Tag des Prozesses von Bonanno und Stratigopoulos festgelegt

Der Prozess gegen Alfredo Bonanno und Christos Stratigopoulos, die seit dem 1. Oktober 2009 in Griechenland in Haft sind und wegen Raub angeklagt sind, wird am 22. November 2010 stattfinden.

Das Solikonto für Gerichtskosten ist immer noch das gleiche: Postcheckkonto Nr. 23852353, auf den Namen A. Medeot laufend, PF 3431, Trieste mit dem Vermerk “sottoscrizione arresti in Grecia”.

Um den Genossen zu schreiben:
Alfredo Bonanno – Christos Stratigopoulos
Filakes Solomou 3-5
18110 – Korydallos
Athen (Griechenland)

Texte auf Deutsch über die Verhaftung und Situation der beiden Anarchisten sind hier zu finden.

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solidarische Sprayereien

Aus den tessiner Medien:

Vezia – Tags in Solidarität mit Marco Camenisch und Luca Bernasconi sind auf den Zementmauern der Alptransit-Baustelle gesichtet worden.
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Leider können die Veränderungen nicht rückgängig gemacht werden. Die Seite wird sich in nächster Zeit wohl etwas im Umbau befinden, sie wird vorerst jedoch mit diesem Layout wieder so gut wie möglich aktualisiert gehalten.

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Gegen Abschiebezentren, gegen alle Knäste! 1.Okt.Demo-Brüssel

Aufruf zur Demonstration am
1. Oktober 2010, 19:00 Gare du Midi – Brüssel

(in dieser Zeit findet auch das No-Border Camp in Brüssel statt)
Gegen Abschiebezentren Gegen alle Gefängnisse Gegen alle Grenzen Gegen den Staat

Folgende Texte wurden aus einem A3 Faltblatt übersetzt, das in diesen Wochen grossflächig in Belgien verteiltet wird und von diesem in Belgien seit mehreren Jahren andauernden sozialen Kampf spricht.

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Unser Kampf gegen die Abschiebelager ist ein revolutionärer Kampf, ein Kampf der nicht bloss auf die Zerstörung dieser Lager abzielt, sondern auf die Umwälzung der Gesellschaft als Ganzes. Er ist ein Kampf, der niemals was auch immer von den Politikern oder den anderen Repräsentanten der Macht fordern wird, schlichtwegs, weil sie die Verantwortlichen unserer täglichen Sorgen und unserer Probleme sind. Er ist ein Kampf gegen die Mächtigen und ihre Strukturen, gegen alle Gefängnisse, gegen den Terror der Lohnsklaverei, gegen die Eigentümer, die Gerichtsvollzieher, die Richter und Bullen. Er ist ein Kampf gegen eine Gesellschaft, die sich auf Hierarchie und Macht begründet.

Er ist auch ein Kampf für etwas anderes. Ein Kampf für eine totale soziale Umwälzung, für die soziale Revolution, für die kraftvolle und leidenschaftliche Entfaltung eines jeden. Ein Kampf für die Solidarität, für die Lebensfreude, für die Freiheit. Er ist ein Kampf, dem sich alle annehmen können, der beginnt, wenn jemand entscheidet, dass es genug ist, und dass er seine eigenen Grenzen überschreiten wird, um das möglich zu machen, was unmöglich schien. Er ist ein Kampf, der von einer von Positionen und Rollen befreiten Welt träumt und der sein Ziel bereits im Innern seines Kampfes realisiert. Ein Kampf, in dem wir uns mit dem brennenden Herz und der Liebe von Kameraden wiederentdecken können, ein Kampf für die Anarchie. Und all das, was wir tief in unseren Herzen tragen, kann einzig durch den Kampf wachsen, um niemals zu verkümmern…

Gegen den Bau eines neuen Abschiebezentrums in Steenokkerzeel

Anfang Mai 2009 hat der Staat mit dem Bau eines neuen Abschiebezentrum [centre fermé] in der Nähe von Brüssel begonnen. Er befindet sich gleich neben einem anderen Zentrum: dem 127bis in Steenokkerzeel. Seit da ist ein Kampf im Gange. Ein Kampf, der nicht bloss diesen Bau verhindern will, sondern auch die Gefängnisse, die Grenzen und die Staaten in seine Visierlinie stellt. Denn die Abschiebezentren sind nicht so sehr “eine Sache für sich”, sondern vielmehr eines der Werkzeuge, mit dem dieses System versucht, sein Überleben zu sichern.

