete sich eine gewisse Befangenheit. Der Bischoff von Lecce wurde verpflichtet den Verantwortlichen des Zentrums – sein Komplize Don Cesare Lodeserto – zu verteidigen, während die Justiz zögernd Untersuchungen in Gang setzte. In der Zwischenzeit wuchs die Wut in der Strasse an. Während alle aufrechten Demokraten für das Recht und seine Normen demonstrierten, haben die Anarchisten die Revolte gegen das Lager und seine brutalen Aufseher unterstützt.

Wir haben kürzlich auch gesehen, wie der Staat – der, indem er xenophobe Gesetze verkündete und Rassenhass anregte, den Krieg zwischen den Armen anzettelte – in Rosarno interveniert hat, um die Ordnung zu erhalten: Zuerst hat er massenhaft die Rebellen deportiert, danach hat er einige Sklavenführer verhaftet. In Lecce verhielt sich der Staat auf gleiche Weise, doch anders herum: Zuerst wurde der für Misshandlungen verantwortliche Priester verhaftet (im März 2005), danach wurde eine Untersuchung gegen mehrere Anarchisten eröffnet. Fünf Gefährten wurden im Mai 2005 ins Gefängnis gesperrt. Nach einem Jahr Freiheitsstrafe wurden sie freigelassen und anschliessend wegen "Vereinigung von Übeltätern" und einigen spezifischen Delikten in erster Instanz zu 5 bis 2 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt. Weitere Anarchisten sind zu etwas milderen Strafen verurteilt worden. Heute ist des Lager von Regina Pacis geschlossen und der Folter-Priester wurde im Auftrag Gottes auf Mission ins Ausland geschickt. Doch die Justiz von Salento will die offenen Rechnungen mit seinen Feinden aller Grenzen begleichen. Nicht nur um die Strafen zu bestätigen, sondern auch um sie bei Vorteil zu erhöhen.

Während die Revolte der Immigranten in Rosarne für einen Grossteil dieser selben Institutionen wie ein verständliches Ventil angesehen wird, stellt die Revolte der Anarchisten von Lecce eine untolerierbare Bedrohung dar. Der Sklave der sich gegen einen x-ten Peitschenhieb auflehnt – vorausgesetzt er übertreibt nicht zu sehr mit seiner Wut und tritt anschliessend in die Reihen zurück – lässt sich noch verstehen (unter dem Vorbehalt, diese Rebellion anschliessend als Vorwand für eine Massendeportation zu gebrauchen). Individuen, die ihre Rolle als passive und gleichgültige Bürger zurückweisen, die jegliche Parteidisziplin verweigern, werden ohne Zögern niedergeschlagen. Denn sie geben ein schlechtes Beispiel ab. Der Staat missbilligt die Omertà [Gesetz des Schweigens bei der Mafia; Anm.d.Ü.], wenn es sich um private Gewaltakte handelt, betrachtet sie jedoch als bürgerliche Pflicht, gegnüber der institutionellen Gewalt.

Die Anarchisten von Lecce haben das getan, wozu die besten Bewohner von Rosarno nicht den Mut hatten. Sie haben ihre Augen nicht vor dem verschlossen, was sich gerade abspielte, sie haben nicht um Hilfe gebeten und gewartet was wohl passiert, sie sind ins Schlachtfeld getreten, um die laufenden Schändlichkeiten unverzüglich anzuhalten. Und sie haben dies ohne politische Motive oder missionarische Heuchelei getan. Sie haben eine Menschheit in Ketten gesehen und sich gegen die Sklavenhalter aufgelehnt.

Dies ist, wieso sie sie am folgenden 10. Februar in Lecce verurteilen wollen. Dies ist, wieso wir sie nicht alleine lassen dürfen.

Einige Feinde der Grenzen


Am 9. Oktober begann in Lecce der Prozess, der gegen 12 Anarchisten einberufen wurde, die des Verbrechens angeschuldigt werden, während Jahren einen konstanten und entschlossenen Kampf gegen das Lager für Immigranten in San Foca geführt zu haben. Die Grundlage des Prozesses ist ein weiteres Mal der Artikel 270bis über "subversive Vereinigung mit terroristischem Ziel".
Am 12. Juli 2007 sind vier dieser Gefährten für "Vereinigung von Übeltätern" zu 1 Jahr und 10 Monaten und 5 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Drei andere haben für spezifische Delikte Strafen von 100 Euros bis 1 Jahr Gefängnis erhalten und 8 weitere wurden freigesprochen. Die "subversive Vereinigung" konnte also schliesslich zu Gunsten einer komplexeren juridischen Konstruktion nicht beibehalten werden.

folgender Text wurde in Italien in "Peggio" publiziert:

Wo befindet sich der Prozess von Lecce gegen die 12 Gefährten?

An diesem 10. Februar 2010 war der Urteilsspruch des Berufungsgerichtes von Lecce vorgesehen, der sich gegen mehrere für subversive Vereinigung angeklagte Gefährten richtete und bereits vergangenen 18. November 2009 verschoben wurde. Der Gerichtshof hat entschieden, sich noch mehr Zeit zu nehmen und den Antrag des Staatsanwaltes, "neues Beweismaterial" in den Prozess miteinzubeziehen angenommen, ein Antrag, zu dem er gleich zu Beginn der Gerichtsverhandlung aufgerufen hat.

Am 16. Februar wurde also ein Experte benannt, um die erneute Abschrift der abgehörten Telefongespräche durchzuführen, die mehrere Jahre zurückliegende Episoden betreffen. Daraufhin wurden neue Gerichtsverhandlungen festgelegt. Diese Wende scheint darauf abzuzielen, die in erster Instanz überbrachten Verurteilungen noch zu verschärfen, wobei vier Gefährten für "Vereinigung von Übeltätern" und drei andere für spezifische Delikte verurteilt wurden; all dies im Kontext schmutziger Verhaltensweisen der repressiven, juridischen, polizeilichen und politischen Apparate, die sich in den letzten Jahren als loyale Beschützer und den verschiedenen Regenten von Lecce Ergebene aufspielten.

Im Grunde wurde das Internierungszentrum von San Foca, gegen welches die Anarchisten einen Kampf führten, der zu dessen Schliessung führte, von der Curie [katholische Kirche] von Lecce verwaltet. Was diese gegenwärtig beabsichtigt, ist Schweigen über diesen Kampf aufzudrängen und über all die Gewaltakte, die sich in dem Lager für Ausläder abspielten, die auch durch die eigenen Hände der Verwalter selbst vollzogen wurden.

weitere Informationen werden folgen.

Anarchisten von Salento

 


 

Ein Text aus der Zeitschrift "A Coprs Perdu" nr. 1 (Sommer 2009), internationale anarchistische Zeitschrift (hier herunter zu laden) zu Lecce:
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Frankreich: Prozess bzgl. Brandstiftung von Vincennes – Solidaritätsaktionen

Die zeitgleichen Brandstiftungen in den zwei Flügeln des Internierungszentrums von Vincennes (Paris) befinden sich bei vielen wohl noch in guter Erinnerung. Am 22. Juni 2008 wurden die 280 Plätze vollständig zerstört, während sich vor dem Zentrum viele Leute versammelten. Am Vorabend war ein 41 jähriger tunesischer Gefangener (Salem Essouli) gestorben, während er stundenlang darauf wartete, ins Krankenhaus gebracht zu werden. In Folge der Revolte werden die Gefangenen verprügelt und in der angrenzenden Polizeischule eingepfercht, bevor sie per speziell gemietetem Bus oder TGV ins Zentrum von Rouen-Oissel (22), Lille-lesquin (54), Nîmes-Courbessac (100), Palaiseau (18), Mesnil-Amelot (10) und Paris-depôt-Cite (40) evakuiert werden. Einige werden ausgeschafft, der Grossteil wird freigelassen (93 der 100 die nach Nîmes gebracht wurden zum Beispiel) und oft mitten im Nirgendwo abgesetzt. Seither werden in Fleury und Fesnes sechs Sans-Papiers unter der Anschuldigung von «Zerstörung von Gütern durch Brandstiftung und Gewalt gegen öffentliche Beamte» eingesperrt.