Der Kampf gegen die Abschiebezentren in Belgien ist nicht von Gestern. Seit mehr als zehn Jahren kämpfen Leute auf verschiedene Weisen dafür, diese Lager verschwinden zu lassen. Im Innern der Zentren brachen viele Revolten aus. Der Staat hat sich also vorsichtshalber entschlossen, den Bau eines neuen Abschiebezentrums in dicke Rauchschwaden zu hüllen: Indem er es als etwas präsentiert, das niemanden zu kümmern braucht, das nichts über die Gesellschaft aussagt, in der wir leben, das kein Gefängnis sei, sondern ein einfaches “Aufnahmezentrum”. Ein erstes Ziel dieses Kampfes war, und ist noch immer, diesen eisernen Vorhang herunterzureissen. Man muss auch wissen, dass das Ausländerbüro, die föderale Instanz, die die Abschiebezentren und die Ausschaffungen von Sans-Papiers verwaltet, verhindert, zu viele Informationen bezüglich der Revolten und Aufstände, die in den Zentren stattfinden durchsickern zu lassen. Dort versuchen sie jene zu isolieren, die sich gegen die Ausschaffungen auflehnen, sie versuchen, zu verhindern, dass eine Solidarität in Gang kommt; eine Solidarität, die nicht irgendeine Barmherzigkeit zum Ausgangspunkt hat, sondern ein gegenseitiges Wiedererkennen in der Revolte.

Diese letzten Monate wurden an verschiedenen Orten in Belgien zahlreiche Flyer gegen die Abschiebezentren verteilt; die Mauern der Städte sind mit Plakaten und Slogens bedeckt worden und wiederholte Male sind Leute, mit Flyern und Farbe in den Händen, durch die brüsseler Quartiere gezogen. Diese Agitation versuchte mit der Stille zu brechen und die Existenz von Abschiebezentren in einer breiteren Perspektieve zu sehen. Denn ein Abschiebezentrum ist nicht bloss ein Haufen von Stacheldraht, sondern ist Teil einer ganzen Maschinerie, die die Abschiebung jener ermöglicht, die der Staat als “Unerwünschte” betrachtet. Von den Unternehmen, die die Zentren erbauen und verwalten (wie Besix, Valens, Michiels NV., Fabricom, Dalkia, die Bontinck Architekten,…), jenen, die dort Dienste erbringen (wie ISS Cleaning, Die Postbank, Sodexo Catering) bis zu in der Migrationspolitik verantwortlichen Personen und Institutionen (alle politischen Parteien, die Polizei, die federale Instanz FEDASIL, die sich mit der “Aufnahme” der Asylbeantragenden beschäftigt und ihre “Selektion” vereinfacht, die öffentlichen Verkehrsmittel und die Dienste der sozialen Kontrolle wie das Gewerbeaufsichtsamt, die mit Razzien von Sans-Papiers kollaborieren). Während der vergangenen Monate sind diese Rädchen oft auf unterschiedliche Weise bedrängt, angegriffen und sabotiert worden. Nach gewissen Quellen fanden mehr als hundert solcher kleiner, bescheidenen und anonymen Aktionen gegen die Abschiebemaschinerie statt.