Vom 25. Januar an fand nun eine mehrtägige Gerichtsverhandlung gegen 10 zur Brandstiftung am Internierungszentrum angeklagte Sans-Papiers statt. Die Gerichtsverhandlungen wurden von solidarischen Aktionen verschiedenster Art begleitet. Es folgen zwei Texte zu den Gerichtsverhandlungen und eine Liste von Solidaritätsaktionen.

 

Berichte zu den einzelnen Prozesstagen finden sich hier:
1. Tag2. Tag3. Tag4. Tag5. Tag


Prozess von Vincennes: Alles Feuer, alles Flammen…


Publiziert auf IndyNantes 07. Februar 2010
übersetzt aus dem französischen

FREILASSUNG ALLER FÜR DIE BRANDSTIFTUNG AM INTERNIERUNGSZENTRUM VON VINCENNES ANGESCHULDIGTEN!

Am
25. Januar hat der Prozess gegen zehn papierlose Personen begonnen,
angeschuldigt am 22. Juni 2008 an der kollektiven Revolte, die mit der
Zerstörung des administrativen Internierungszentrums von Vincennes
endete, teilgenommen zu haben. Sie werden für vorsätzliche
Brandstiftung, Sachbeschädigung und gewalttätige Versammlung angeklagt.

Der von der Richterin Nathalie Dutartre und ihrer beiden
Beisitzer geführte Prozess spiegelt die strafrechtliche Untersuchung
wider, die vom Untersuchungsbeamten Mr. Alain N’guyen The während eines
Jahres ausschliesslich zulasten geführt wurde. Praktisch alle Anträge
der Verteidigung (Umstand des Todes von Salem Souli am Vorabend der
Revolte, technische Begutachtungen der Gebäudesubstanzen, Bericht der
Feuerwehrmänner…) sind verworfen worden. Einzig der Antrag auf
Einsicht in die gesamten Videoüberwachungskassetten wurde akzeptiert,
jedoch im Gerichtssaal. Diese Entscheidung, die wie ein Zugeständnis
scheint, war den Rechten der Verteidigung im Grunde abträglich, indem
es den Anwälten und Angeschuldigten, ohne Absprache und von Heute auf
Morgen, drei Wochen Gerichtsverhandlung in Folge auferlegte.

So
nimmt der Prozess vom 1. Februar an zwischen Personen, die unter der
selben Decke stecken seinen Lauf: Die Richter, der Staatsanwalt Gilbert
Flam, die Anwälte der Nebenkläger, namentlich der Staat, der am
Vorabend des Prozesses kommt, um das an der Zerstörung seines
Gefängnises verlorene Geld einzufordern, sowie die Polizisten vom
Zentrums. Die Angeschuldigten und ihre Anwälte haben den Prozess
verlassen, während diese letzteren behaupten nicht die Mittel zur
Verteidigung zu haben und nicht "die Kaution dieser Komödie" sein zu
wollen.

Diese juridischen Wirrungen, die in Protokollen genau
ausgeführt werden (zu finden auf den Internetseiten von migreurop,
antimollusque und indymedia), zeigen, dass man sich hätte denken könen,
dass ein Staat nicht eines seiner Gefängnisse in Flammen aufgehen
lassen kann, ohne zu versuchen, Schuldige zu fabrizieren und zu
bestrafen. Schuldige als Exempel und um jedem beliebigen davon
abzuraten, zu revoltieren. Ob sie nun einen "gerechten" Anschein macht
oder nicht, die Justiz ist hier, um die Gesellschaft so zu erhalten,
wie sie ist, um die Ausbeutung durch die Arbeit andauern zu lassen, um
das Privateigentum zu beschützen und andere Überlebensmittel zu
unterdrücken, um die kollektiven Revolten in isolierte und vom Kontext
losgelöste individuelle Akte zu verwandeln; dieser Prozess entzieht
sich dieser Regel nicht. Es ist jene selbse Justiz, die, die Massnahmen
zur Abschiebung über die Grenze und die sogenannte administrative
Einschliessung anerkennend, hinter den Internierungszentren und
Ausschaffungen steht und sie betreut, und diejenigen ins Gefängnis
schickt, die revoltieren oder ihre Ausschaffung zum Scheitern bringen.

Wir
haben daher keine Illusionen über die Justiz, daswegen denken wir, dass
das Ausdrücken unserer Solidarität den Angeschuldigten gegenüber der
juridischen Maschine ermöglichen kann, besser damit fertig zu werden.
Während dieses Prozesses, an dem die für die Revolte von Vincennes
Angeklagten zehn Jahre geschlossene Haft riskieren, sind wir mit diesen
Menschen solidarisch, ohne zu wissen zu suchen, ob sie schuldig oder
unschuldig sind. Die einzige Verantwortlichkeit gründet in der Politik
der Kontrolle von Migrationsströmen, die entscheidet, wo wir leben,
überleben und sterben dürfen und die macht, dass jedes Jahr tausende
Personen beim Versuch die Grenzen zu überschreiten sterben.

In
Folge eines Aufrufes zu einer Solidaritätswoche vom 16. bis 24. Januar
in Bezug auf die Angeschuldigten von Vincennes haben überall in
Frankreich und sonstwo Leute ihre Solidarität auf diverse Weisen
ausgedrückt (siehe Liste der Solidaritätsaktionen weiter unten):
Unterstützung der Angeschuldigten, Anprangerung der Existenz von
Gefängnissen für Ausländer, der Ausschaffungsmaschinerie und der
Unternehmen, die die Sans-Papiers denunzieren.

Diese Aktionen,
die ein jeder nach seinen Realitäten und Mitteln, die ihm angemessen
erschienen organisiert hat, sind für einige der Solidaritätswoche
bereits vorangegangen und sie haben recht deutlich während des ganzen
Prozesses angehalten. Wir zweifeln nicht, dass sie in den kommenden
Wochen anhalten werden, sei es während der auferlegten Daten dieses
Prozesses oder umfassender, solange tausende Personen gehetzt, gerazzt
und unter dem Vorwand, das sie keine administrativen Papiere besitzen,
die der Staat uns zu besitzen auferlegt, eingeschlossen werden.

SCHLIESSUNG DER INTERNIERUNGSZENTREN! FREIE ZIRKULATION UND NIEDERLASSUNG!

 

 ein weiterer Text zur Gerichtsverhandlung und eine Chronologie der Solidaritätsaktionen: Weiterlesen

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09.02.2010 – Farbanschlag auf die UBS in Zug

Capitalism sucks

Heute Nacht
(08./09.02.2010) haben wir die UBS in Zug mit Farbe angegriffen. Die
UBS als Symbol der Krise und des Kapitalismus, der uns täglich unser
Leben klaut. Die Krise wir wahrscheinlich überwunden, doch auf wessen
Buckel? Bei den ArbeiterInnen kann man ja überall noch ein wenig Kohle
abzwacken: weniger Arbeitslosen- und Sozialgelder, tiefere Löhne,
Entlassungen. Und daneben schiebt man den grossen Banken Milliarden an
Finanzhilfe in den Arsch. Der Kapitalismus wird auch weiterhin aus
seine brutaler Art "funktionieren", natürlich begleitet von Krieg,
Zerstörung, Ungerechtigkeit und grossen Krisen. Und weiterhin wird uns
jeden Tag weissgemacht, dass es das beste System für uns sei und es
immer sein wird, dass wir uns dem System fügen und am Besten einfach
funktionieren sollen.

Doch wir wollen eine Veränderung! Eine, in der wir besser und schöner leben können! Wir werden das nicht länger hinnehmen!

FIGHT CAPITALISM – ANOTHER WORLD IS POSSIBLE!

 

Quelle

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Ein Fest der Revolte

Ein Fest der Revolte

Zweifellos, der vergangene Samstagabend [06.02.2010] war ein Fest. 500-800 Leute nahmen sich die Strassen Zürichs und kreierten einen Handlungsspielraum, der sich täglich zu verringern scheint.

Zahlreiche Personen aus verschiedensten sozialen Hintergründen ergrifen gemeinsam die Gelegenheit, um das anzugreifen, was die alltägliche Unterdrückung und die Macht der Reichen repräsentiert; oder schlicht, um dieser Stadt ihr heuchlerisches Antlitz zu nehmen. Freudig wurde mit Hämmern und Steinen zumindes für kurze Zeit das dicke Eis der sozialen Befriedung durchschlagen. Trotzdem glauben wir weniger, dass zerbrochene Scheiben die Welt verändern, sondern vielmehr die Idee der Revolte, die Verbreitung findet; gestützt auf den Traum eines Zusammenlebens, das sich dadurch bereichert, dass sich jede und jeder frei und als Einzigartige/r verwirklichen kann. Wenn wir Steine nach Bullen werfen, dann weil wir in den Autoritäten jeglicher Art die Mörder dieses Traumes sehen. Wenn wir Banken und Verwaltungsgebäude verwüsten, dann um bereits jetzt die Idee einer Welt ohne Geld und ohne Bürokratie zu bekräftigen. Es sind nicht die Trümmer, die wir suchen, sondern die Wege, die durch sie hindurchführen. In Momenten der Revolte tritt die Möglichkeit ans Licht, die Normalität, die Unterwerfung und die Akzeptierung des Alltags zu durchbrechen, um Fragen zu stellen und mit Antworten zu experimentieren, die sich der Politik entziehen. Nun, da man sich Raum geöffnet hat, was kann man damit tun? Wie sich dem Staat entgegenstellen? Wie den Bruch mit der Normalität ausbreiten und andauern lassen? Wie gefährlich werden? Gewiss nicht indem man sich eine Nische für Alternativkultur oder -ökonomie schafft, die schliesslich nur nach einer Existenzberechtigung sucht. Der Staat wird ohne generalisierten Aufstand der Ausgebeuteten nicht verschwinden, genausowenig wie die Reichen und Mächtigen widerstandslos ihre Privilegien aufgeben werden. Die Rebellion kann sich auf unterschiedlichste Arten ausdrücken, doch von dem Moment an, wo mit der kompromisslosen Idee, jegliche Form von Herrschaft zurückzuweisen, weder Forderungen gestellt, noch Verhandlungspartner akzeptiert werden, von diesem Moment an mag etwas beginnen, dass wieder an uns selbst liegt…

Diese gewaltige Maschinerie, die uns jegliche Freiheit raubt, um sie dann in der verkehrten Welt der Waren wieder feilzubieten, uns in Knästen, Psychiatrien und Ausschaffungszentren einsperrt, um alle an das Strafgesetzbuch zu ketten, uns kontrolliert und erniedrigt, uns täglich in die Schule oder zur Arbeit zwingt, für die Zwecke einer Gesellschaftsordnung, die gewiss nicht die unsrige ist; diese Maschinerie wird an konkreten Orten von reellen Personen erbaut, betrieben, repariert und beschützt. Es ist nicht nötig mit 500 Leuten zu sein, um anzugreifen. Eine kleine Gruppe vertrauter Freunde reicht aus.
Die Nacht steht auf unserer Seite…

Nichts ist vorbei!
Für eine herrschaftsfreie Welt!
 

 



Der Text befindet sich als Flyer und Plakat im Umlauf.

 

 

Folgend eine Übersetzung ins französische und ins italienische des Textes Weiterlesen

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06.02.2010 – Schadensbilanz vom Samstag

Vergangenen Samstag gegen 22:00 versammelten sich in Zürich in der nähe des Hauptbahnhofs ca. 500-800 Personen und zogen durch die Strassen des Kreis 4. Im Verlaufe dieses unbewilligten Strassenfestes schlossen sich zahlreiche Passanten an. Für den Umzug gab es keinen besonderen Anlass, nicht mehr, als es stets Anlass ist, um sich die Strassen zu nehmen.

Gleich von Beginn an und praktisch über die ganze Dauer des Umzugs wurden links und rechts die Wände mit Parolen, Tags und Graffitis vollgesprayt. Fast jedes Fleckchen weisse Wand musste seine Unschuld lassen. Die Bullen haben nicht das geringste bisschen Wind gekriegt und waren dementsprechen praktisch überhaupt nicht zu sehen. Beim Limmatplatz, diesem panoptischen Feuchttraum (ca. 15 Überwachungskameras) wurde versucht, diese Kameras mit langen Stöcken kaputtzuschlagen, was teilweise gelang. Autos, die teuer aussahen, eines der "Trouble Shooters" (elende Sozis) und besonders erfreulich, jenes vom StaPo-Sprecher Cortesi, der im falschen Moment neben der Demo auftauchte, wurden demoliert. Entlang der Langstrasse wurden zahlreiche Bordelle und Nachtklubs mit Parolen gegen Sexismus und das Patriarchat vollgeschmiert. Ausserdem flogen die Scheiben folgender Lokale in Stücke:

 

– McDonalds [stets das banalste Zielobjekt einer ewiggestrigen Kapitalismuskritik, und doch einer der grössten Multis, der gewiss besonders viel Dreck am Stecken hat. Übelste Arbeitsbedingungen bzw. Ausbeutung (hier, und vorallem auch in den Auslagerungen in ökonomisch "rückständigen" Ländern), Verfolgung und Ermordung von Gewerkschaftlern, Regenwaldrodungen und Besitzergreifung und Ausschöpfung der Resourcen im Allgemeinen (v.a. in Drittweltländern)]

– Hooters [grosse internationale Restaurantkette die ausschliesslich Frauen als Dienstpersonal beschäftigt, die kurze Höschen und tiefe Ausschnitte zu tragen haben. Wohl der Tagungsort widerlichsten Machismus‘ und patriarchaler Unterdrückung.]

– Ein Juweliergeschäft [leider gab es nichts zu plündern (Sicherheitsglas), doch konnten zumindest symbolisch die kleinen Freuden der Bourgeoisie versaut werden.]

– ZKB [Zürcher kantonal Bank, die sich durch ökologische und sozial gutmütige Heucheleien ein "alternatives" Bild zu verschaffen versucht, worauf sogar lächerlich viele hereinfallen. Eine der vier grössten Banken der Schweiz. Kapitalisten, Bürokraten, Langweiler. punkt.]

– Mercedes [Nochmals die bourgeoisen Freuden, die uns eine tote Welt predigen, in deren Waren wir diesen Mangel an Leben kompensieren sollen]

– Ein Yuppielokal [Errichtet auf den Trümmern eines bestzten Hauses, konnte  leider nicht gross beschädigt werden, da Menschen direkt hinter den Scheiben sassen und blöd grinsten.]

– Ein Mobilezone Shop [Siemens, Nokia, und was weiss ich für Natelhersteller, sind oft auch dick im Geschäft von Überwachungstechnologien verwickelt (Natels an sich sind eine Wanze im Sack) und sind auch für ihre ausbeuterischen Arbeitsbedingungen bekannt.]

– RBS coutts [Bank die auf die Vermögensverwaltung privater Kundschaft (Bonzen) spezialisiert ist.]

– Tamedia [ein schweizer Medianunternehmen das unteranderem den TagesAnzeiger, 20min, Finanz und Wirtschaft, Schweizer Familie und anders druckt. Taglich wird uns diese bürgerliche Scheisse um die Ohren gehauen, um uns mit dem langweiligen Gequatsche unterwürfiger Journalisten davon abzuhalten, diese Welt an ihren Wurzeln zu hinterfragen. Der Hang zu polizeilichem Schreibstil, zeigt sich immer wieder darin, was wie geschrieben und was bewusst verschwiegen wird. Journalisten dienen zur Verteidigung der Herrschenden und ihren verfaulten Werten. Natürlich wäre es schöner, ihre Druckereien zu sabotieren als ein paar Scheiben einzuschmeissen… Doch gut tut es allemal!]