Die grosse Herausforderung dieses Kampfes ist es jetzt, eine Art und Weise zu finden, weiterhin vorwärts zu gehen, all jenen Mut zu geben, die die Deportationslager zerstören wollen. Die Stärke dieses Kampfes ist es, dass er einzig auf seine eigenen Kräfte zählt, ohne und gegen die politischen Parteien, ohne bei den Politikern oder Journalisten um Verständnis zu betteln. Er ist ein Kampf von unten und sein hauptsächliches Terrain ist die Strasse. Dieser Kampf soll ermöglichen, uns dort wiederzufinden, in der Strasse; die Revolte zu diskutieren und anzufachen, ob individuell oder kollektiv. Und so nähern wir uns Bisschen für Bisschen, Schritt für Schritt, dem, was wir wollen: Mit unseren eigenen Händen die Abschiebezentren niederzureissen, alle zu befreien und sommit von einer anderen Welt zu sprechen, einer Welt der Freiheit.

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Hardbrücke in Brand

Presseartikel:

In einer Baustelle auf der Hardbrücke in Zürich ist am Samstagmorgen gegen 1.30 Uhr ein Feuer ausgebrochen. Leser Reporterin Sabine Rödiger wohnt in der Nähe der Hardbrücke und fotografierte den Brand mit dem Handy. «Ich war Zuhause und wurde von den vielen heulenden Sirenen geweckt», so Rödiger. Als sie dann aus dem Fenster geschaut habe, habe sie Flammen auf der Hardbrücke gesehen. Die Brücke war bis 7 Uhr gesperrt. Nach Polizeiangaben entstand durch das Feuer ein Sachschaden von mehreren hunderttausend Franken. Verletzt wurde niemand.

gefunden auf indymedia:

Erklärung zum Anschlag auf die Hardbrücke

Gründe:

Erstens: Muss sie weg, für eine schönere Stadt.

Zweitens zur Unterstützung im Kampf gegen die Bonzen für folgende Menschen:

Billy, Costa, Silvia und Marco – Hungerstreik in den Knästen
Solidarität mit den Anarchisten Philipp und Ivo
Marco Camenisch, der wohl am längsten sitzende politischer Gefangene in der Schweiz. Noch immer kämpft er, und schon nur dafür war es die Aktion wert

Im Gedenken an die tausenden Toten täglich, die weltweit an Hunger, Aids oder anderen Auswirkungen dieses Scheisssystems verrecken.

Für die griechische anarchistische Bewegung
Für die Hausbesetzter/innen-Szene weltweit

Für die Freiheit eines jeden einzelnen, ob mensch, tier oder Planze

Und natürlich für Kneubühl, der es gewagt hatte, auszuticken und dabei den richtigen über den Haufen geschossen hat.

Kampf der Ideologie
Links rechrs schrott
für die Anarchie

Brennt die Städte nieder
einzige Regel (für unsere gruppe)
Keine verletzten Menschen!!!!

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Hungerstreik: Flyer+Banner gegen Nano und Biotechnologien

In Solidarität mit dem Hungerstreik, den Billy, Silvia, Costa und Marco am 10. September begonnen haben, und der 20 Tage dauern soll, hat eine Gruppe von Leuten am Dienstag dem 14. September in Zürich beim Uni- und ETH-Gebäude, sowie auf verschiedenen Plätzen in der Stadt den nachfolgenden Flyer verteilt. Ausserdem wurde beim Central ein 2m breites und 7m hohes Transparent gut sichtbar aufgehängt. Darauf stand: „technology is born to do a step forward in control of human animals and earth. AGAINST DOMINATION! NO NANOTECH, NO BIOTECH!“.

Der Flyer:
[PDF im Anhang]

Die Welt um uns herum befindet sich in rasendem Wandel. Und trotzdem nehmen wir es kaum war. Die gestern proklamierten Neuheiten sind heute schon Selbstverständlichkeit. Was gestern noch beunruhigte und Revolten provozierte, haben wir heute schon akzeptiert, verdrängt oder vergessen. Wir leben in einer ewigen Gegenwart, als wäre die Welt nie anders gewesen, als könnte sie nie anders sein. Der Plastik und Beton, die Waren und Technologien, die Industrien und Bürokomplexe sind wenige Generationen alt, doch bereits weltumspannend und kaum mehr wegzudenken. Täglich nehmen wir unsere Umwelt hin, so wie sie ist, leblos, aber – funktionierend.