Leider stockte der Umzug an der Stauffacherbrücke und liess sich von ein paar verzweifelt heraneilenden Bullenwannen (die sich nun das erste mal dem Umzug in den Wag stellten) den Fortgang in die Innenstadt verwehren. Nach etwas Steinen, Gummischrott und Tränengas, drehte der Umzug um, und hielt sich noch bis 2 Uhr im Kreis 4 auf.

Es gab keine Verhaftungen!

 

folgend einige Bilder, Medienartikel und eine Übersetzung ins französische: Weiterlesen

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05.02.2010 – Knastspaziergang in Zürich

Am Freitag Abend gegen 20:00 versammelten sich ca. 35 Leute mit Parolen und Böllern vor dem Trakt für Gefangene beim Polizeiposten an der Kasernenstrasse. Die Aktion galt 2 Personen, die dort seit einigen Tagen in Untersuchungshaft sitzen, nachdem sie beim Sprayen verhaftet wurden. Die Polizei führte Hausdurchsuchungen an ihren Wohnadressen durch.

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01.02.2010 – Zürich-Seebach: Auto- und Schulhausscheiben eingeschlagen

 

Artikel aus dem Tages Anzeiger:

Vandalen wüten im Kreis 11

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AmWochenende haben Unbekannte mehrere Sachbeschädigungen inZürich-Seebach begangen. Ein Dutzend Autos wurden demoliert undFensterscheiben eingeschlagen. […] Sie schlugen eineoder mehrere Autoscheiben ein, entwendeten aber laut einer Meldung der Stadtpolizei Zürich vom Montag keine Gegenstände aus den Fahrzeugen.

Inunmittelbarer Nähe wurden im selben Zeitraum zudem mehrere Scheiben desSchulhauses «Kolbenacker» eingeschlagen, teilt die Stadtpolizei weitermit. Insgesamt entstand ein Sachschaden von rund 20’000 Franken.

Quelle

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Kurze Reise durch das soziale Gefängnis

Ein menschliches Wesen während Monaten und Jahren auf ein paar wenigen Quadratmetern einsperren. Es kontrollieren, beobachten, erniedrigen und seiner Sinneserfahrungen berauben. Das Gefängnis ist unbestreitbar eine Form von Folter.
Und doch, trotz der Abscheulichkeit der Folter, kann die Gesellschaft nicht ohne das Gefängnis. Um es besser auszudrücken, das Gefängnis ist nicht einfach eine Ausdünstung des Staates, die darauf abzielt « bweichende , nicht konforme, überflüssige oder unerwünschte Menschen zu unterdrücken und/oder zu isolieren, es ist im Gegenteil ein organischer Bestandteil der Gesellschaft. Die Entwicklung der Dinge genau betrachtend, können wir behaupten, dass das Gefängnis keine Erweiterung der Gesellschaft ist, sondern die Gesellschaft eine Erweiterung des Gefängnisses. Anders gesagt: die ganze Gesellschaft ist ein Gefängnis, in welchem die Strafanstalten nur der offensichtlichste und brutalste Aspekt eines Systems darstellen, das uns alle zu Komplizen und Opfern, uns alle zu Eingeschlossenen macht.
Dieser Text soll eine kurze Reise im Innern der « rakte und Abteilungen  unserer Welt sein, eine Reise, die nicht beabsichtigt, das Subjekt zu erschöpfen, sondern die Verantwortlichkeiten hervorzuheben. Denn, wie schon öfters gesagt wurde: die Ungerechtigkeit hat einen Namen, ein Gesicht und eine Adresse.


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28.01.2010 – Solothurn: sechs Autos in Flammen –> AKTUALISIERT !

Aktualisiert: In einem weiteren Artikel aus der "20 Min" wird klar, das es sich um teure BMWs und Mercedes einer Autogarage handelte

 

Artikel aus dem Tages Anzeiger:

Sechs Autos angezündet

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28.01.2010

Im solothurnischen Bellach brannten in der Nacht mehrere Autos. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Weiterlesen

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25.01.2010 – Basel: Fensterfront des Tally Weijl Hauptsitzes eingeschlagen

gefunden auf 20min.ch

Tally Weijl Opfer von Vandalen

Unbekannte schlugen in der Nacht auf Montagauf den Hauptsitz des Modehauses Tally Weijl ein: Sie zerstörten diegesamte Fensterfront entlang der Viaduktstrasse.

Ein Passant meldete den Vorfall um 5 Uhr derPolizei. «So etwas haben wir noch nie erlebt», so Michael Haag, LeiterMarketing. Das Tatwerkzeug, ein Hammer und ein Beil, liessen die Tätervor Ort liegen. Der Sachschaden dürfte laut Haag im fünfstelligenBereich liegen. 

Quelle

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Spartakus ist zurück. Es lebe Spartakus! – Revolte in Rosarno (Italien)

Am 9. und 10. Januar haben in Rosarno, einer kleinen Stadt im Süden von Italien, hunderte Migranten revoltiert. Nachdem mit einem Luftdruckgewehr auf einige Migranten geschossen wurde, haben die Aufständischen, bewaffnet mit Stöcken und Steinen, das Strassennetz blockiert, indem sie Barrikaden errichteten. Im Zentrum von Rosarno sind die Schaufenster von Läden und Geschäftern zerschlagen und Barrikaden in Brand gesteckt worden, es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei… und einem Teil der lokalen Bevölkerung, die fordert, dass “alle Schwarzen aus Rosarno ausgeschafft werden”. Einige Bürger benutzten ihre Autos, um Migranten umzufahren, andere bewaffneten sich mit Stöcken, Äxten und Gewehren, um die Revolte niederzuschlagen. Am Abend des 10. Januar ist es der Polzei und den Bürgern gelungen, die Migranten aus der Stadt zu verjagen. Mehr als 1000 Migranten sind in Internierungszentren verlegt worden, um dort ihre Ausschaffung abzuwarten, hunderte weitere sind zu Fuss, mit dem Auto oder mit dem Zug aus Rosarno geflüchtet.

Im Süden von Italien, hauptsächlich in der Landwirtschaft, werden zehntausende Migranten unter sklavenhaften Bedingungen von einem Bündnis von Mafien, lokalen Politikern und Unternehmern ausgebeutet. Der Grossteil von ihnen schläft in verlassenen Fabrikgebäuden, ohne Wasser, Heizung oder Elektrizität. Zuvor bereits hat es Revolten gegeben, die oft von den Söldnertruppen der Mafia blutig niedergeschlagen wurden.

  

 

Das folgene Flugblatt ist, neben anderen, in Genua verteilt worden:

 

 

Die Spartakus ist zurück. Es lebe Spartakus!

 

Der Sklave hört in dem Moment auf, ein solcher zu sein, in dem er versucht, seine Ketten zu durchbrechen. Und in diesem Moment, unbesorgt über die Konsequenzen seines Vorhabens, dringt die Würde, das Verlangen, die Wut und das tiefgreifende Gefühl von Ungerechtigkeit gegenüber den Bossen und jenen, die sie in die Sklaverei zwingen, wieder auf befreiende Weise hervor.

 

Die Revolte des Sklaven ist ein höchster Akt, es ist – vor allem andern – ein Akt der Liebe zu sich selbst und gegenüber der gesamten Menschheit. Die Revolte des Sklaven ist Hoffnung und  Gerechtigkeit zur Waffe geschmiedet, um konkrete Möglichkeit zur Emanzipation zu werden. Sie ist schlicht die Verfestigung des Willens nach einem anderen, vielleicht glücklichen Leben.

Die Sklaven von Rosarno haben davon gesprochen. Sie haben gesprochen, mit ihren Handlungen und ihrer Wut. Die Brandstiftung, die zerschlagenen Schaufenster, die ausgerissenen Schilder, die Stockhiebe gegen die Polizei enthalten die Poesie eines Liebenden.

 

Die Liebe ohne Berechnung, die verzweifelte Liebe, die Liebe, die zu fliegen vermag, ist vielleicht eine alte Sache. Eine ebenso alte Sache wie die Sklaverei. Vielleicht ist dies der Grund, wieso heute nur wenige die Poesie der Sklaven von Rosarno lesen können.

In diesem düsteren Italien, versunken in der Angst vor dem “Anderen” und durchtränkt von Heuchelei, regiert von Gesindel, das von noch einfältigeren Massen unterstützt wird, korrumpiert durch Hass und gewachsen aus dem Trugbild der Akkumulation und des Reichtums, schreien sie heute nach Skandal. Skandal aufgrund der Gewalt, der illegalen Migranten, der Arbeitsbedingungen, der Unsicherheit und der Verschärfung.

 

Nun gut, schockierte Herren, ehrliche Bürger, ob von der Rechten oder der Linken, ob in der christlichen Melasse klebend oder durch die Hammerschläge des Rechts zugehauen, ihr seit Kadaver.

 

Denn bloss ein “toter Geist” vermag im Schoss des Rechts und zwischen den Zeitungsseiten über die Erklärung eines Liebenden debattieren. Du nimmst sie entweder an oder du weist sie zurück.

 

Jene, die Tag für Tag das immer unerträglichere Joch des States akzeptieren; sowie jene, die Handküsse geben wenn die Mafien toben; jene, die dem Boss die Stiefel lecken – um anschliessend gegen jene zu schimpfen, die ärmer oder erfolgloser sind – ebenso wie jene, die aus dem Elend anderer Vorteile ziehen; gewiss, all diese Leute weisen die Vorstosse der Migranten von Rosarno zurück. Doch diese Leute verdienen keine Diskussionen, es sind nicht sie, zu denen wir sprechen wollen.

 

Jene, die gewiss zu höhren verstehen sind “die Freigeister”, die Geister die noch zu träumen wissen, die noch den Unterschied zwischen Leben und Überleben kennen, zwischen der Freiheit und der Sklaverei. Es sind jene, die wissen das tausend niedergebrannte Autos nicht der Freiheit und der Würde des Menschen gleich kommen.

 

Die Sklaverei wird aus Menschen und Waren, Unternehmen und Beziehungen geschaffen. Sie ist möglich, dank einer täglich fremdenfeindlicheren und klassischeren Politik und wird von uniformierten Armeen und von Mafiosi in weissen Hemden unterstützt.

 

Die Liebe zur Freiheit besteht aus Komplizenschaft und Fantasie. Die Revolte der afrikanischen Migranten in Rosarno ist eine Gabe an uns alle, nun ist liegt es an uns, etwas zurückzugeben.

 

Denn kein Mensch wird frei sein, solange nicht die letzte Kette zerrissen wurde.

 

Anarchisten und Libertäre aus Genua.

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Zur Situation von Alfredo und Christos

Die Leidenschaft Für die Freiheit

 

Eine weitere Episode in den Chroniken der Repression ist mittlerweile allen wohl bekannt: Alfredo Bonanno (aus Italien) und Christos Stratigopoulos (aus Griechenland), zwei Anarchisten, die bereits einige Male von der Repression getroffen wurden, sind am 1. Oktober 2009 nach einem Überfall in Griechenland verhaftet und in der kleinen Stadt Amfissa ins Gefängnis gesteckt worden. Wir haben nicht die Absicht ihre Tat zu kommentieren, die nichtsdestotrotz unsere volle Sympathie hat, ebensowenig werden wir uns den Details bezüglich der Verhaftung der Gefährten widmen, die in Flyern und Communiqués bereits reichlich dargelegt wurden.

 

Im Gegenteil, wozu wir hier ein starkes Verlangen verspühren, ist allen Gefährten, die diese Zeilen lesen, in Erinnerung zu rufen, dass Christos und Alfredo noch immer in dem Konzentrationslager von Amfissa festgehalten werden, und dass es Zeit ist, mit einer grösseren Entschlossenheit darüber nachzudenken.

Jeder weiss nun über die Haftbedingungen in Amfissa bescheid. Kein lebendes Wesen sollte an einem solch höllischen Ort abgesetzt werden. Wir wollen darum ein für alle mal seine Zerstörung, ebenso wie die jedes Gefängnisses und jeder Haftanstalt dieser Welt, ein Verlangen, das wir und viele andere Gefährten immer wieder duch Worte und manchmal (wir befürchten viel zu wenig) durch Taten betont haben. Wir stimmen alle mit viel diskutierten Punkten überein, mit dem Angriff auf dieses Ausbeutungssystem, das Gefängnisse baut und jegliche Form von Rebellion unterdrückt, ebenso wie mit der vollständigen Zerstörung von allen Gefängnissen. Wir erkennen auch, das den gefangenen Gefährten Unterstützung und Solidarität gegeben werden sollte. Wir wollen all unsere Gefährten draussen sehen, gemeinsam mit jedem Rebell, der gegenwärtig in den Kerkern egal welchen Staates festgehalten wird. Unser eigenes Konzept für soziale Abrechung habend, sind wir gegen das Gefängnis, selbst für unsere Feinde.

In diesem Kontext wollen wir den spezifischen Fall von Alfredo betonen, dessen Alter und Gesundheitszustand – leider – auch ein Teil der Chronik geworden sind. Es ist ziemlich offensichtlich, dass seine weitere Haft unter den gegenwärtigen Bedignungen eine präzise politische Wahl ist, abgestützt vom Gesetz – wo die Macht zum höchsten Grad seiner Rache an einem anarchistischen Revolutionär gelangt, der stets ein eingeschworener Feind der Autorität in all ihren Formen war.

Es ist Zeit zu handeln, in Anbetracht von Alfredos Situation, die dabei ist äusserst ernsthaft zu werden, ebenso, wie zum denunzieren der weit verbreiteten barbarischen Verhältnisse, die trotz eines von tausenden Gefangenen unternommenen Hungerstreiks im vergangenen Jahr weiterhin in den griechischen Gefängnissen vorherrschen.

Solikonzerte und Gegeninformation können wichtige Initiativen sein. Verstreute Aktionen gegen die Symbole der Macht sind schöne Solidaritätsakte. Doch all dies bleibt isoliert in der Abwesenheit eines verbreiteten und permanenten Angriffs auf den Staat und das Kapital als Ganzes, was das Arbeiten an der Verbreitung des Kampfes beinhaltet, um die Ausgebeuteten innerhalb und ausserhalb der schändlichen Mauern zu involvieren. Dies ist ein notwendiger Weg, auf welchem spezifische Aktionen zu entwickeln sind, einschliesslich jener, die zu Ziel haben, die Gefährten und Individuen, die sich unter spezifischen Bedingungen in den Händen des Feindes befinden, nicht zu verlassen.

Lasst uns jetzt handeln, um den Kampf gegen alle Formen von Gefängnissen lebendig und wirksam zu erhalten, bis alle Gefangenen frei und alle Gefängnisse zerstört sind, vorallem die unsichtbaren Mauern, die die Geister und Körper in den alltäglichen Gewohnheiten und den bedingungslosen Zustimmungsritualen einschliessen.

Lasst uns den vom Staat zur Geisel genommenen Gefährten zeigen, das wir mit ihnen sind in dem lodernden Kampf für das Leben und die Würde, das die Leidenschaft für die Freiheit nicht bloss eine Parole ist, sondern eine fürchterliche Flut von Liebe und Zerstörung.

FEUER UND FLAMMEN DEN GEFÄNGNISSEN


 


Wer den beiden inhaftierten Schreiben will:

Alfredo Bonanno
Christos Stratigopoulos
Tzamala 27
33100 Amfissa
Griechenland

Geld zur unterstützung der Gefährten könnt ihr senden an:

Postkonto nr. 23852353,
gerichtet an: A. Medeot – C.P. 3431 – Trieste (Italien),
mit dem Text:
“sottoscrizione arresti in Grecia”

Hintergrundinformationen und Artikel (englisch): 
 http://www.aftertrikala.blogspot.com

Texte und Brochüren von Alfredo Bonanno (englisch): 
 http://pantagruel-provocatione.blogspot.com

Solidaritätsposter in verschiedenen Sprachen: 
 http://arobberyingreece.blogspot.com



folgend zwei weitere Texte auf englisch:

 

aktualisiert -> folgend der Text "Leben, nicht Geschichtsschreibung" der vom ABC Berlin übersetzt wurde:

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Zu den angeklagten Anarchisten aus Aarau

Den zwei Anarchisten Philipp und Ivo drohen drei Jahre Gefängnis wegen mehrfacher qualifizierter Brandstiftung!