Die Idee des Fortschritts, der Maschinen als Mittel zur Emanzipation, des per se Gutheissens jeder technologischen Neuerung entpuppt sich spätestens dann als Trugschluss, wenn wir die allgemeine Verarmung der menschlichen Beziehungen betrachten. Der Bezug zwischen unserer Umgebung und den Menschen, mit denen wir diese bewohnen, der Geschichte, die sie formte und letztlich uns selbst wird immer schwächer. Die technische Organisierung der Gesellschaft, die extreme Spezialisierung und Arbeitsteilung, lässt den Graben zwischen der Tätigkeit, die wir ausüben, und unserer Fähigkeit, ihre Konsequenzen zu begreifen immer grösser werden. Doch die Faktoren, die diese Entwicklungen vorantreiben, übersteigen uns nicht nur, die meisten scheinen nicht einmal Interesse daran zu hegen, deren Ursprünge und Folgen zu bedenken. Was trägt dieser “Fortschritt“ voran und welchen Überlegungen oder Anforderungen entspringt er?
Die heuchlerische “wissenschaftliche Neutralität“ stellt die Machtinteressen dahinter kaum in Frage. Es ist schwer zu übersehen, dass die Forschungen hauptsächlich dazu dienen, die Produktivität zu steigern, die Ausbeutungsverhältnisse zu rationalisieren und festigen, die dazu notwendige Kontrolle über das Leben zu vertiefen und somit in jeder Hinsicht die bestehende Ordnung zu erhalten. Als Fundament und Motor dieser Epoche sind Technologie und Wissenschaft – wohl die mächtigsten – Mittel im Dienste der Herrschaft und als solche nie neutral gewesen.

Doch wir wollen hier von einer Entwicklung sprechen, die noch eine Stufe tiefer in unsere Leben eindringt. Eine, die sich auf so kleiner Ebene abspielt, dass wir sie mit unseren eigenen Sinnen kaum mehr erfassen können. Dies drängt uns in eine Abhängigkeit von wissenschaftlichen Experten, die uns, zu einem gewissen Zeitpunkt, über Experimente und konkrete Anwendungen informieren, die bereits über unseren Köpfen entschieden wurde. In den Universitäten und Forschungszentren werden seit längerer Zeit Bio- und Nanotechnologien entwickelt, die es ermöglichen, Materie auf molekularer und atomarer Ebene zu manipulieren. Hier geht es nicht mehr um einfache, räumlich begrenzte Experimente: Sie haben sich die Welt zum Laboratorium gemacht. Die gentechnisch manipulierten Organismen, die Nanopartikel schreiben sich fortan, ebenso wie die radioaktiven Strahlungen, unwiderruflich in die Welt ein, die wir alle bewohnen. Unzählige Lebensmittel enthalten bereits derart manipulierte Stoffe. Die Befürworter dieser Technologien verkünden öffentlich ihren humanitären Gebrauch – in der Medizin, der Nahrungsproduktion, der allgemeinen “Verbesserung“ unserer Lebensweise.

Doch die wirklichen Interessen der Machthaber liegen wo anders . Wie die meisten technologischen Systeme, wurden auch die Nano- und Biotechnologien zu einem Grossteil im Rahmen militärischer Studien entwickelt. Ihr Potenzial, in jeden Bereich des Alltags einzudringen und so die soziale Kontrolle erheblich auszuweiten, wird schnell offensichtlich. Es existieren bereits intelligente Mikrochips in unsichtbarer Grösse (RFID), die auf jedem beliebigen Produkt platziert werden können, um seiner Bewegung zu folgen. Derart manipuliertes Saatgut, dass es jährlich neu gekauft werden muss, ist heute schon handelsüblich. Staubkorngrosse Nano-Maschinen, die zu Überwachungszwecken gebraucht werden können oder Chip-Implantate mit persönlichen Informationen (wie der “Veri-Chip“ der Firma ADS), werden in Zukunft wahrscheinlich Verbreitung finden.

Wir wollen hier nicht eine weitere Liste der von dieser Gesellschaft produzierten Schrecken erstellen. Könnten diese noch aufrütteln, müssten tausend Herde der Revolte entstehen. Nein, denn „von allen Leidenschaften ist Angst diejenige, die die Menschen am wenigsten dazu drängt, das Gesetz zu übertreten“ [Hobbes]. Trotz der erdrückenden Präsenz der herrschenden Ordnung müssen wir zunächst lernen, wieder zu träumen – von einem Leben ohne Leistungsdruck und Kontrollwahn, von einer ganz anderen Welt, in der wir uns weder von Menschen noch von Maschinen unterordnen lassen. Wir müssen lernen, unsere Träume in die Wirklichkeit zu tragen, mit all den Kämpfen, die dies impliziert…

Mit den Machthabern, die diese Technologien fördern und denen sie zu Nutzen kommen, in Dialog zu treten, ist Zeit- und Energieverschwendung. In einem solchen Dialog werden sie immer gewinnen. Schliesslich stehen hinter diesen Entwicklungen nicht bloss die Phantasmen einiger Wissenschaftler und Technokraten, es ist die diesem ganzen Systam zugrundeliegende Logik, die in diese Richtung drängt. In seinem Expansionsdrang verschlingt der Kapitalismus jeden Bereich der Existenz, der noch vermarktet werden kann. Nachdem schon längst der ganze Planet unter seiner Herrschaft steht, versucht er diese nun zu vertiefen – und zwar bis ins kleinste Detail. Je Komplexer das System ist, desto gefährlicher sind die Störungen. Dies ruft nach einer möglichst umfassenden Kontrolle des Lebenden – dem eigentlichen Faktor der Unberechenbarkeit.
Diese Logik ist allen unter der Herrschaft des Kapitalismus entwickelten Technologien innewohnend. Solange wir nicht die Fähigkeit besitzen – in der Verweigerung jeglicher Form von Herrschaft und aus sozialen und ethischen Überlegungen – zu entscheiden, welche technischen Entwicklungen die Freiheit begünstigen und welche unterwerfen, und daher vernichtet gehören, ist es absurd, über ihren “guten“ oder “schlechten“ Gebrauch zu debattieren. Die vermeintliche technische Effizienz kann nur noch dank einer Spezialisierung erreicht werden, die die Diskussion über deren Konsequenzen von den Betroffenen trennt und auf eine rein wissenschaftliche Ebene verbannt. Daher denken wir, dass es notwendig ist, einige Schritte zurück zu setzen und diese Entwicklungen als das zu erkennen, was sie sind: Ein Angriff auf jegliche Fähigkeit zur Selbstbestimmung unserer Leben. Wer mit diesem Wandel der Welt nicht einverstanden ist, dem bleibt nunmehr kein Rückzugsort. Unsere Ablehnung kann nur in einen Kampf münden, der auf die Zerstörung dieser Technologien abzielt, das heisst, auf die Umwälzung der ganzen sozialen Ordnung, die solche Monströsitäten produziert.

einige Anarchisten

Mit diesem Flyer wollen wir auch unsere Solidarität mit dem Hungerstreik von Billy, Silvia, Costa und Marco ausdrücken, den sie vom 10. September an 20 Tage lang führen. Erstere drei wurden am 15. April 2010 in Langnau am Albis (Zürich) verhaftet, da sie angeblich vorhatten, das züricher Forschungszentrum der IBM anzugreifen. Seitdem sitzen sie verteilt in drei schweizer Gefängnissen. Marco Camenisch wird schon seit bald 20 Jahren aufgrund von Sabotageakten im Kampf gegen Atomkraftwerke gefangengehalten.

auf italienisch:

Il mondo in cui viviamo si trova in una fase di rapido cambiamento, ma non ce ne
rendiamo quasi conto. Ciò che ieri era una novità, oggi lo diamo già per scontato.
Ciò che ieri destava inquietudine ed era causa di rivolte, oggi già lo abbiamo
accettato, rimosso dai nostri pensieri o semplicemente dimenticato. Viviamo in un
eterno presente, come se il mondo non fosse mai stato e non potesse mai diventare
differente.
La plastica e l’asfalto, le merci e le tecnologie, l’industria e i complessi
d’uffici nonostante esistano solo da poche generazioni sono un fenomeno mondiale in
continua crescita, immaginarsi un’esistenza senza di loro diventa sempre più
difficile. Quotidianamente accettiamo questo mondo così com’è, privo di vita ma
funzionale…
L’idea del progresso, della macchina come mezzo di emancipazione, dell’approvazione
a priori di ogni innovazione tecnologica, si rivela come una conclusione errata, al
più tardi nel momento in cui consideriamo il generale impoverimento dei rapporti
umani, sia in modo qualitativo che quantitativo per fare spazio a un’alienazione
dilagante. Il legame tra il nostro ambiente e le persone con cui lo condividiamo,
la storia che lo ha plasmato e infine con noi stessi, diventa sempre più debole.
Non solo i fattori portanti di questo cambiamento vanno al di la della nostra
comprensione, ma la maggioranza delle persone non sembra nemmeno nutrire interesse
nel riflettere sulle loro origini e le loro conseguenze. L’organizzazione tecnica
della società, l’estrema specializzazione e divisione del lavoro rendono sempre più
profondo il fossato tra le attività che esercitiamo e la nostra capacità di
comprenderne i loro effetti. Da quali considerazioni e necessità nasce questo
“progresso” e cosa lo fa avanzare? Con l’ipocrisia della “neutralità della
scienza”, gli interessi del dominio non vengono mai analizzati in modo critico. Non
è difficile vedere che le ricerche scientifiche servano in primo luogo all’aumento
della produttività, alla razionalizzazione e al rafforzamento dello sfruttamento e
di conseguenza anche al necessario aumento del controllo sulla vita. Tutto questo
serve quindi al mantenimento dell’ordine vigente in ogni suo aspetto. Fondamenta e
motori della nostra epoca, tecnologia e scienza sono i mezzi – certamente i più
potenti – al servizio del potere e proprio per questo non sono mai stati neutrali.

A noi qui però interessa parlare di uno sviluppo che penetra in modo ancora più
capillare nella nostra vita. Uno sviluppo che sta avvenendo in una dimensione
talmente minuta che noi non siamo più in grado di percepire con i nostri sensi.
Questo ci rende quindi dipendenti da esperti, che a un certo punto ci informano a
proposito di decisioni su esperimenti e applicazioni tecnologiche pratiche prese al
di sopra delle nostre teste. Da parecchio tempo, nelle università e nei centri di
ricerca vengono sviluppate bio e nanotecnologie che rendono possibile la
manipolazione della materia a livello molecolare e atomico. Qui non si tratta più di
semplici esperimenti circoscritti a degli spazi delimitati; adesso è il nostro
stesso pianeta ad essere usato come laboratorio. Gli organismi geneticamente
modificati, le nanoparticelle così come il radioattivo, s’inseriscono
irrevocabilmente nel mondo in cui noi tutti viviamo. Innumerevoli generi alimentari
già contengono sostanze manipolate in questo modo. I sostenitori di tali tecnologie
proclamano pubblicamente il loro uso per scopi umanitari – nella medicina, nella
produzione alimentare e in generale nel “miglioramento” della nostra vita. I veri
interessi di chi esercita il potere, però, sono altri. Come la maggioranza dei
sistemi tecnologici, anche le nano e biotecnologie sono state sviluppate in gran
parte da ricerche in ambito militare. Il loro potenziale di intrusione in ogni
aspetto del quotidiano, quindi di ampliare considerevolmente il controllo sociale
diventa subito evidente. Già esistono dei microchip di dimensioni talmente ridotte
da essere invisibili all’occhio nudo (RFID) che possono essere piazzati su qualsiasi
prodotto con lo scopo di seguirne gli spostamenti. Sementi manipolate in modo da
essere sterili e che quindi devono essere ricomperate ogni anno, sono già comunemente
di uso commerciale. Minuscole nanomacchine utilizzate nel campo della sorveglianza e
chip da impiantare contenenti informazioni personali (come il “Veri-Chip” della
ditta ADS) probabilmente si diffonderanno in futuro.