 

Am 14. November 2009 wurden unsere Freunde und
Anarchisten Philipp und Ivo von der aargauischen
Polizeisondereinsatztruppe "ARGUS" verhaftet. Die Polizeitruppe brach
um ca. 5 Uhr Morgens die Tür vom Elternhaus von Philipp in Aarau
(Schweiz) auf und nahm dort die Beiden fest. Bei der Verhaftung der
beiden Jugendlichen, welche noch schliefen, wurden sie mit Schusswaffen
bedroht und mit Augenbinden abgeführt. Sie wurden in dieser Nacht
beobachtet, wie Philipp an einer Kreuzung stand und Ivo kurz in eine
Strasse verschwand, wo unmittelbar darauf ein Auto brannte.

Seit
dem Mai 2009 sind im Aarauer Stadtteil Zelgli insgesamt sieben Autos
der gehobenen Klasse und ein Polizeiauto angezündet worden. Daher wurde
der Stadtteil auch schon eine längere Zeit polizeilich Überwacht, was
Philipp und Ivo zum Verhängnis geworden ist. In Untersuchungshaft
wurden den zwei Inhaftierten mitgeteilt, dass gegen sie wegen
mehrfacher qualifizierter Brandstiftung (wobei zweimal Gefahr für Leib
und Leben von Personen bestand) und Sachbeschädigungen ermittelt werde.
Laut der Kantonspolizei Aargau, seien die brennenden Autos von massiven
Sprayereien begleitet worden.

Die zwei ehemals Inhaftierten
waren in der Zeit von ihrer Untersuchungshaft vom 14. November bis am
30. Dezember 2009 in Einzelhaft untergebracht. Ivo war im Gefängnis des
KAPO-Posten an der Tellistrasse und Philip beim Amtsgericht an der
Laurenzenvorstadt untergebracht. Besuch durften sie einmal in der Woche
für eine halbe Stunde von maximal zwei besuchsberechtigten Personen
empfangen. Einmal am Tag durften sie für 30 Minuten nach draussen,
wobei die 30 Minuten teilweise auch kürzer sein konnten. Zu Verfügung
steht ihnen in der Zelle lediglich einen Fernseher und Bücher aus der
dortigen Bibliothek. Durch diese Isolation und dem Druck dem Beide
ausgesetzt sind, ging es ihnen teilweise sehr schlecht. Laut dem
zuständigen Aarauer Bezirksamtmann Gautschi sei die lange
Untersuchungshaft – aufgrund der Kollusionsgefahr – nicht unbegründet.
Die Frage stellt sich, ob Dieter Gautschi unvoreingenommen in seinem
Amt als Untersuchungsrichter tätig sein kann. Denn die Brandserie traf
mehrfach Freunde aus seiner eigenen Partei – der Schweizerischen
Volkspartei. Dafür spricht auch, dass Dieter Gautschi Briefe an oder
von den Inhaftierten bis zu drei Wochen zurückgehalten hat. Obwohl
einer der ehemals Inhaftierten den Bezirksamtmann und weitere Beamte
bei der Verhaftung aufmerksam gemacht hat, dass er Veganer sei wurde
ihm bis zum letzten Tag Fleisch zu Essen gegeben – auch nach
Intervenieren de Anwaltes.

Die Medienhetze blieb nicht aus.
Schuldig waren sie sowieso von Anfang an. Die Boulevardzeitung «Blick»
veröffentlichte dann auch ein Foto und die Namen der Beiden. Den
Blick-Artikel nutzte dann wohl auch das dubiose konservative Infoportal
«Winkelried» und trieb dort nun die Hetze gegen die zwei ehemals
Inhaftierten auf die Spitze. Von «Attentäter» ist dort die Rede und es
wurden die Namen der Beiden und sogar der einen Mutter und deren
Firmenadresse veröffentlicht. Regionale Medien belagerten das Wohnhaus
eines Angeklagten und setzten dessen Familie mit massiven
Telefonanrufen einem grossem Stress aus.

An der
Pressekonferenz vom 6. Januar 2010 informierte die Kantonspolizei
Aargau über den aktuellen Sachverhalt. Ivo und Philipp gestanden
lediglich der letze Fall von Brandstiftung, da dort die Beweislage
erdrückend war. Die Polizei macht die beiden Anarchisten für weitere
fünf Brandanschläge verantwortlich, obwohl dank der Standortbestimmung
ihrer Natels offensichtlich wurde, dass sich die Beschuldigten zur
Tatzeit nicht am Tatort befanden. Zwei der acht Autobrände konnten
jedoch gar nicht zugeordnet werden. Insgesamt entstand bei den
Fahrzeugen einen Sachschaden von 250 000 Franken. Ebenfals haben Ivo
und Philipp diverse Sprayereien zugegeben, wo sich der Sachschaden auf
100 000 Franken beläuft. Gemäss Angaben der Polizei bestand in zwei
Fällen der Brandstiftung auch eine Gefahr für Leib und Leben und somit
droht eine Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren. Die
Untersuchungen sollen im Sommer abgeschlossen werden und die
Gerichtsverhandlung wird im nächsten Winter erwartet.

Die
Solidarität mit Ivo und Philipp darf jetzt aber nach ihrer Entlassung
aus der Untersuchungshaft nicht enden. Um (finanzielle) Unterstützung
sind beide immer noch sehr froh. Organisiert also auch in eurer Stadt
Soli-Aktionen.

Freiheit für alle Gefangenen – Solidarität ist eine Waffe!
Für eine Welt ohne Knäste – Feuer und Flamme der Repression!

Antirep Aarau,8. Januar 2010
 antirepaarau@immerda.ch

Zur Namens- und Veröffentlichungsdiskussion:

Wir
haben bis jetzt die Namen der Beiden nicht ausgeschrieben, da wir auf
sie Rücksicht nehmen wollen. Und auch wenn u.A. der Blick diese
veröffentlicht, ist das für uns kein Grund, dies sofort zu übernehmen.
Denn liest nicht jede_r dieses Blatt und ausserdem dachten wir vor
allem auch an die Zeit nach der U-Haft, wo die Beiden wohl eher ihre
Ruhe haben möchten und nicht von jedem zweiten anquatscht werde, es sei
doch X oder Y. Nach Absprachen mit Philipp und Ivo, ist es nun aber für
sie in Ordnung, wenn ihre Vornamen in Texten ausgeschrieben werden.

Ebenfals
aus Rücksicht bzw. auf Wunsch von Philipp und Ivo haben wir nicht
sofort öffentlich bekannt gegeben, dass sie am 30. Dezember aus der
Untersuchungshaft entlassen wurden. Dies hätte nur noch mehr Anrufe,
Interview-Anfragen etc. mit sich geführt. Verständlich sollte es sein,
dass man nach solcher Zeit etwas Ruhe braucht. Mit der
Polizeipressekonferenz, wollten dann auch wir darüber informieren –
schafften dies aber so kurzfristig nicht.

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16.-24. Januar Solidaritätswoche für die Angeklagten von Vincennes

Ein kurzer Überblick über die Solidarität in Frankreich mit den angeklagten Gefangenen vom Internierungszentrum in Vincennes und gegen alle Arten von Gefängnissen.

Am 25., 26., und 27. Januar werden zehn damalige Häftlinge des Internierungszentrum von Vincennes für Revolte vor Gericht gebracht.