Non vogliamo fare un’ulteriore lista degli orrori creati da questa società. Se ciò
servisse a scuotere la gente, allora avremmo già migliaia di focolai di rivolta –
No, già Hobbes sapeva che “tra tutte le passioni, la paura è quella che meno porta
le persone a trasgredire la legge”. Nonostante la opprimente presenza dell’ordine
vigente, per prima cosa bisogna imparare a sognare di nuovo – sognare una vita fuori
dalle logiche del rendimento e del controllo, un mondo totalmente diverso dove non
ci lasciamo sottomettere né da persone, né da macchine. Dobbiamo imparare a
trasformare in realtà i nostri sogni, con tutte le lotte che ciò implica…

Entrare in dialogo con i potenti che sviluppano e fanno sviluppare tali tecnologie,
ne implementano l’utilizzo e ne approfittano, è una perdita di tempo e di energia. In
tal dialogo loro vinceranno sempre. In fondo tali sviluppi non sono portati avanti
solo dai fantasmi di alcuni scienziati e tecnocrati, ma dalla logica di un intero
sistema che spinge in questa direzione. Nel suo bisogno di espansione, il
capitalismo divora tutti gli ambiti dell’esistenza che possono ancora essere messi
sul mercato. Dopo essersi già impadronito da molto tempo dell’intero pianeta, ora
cerca di approfondire il proprio potere – fino nei minimi particolari. Più è
complesso il sistema, più pericolosi diventano i disturbi. Ciò crea quindi la
necessità di un controllo il più completo possibile sulla vita – il fattore
dell’imprevedibilità per eccellenza.
Tale logica è insita in tutte le tecnologie sviluppate sotto il dominio del
capitalismo. Finché non saremo capaci di decidere – nel rifiuto di ogni forma di
dominazione e a partire di riflessioni sociali e etiche – quali sono gli sviluppi
tecnici che favoriscono la libertà e quali invece quelli che sottomettono e perciò
vanno distrutti, risulta assurdo discutere di un loro uso “buono” o “cattivo”.
L’efficacia tecnologica può essere raggiunta solo grazie alla specializzazione che
separa la discussione sulle sue conseguenze dalle persone che ne sono colpite e che
la relega a un livello puramente scientifico. Pensiamo che sia necessario fare un
passo indietro e riconoscere questi sviluppi per quello che realmente sono, ovvero
un attacco contro ogni capacità di autodeterminazione delle nostre vite. A chi non è
d’accordo con l’evoluzione di questo mondo, non rimane nessun luogo in cui
ritirarsi. Il nostro rifiuto può solo sfociare in una lotta che mira alla
distruzione di queste tecnologie, cioè allo sconvolgimento dell’intero ordine
sociale che produce queste mostruosità.
Anarchiche/ci

+++++

Con questo volantino vogliamo esprimere la nostra solidarietà con lo sciopero della
fame di Billy, Silvia, Costa e Marco iniziato il 10 settembre e che durerà 20
giorni. I primi tre sono stati arrestati il 15 aprile 2010 a Langnau am Albis
(Zurigo) perché presumibilmente avrebbero voluto attaccare il centro di ricerca IBM
di Zurigo. Da allora si ritrovano in tre prigioni diverse in Svizzera. Marco
Camenisch è detenuto già da quasi 20 anni per atti di sabotaggio nella lotta contro
le centrali nucleari.