Während des ersten Semesters 2008 brachen in dem Internierungszentrum von Vincennes wiederholt Revolten aus, einem Ort, an dem papierlose Ausländer eingesperrt auf ihre Ausschaffung warten. Am 21. Juni starb ein Häftling aufgrund mangelnder Fürsorge. Am nächsten Tag wurde das Zentrum während einer Revolte in Brand gesteckt. Daraufhin wurden eine Anzahl Häftlinge inhaftiert und für Brandstiftung und Gewalt gegen Polizisten angeklagt. Die meisten von ihnen waren für acht bis zwölf Monate in Präventivhaft.

Vom 16.-24. Januar ist eine Solidaritätswoche angekündigt.

In Solidarität mit den Rebellierenden des Internierungszentrums von Vincennes, die am 25., 26. und 27. Januar 2010 vor Gericht stehen, weil sie ihr Gefängnis während einer Revolte im Juni 2008 in Brand gesteckt haben. Es folgt ein kurzer Überblick von Solidaritätsaktionen, aufgrund der Übersetzung ist dieser fern davon vollständig zu sein.

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07.01.2010 – I. und P. aus der Untersuchungshaft entlassen

Laut Zeitungsartikeln sind die beiden in Aarau inhaftierten Anarchisten, denen mehrfache Brandstiftung an Luxusautos und begleitende Sprayereien angeschuldigt wird, seit ein paar Tagen aus der Untersuchungshaft entlassen. Nach 46 Tagen Haft und fast täglichen Verhören seien sie für eine der Brandstiftungen geständig, bei welcher die Beweislage am schwerwiegendsten war. Diese Informationen stammen von den Bullen und Median, sind also (wie immer!) mit Distanz zu betrachten. Wir hoffen bald direktere Informationen bekanntgeben zu können…

 

folgend der Artikel aus dem Tages Anzeiger:

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Zehn Dolchstiche gegen die Politik

Zehn Dolchstiche gegen die Politik

 

Politik ist die Kunst der Separation. Da, wo das
Leben seine Fülle verloren hat, wo das Denken und Handeln der
Individuen unterteilt, katalogisiert und in separierten Sphären
eingeschlossen wird, da beginnt die Politik. Indem sie gewisse
Aktivitäten (die Diskussion, der Konflikt, die gemeinsame Entscheidung,
die Abmachung) von den Individuen in eine Zone entfernt, die sie
regieren will, ist die Politik, aufgrund ihrer Unabhängigkeit,
gleichzeitig eine Separation unter den Separationen und hierarchische
Verwaltung dieser Trennung. Sie erweist sich also als eine
Spezialisierung, die gezwungen ist, das anstehende Problem ihrer
Funktion in eine notwendige Voraussetzung zu verwandeln, dazu bestimmt
alle Probleme zu lösen. Genau darum ist die Rolle der professionellen
Politiker indiskutabel – und das einzige was man machen kann, ist sie
zu ersetzen, sie gelegentlich auszuwechseln. Jedes mal, wenn die
Subversiven die Separation der verschiedenen Momente des Lebens
akzeptieren, und die gegebenen Verhältnisse, ausgehend von dieser
Separation, verändern wollen, werden sie zu den besten Verbündeten
dieser Weltordnung. Und gerade weil sie danach strebt, eine
Grundbedingung des Lebens selbst zu sein, flösst die Politik überall
ihren tödlichen Atem ein.

Politik ist die Kunst der Repräsentation. Um die
dem Leben zugefügten Verstümmelungen zu regieren, zwingt sie die
Individuen in die Passivität, in die verantwortungslose Delegation der
eigenen Entscheidungen, in die blosse Kontemplation des Spektakels, das
die eigene Unmöglichkeit zu Handeln in Szene setzt. Also, während die
Individuen den Willen aufgeben sich selbst zu bestimmen und sich in
blinde Anhängsel der staatlichen Maschinerie verwandeln, setzt die
Politik die Gesamtheit der Fragmente in einer falschen Einheit wieder
zusammen. Macht und Ideologie feiern ihre unheilvolle Vermählung. Da
die Repräsentation, das ist, was den Individuen ihre Handlungsfähigkeit
entreisst, bietet sie als Ausgleich die Illusion Teilnehmer zu sein und
nicht bloss Zuschauer. Diese Dimension der Politik spiegelt sich
überall da wieder, wo eine beliebige Organisation die Individuen
verdrängt, und ein beliebiges Programm sie in ihrer Passivität gefangen
hält. Sie spiegelt sich überall da wieder, wo eine Ideologie jenes
vereint, was sich im Leben gegenüber steht.

Politik ist die Kunst der Mediation. Zwischen der
vorausgesetzten Totalität und der Singularität, sowie zwischen den
Individuen. Genauso wie der Wille Gottes seine eigenen irdischen
Interpreten und Repräsentanten verlangt, so bedarf auch die
Gemeinschaft ihrer eigenen Delegierten. Genauso wie in der Religion
keine Beziehungen zwischen Menschen existieren, sondern zwischen
Gläubigen, sind es auch nicht die Individuen, die sich in der Politik
begegnen, sondern die Bürger. Die Fesseln der Zugehörigkeit verhindern
die Vereinigung, denn nur durch die Verschiedenheit wird die Separation
aufgehoben. Die Politik behandelt uns gleich, weil es in Knechtschaft
keine Unterschiede gibt – Gleichheit vor Gott, Gleichheit vor dem
Gesetz. An der Stelle des direkten Dialoges, der der Mediation entgeht
und daher die Macht negiert, errichtet die Politik ihre Ideologie. Der
Rassismus ist die Zugehörigkeit, die direkte Verbindungen zwischen den
Individuen verhindert. Jede Politik ist partizipative Simulation. Jede
Politik ist rassistisch. Nur wenn wir diese Schranken durch die Revolte
zerstören, können wir einander als Singularitäten begegnen. Ich
revoltiere, also sind wir. Doch wenn Wir sind, adieu Revolte.

Politik ist die Kunst des Unpersönlichen. Jede
Handlung ist einmalig und besonders. Jede Gelegenheit könnte der Moment
eines Funkens sein, der der Ordnung des Vagen entflieht. Die Politik
ist die Verwaltung dieser Ordnung. «Welchen Sinn soll schon eine
Handlung haben angesichts der Komplexität dieser Welt?» So
argumentieren die Schlafenden mit der doppelten Schläfrigkeit eines Wenn nur, das niemand ist und eines Später,
das niemals kommt. Die Bürokratie, treue Dienerin der Politik,
verwaltet das Nichts, damit niemand mehr zu handeln vermag. Damit nie
wieder jemand seine Verantwortung in der generalisierten
Verantwortungslosigkeit wiedererkennt. Die Macht behauptet nicht mehr,
dass alles unter Kontrolle sei, im Gegenteil, sie sagt: «Wenn es selbst
mir nicht gelingt eine Lösung zu finden, dann stellt euch mal jemand
anderes vor.» Die demokratische Politik basiert fortan auf der
katastrophalen Ideologie der Dringlichkeit («uns oder den Faschismus,
uns oder den Terrorismus, uns oder das Unbekannte»). Das Ungewisse,
auch das antagonistische, ist ein abstraktes Ereignis, ein Ereignis,
das nie eintrifft und das alles Gegenwärtige auflöst. Die Politik lädt
jeden zur Teilnahme ein, an diesem Spektakel der Bewegung im Stillstand.

Politik ist die Kunst der Vertagung. Da ihre Zeit
stets die Zukunft ist, hält sie uns alle in einer mieserablen Gegenwart
gefangen. Alle zusammen, aber Morgen. Doch derjenige, der sagt: «Ich
und jetzt» ruiniert, mit dieser Ungeduld, dieser Überschwenglichkeit an
Begierde, die Ordnung des Wartens. Warten auf Irgendetwas, das aus
dieser Verdammung des Partikulären führt. Warten auf eine Gruppe, in
der man nicht seine eigenen Entscheidungen in Gefahr bringt, in der man
seine eigene Verantwortung verstecken kann. Warten auf ein angemessenes
quantitatives Wachstum. Warten auf messbare Resultate. Warten auf den
Tod. Die Politik ist der permanente Versuch, das Abenteuer in die
Zukunft zu versetzen. Doch nur wenn «Ich und jetzt» entscheidet, kann
es ein Wir geben, das der gegenseitigen Verleugnung keinen Platz
einräumt, jener Lüge, die den einen zum Kontrolleur des Anderen macht.
Wer unmittelbar handeln will, wird immer gleich als verdächtig
betrachtet. Wenn das kein Provokateur ist, sagt man, so sieht er
zumindest so aus. Doch es ist der Moment einer Handlung, die
unaufschiebbare Freude, die uns zum nächsten Morgen trägt. Ohne
fixierten Blick auf die Zeiger der Uhr.

Politik ist die Kunst des Kompromisses. Jeden Tag
darauf wartend, dass die Verhältnisse günstig sind, endet man eines
Tages in Allianz mit den Wächtern des Wartens. Schlussendlich bietet
der Verstand, das Instrument der Aufteilung und Vertagung, jeden Tag
eine gute Rechtfertigung um sich zu einigen, um den Schaden zu
limitieren, um einige Details eines Ganzen zu retten, das man
verachtet. Der politische Verstand hat durchdringende Augen, wenn es
darum geht Allianzen aufzuspüren. Man kann nicht alles auf dieselbe
Ebene setzen, sagt man uns. Rifondazione Comunista ist bestimmt nicht
wie diese kriecherische und gefährliche Rechte (Wir wählen sie zwar
nicht – wir enthalten uns doch bei Wahlen –, aber die Bürgerkomitees,
die Initiativen auf der Strasse, das ist etwas Anderes). Das staatliche
Gesundheitswesen ist noch immer besser als private Versorgung. Ein
garantierter Minimallohn ist noch immer der Arbeitslosigkeit
vorzuziehen. Die Politik ist die Welt des weniger Schlimmen. Und
während man sich mit dem geringeren Übel abfindet, akzeptiert man Stück
für Stück das Ganze, in einer Umgebung, die uns nur noch Vorlieben
gewährt. Derjenige dagegen, der von diesem geringeren Übel nichts
wissen will, ist ein Abenteurer. Oder ein Aristokrat.

Politik ist die Kunst der Berechnung. Damit die
Allianzen profitabel sind, ist es nötig, sich die Geheimnisse seiner
Verbündeten anzueignen. Die politische Berechnung ist das erste der
Geheimnisse. Man muss wissen, worauf man sich einlässt. Man erstellt
detaillierte Listen der Anstrengungen und der erreichten Resultate. Und
durch unermüdliches Bemessen dessen was man hat, hat man
schluss­endlich alles erreicht, ausser dem Willen, dies aufs Spiel zu
setzen und zu verlieren. Man ist sparsam, aufmerksam und bereit, die
Rechnung zu präsentieren. Das Auge stehts auf das fixiert, was uns
umgibt, vergisst man niemals sich selbst. Wachsam wie Polizisten.
Wenn die Liebe zu sich selbst überläuft, drängt sie danach verbreitet
zu werden. Und diese Überfülle an Leben macht, dass wir uns vergessen,
dass wir das Rechnen verlieren, in der Spannung der Eigendynamik. Doch
sich selbst zu vergessen, ist das Verlangen nach einer Welt, wo es die
Mühe wert ist, sich selbst zu verlieren, einer Welt, die unser
Vergessen verdient. Aus diesem Grund muss diese Welt, so wie sie ist,
verwaltet von Wärtern und Buchhaltern, zerstört werden – Damit wir uns
ausgeben können, ohne zu berechnen. Denn hier beginnt der Aufstand. Die
Berechnung hinter sich lassen, doch nicht durch den Verzicht (wie es
derjenige Humanitarismus rät, der doch immer wieder damit endet, mit
den Henkern im Bunde zu gehen), sondern durch den Exzess. Denn hier
endet die Politik.

Politik ist die Kunst der Kontrolle. Damit sich die
menschliche Aktivität nicht der Fesseln von Arbeit und Pflicht
entledigt, und ihr ganzes Potenzial entfaltet. Damit die Arbeiter sich
nicht als Indivi-duen begegnen und sich ihrer Ausbeutung nicht
widersetzen. Damit die Studenten nicht die Schulen niederreissen, um
selbst zu wählen, wie, wann und was sie lernen wollen. Damit die
Familienmitglieder sich nicht ineinander verlieben, und nicht aufhöhren
die kleinen Diener eines kleinen Staates zu sein. Damit die Kinder
nichts anderes als eine unvollständige Kopie der Erwachsenen sind.
Damit man die Unterscheidung zwischen guten (Anarchisten) und bösen
(Anarchisten) nicht aufhebt. Damit die Beziehungen nicht zwischen den
Individuen entstehen, sondern zwischen Waren. Damit man sich der
Authorität nicht entzieht. Damit man, falls irgendjemand die
staatlichen Strukturen angreift, sich beeilt zu sagen: «Das ist nicht
das Werk unserer Leute.» Damit die Banken, Gerichte und Kasernen nicht
in die Luft fliegen. In einem Wort: damit das Leben nicht stattfindet.

Politik ist die Kunst der Rekuperation. Die
effizienteste Methode um jegliche Rebellion, jeglichen Wunsch nach
wirklicher Veränderung zu entmutigen, ist den Staatsmann als
Subversiven auszugeben, oder noch besser, den Subversiven in einen
Staatsman zu verwandeln. Nicht alle Staatsmänner sind von der Regierung
bezahlt. Es existieren Funktio­näre, die nicht im Parlament sitzen und
noch weniger in dessen Nebenzimmern; im Gegenteil, sie besuchen die
sozialen Zentren und kennen insgeheim die revolutionären Hauptthesen.
Sie berichten ausführlich über das befreiende Potential der
Technologie, sie theoretisieren nicht-staatliche Sphären der
Öffentlichkeit und die Überwindung des Subjekts. Die Realität – das
wissen sie gut – ist immer komplexer als irgendwelche Aktion. Wenn sie
also eine totale Theorie entwerfen, ist das nur, um sie im Alltag
völlig zu vergessen. Die Macht benötigt sie – wie sie es selbst uns
beibringen –, denn wenn keine Kritik an der Macht ausgeübt wird, wird
die Macht als solche kritisiert.

Politik ist die Kunst der Repression. Gegen jene,
die ihr Leben nicht in verschiedene Momente aufteilen, und die
gegebenen Verhältnisse verändern wollen, aufgrund der Gesamtheit ihrer
eigenen Träume. Gegen jene, die die Passivität durchbrechen wollen, die
Kontemplation und die Delegation. Gegen jene, die sich weder
irgendeiner Organisation unterwerfen, noch sich blockieren lassen durch
irgend ein Programm. Gegen jene, die unmittelbaren Austausch zwischen
den Individuen wollen, und die Differenz als den Raum für die
Gleichheit behandeln. Gegen jene, die kein Wir besitzen, auf das sie
schwören. Gegen jene, die die Ordnung des Wartens angreifen und sich
jetzt widersetzen wollen, nicht Morgen oder Übermorgen. Gegen jene, die
sich hingeben, ohne Gegenleistung, und sich im Exzess verlieren. Gegen
jene, die ihre Gefährten verteidigen mit Liebe und Bestimmtheit. Gegen
jene, die den Rekuperateuren nur eine Möglichkeit lassen: Die des
Verschwindens. Gegen jene, die sich weigern Platz zu nehmen in dem
Gewimmel von Betrügern und Schlafenden. Gegen jene, die weder Regieren
noch Kontrollieren wollen. Gegen jene, die die Zukunft in ein
faszinierendes Abenteuer verwandeln wollen.

 


Übersetzt aus Il Pugnale, anarchistische Zeitschrift in einmaliger Ausgabe, Italien, Mai 199

Entnommen aus der ersten Ausgabe der internationalen anarchistischen Zeitschrift "A Corps Perdu". Hier herunterzuladen.

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