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Knastspaziergänge

am mittwoch dem 15. september 2010 haben einige leute vor dem knast in thun (billy) und dem in biel (silvia) lärm gemacht und mittels megaphon ihre solidarität ausgedrückt.
dies ist eine sehr einfache, kleine aber umso notwendigere aktion, die ihnen die drinnen sind gerade zu zeiten ihres hungerstreiks -aber nicht nur-, kraft geben kann und sie darin unterstützt ihren kampf weiterzuführen.

freiheit für ALLE gefangenen!

tod dem staat und seinen knästen!

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Anlässlich des Hungerstreikes von Marco, Silvia, Billy und Costa haben wir Silvia einen „Besuch“ abgestattet.

Mehr als ein Dutzend Menschen zeigten am Fr. 10. September 2010 ihre Solidarität mit den Hungerstreikenden. Speziell zu Silvia, die seit Mitte April 2010 im Gefängnis in Biel sitzt. Solidarische Parolen wie: Liberi tutte/i! Freiheit für alle politischen Gefangenen wurden vor dem Gefängnis skandiert.

Drinnen und Draussen ein Kampf gegen Staat und Kapital!!
Der Kampf geht weiter!
Gegen jegliche Ausbeutung von Menschen, Tieren und der Erde!
Fuck IBM!!!

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Verschiedene Texte zur Operation gegen die Anarchisten in Chile

Samstag Morgen, den 14. August 2010, brach eine grosse Operation der anti-„terroristischen“ Dienste (GOPE, LABOCAR, Inteligencia de Carabineros) gegen die anarchistische und anti-autoritäre Bewegung los. Schon seit Monaten hetzten die Medien und rechten sowie linken Politiker gegen die Bewegung auf.

Offiziell zielte diese lange Serie von vom Spezial-Staatsanwalt Alejandro Peña (der die Untersuchungen über die anarchistischen Angriffe zentriert) veranlassten Hausdruchsuchungen und Verhaftungen auf die mutmasslichen Urheber von 23 dieser in Santiago während der letzten Monate verübten, bekennten Brand- und Sprengstoffanschläge ab („Caso Bombas“ wie Macht und Medien diese Untersuchung nennen). Während der Pressekonferenz, die folgte, legte der Staatsanwalt als entscheidende „Beweise“ imaginäre TNT-Spuren auf den Händen und Kleidern (sie sind stark in den Chilenischen Labors!) von drei der 14 Verhafteten, was sechs von ihnen in die Angriffe verwicklen würde.
Die beiden ersten Durchsuchungen in Santiago fanden im Squat La Crote statt (bei Santa Isabel #380 gelegen), wo 6 Personen verhaftet worden sind. Dasselbe geschah gleichzeitig im besetzten sozialen Zentrum Sacco y Vanzetti (bei Santo Domingo #2423 gelegen).

Unter den Verhafteten befanden sich neben mehreren wohlbekannten anarchistischen Kameraden auch mehrere ex-Lautaristen (der post-maoistischen Bewaffneter-Kampf Gruppe Mapu Lautaro, die sich in den 90er Jahren auflöste). Die 14 Verhafteten sind grösstenteils in das 33. Kommissariat von Ñuñoa verlegt worden, bevor sie vor das 11. Juzgado de Garantía von Santiago gebracht wurden. Die Anschuldigungen sind Terroristische Vereinigung („Asociación ilícita terrorista“) zu Sprengstoffanschlägen („Colocatión de Artefacto explosivo“).

Diese sehr demokratische Operation [1], ist ein spektakulärer, gegen einen Teil der anarchistischen Bewegung inszenierter Schlag mit grosser Verstärkung durch die Medien, wie man es bereits in anderen Ländern während der letzten Jahre gesehen hat (Griechenland, Italien, Spanien). Doch dennoch, was gibt es unglaubliches daran, dass, angesichts einer Vervielfachung von Angriffen jeglicher Art und in einem chilenischen Kontext eines intensiven sozialen Kreiges, der Staat, nach Schuldigen suchend, sie wie gewöhnlich bei den sichtbarsten Teilen der Bewegung suchen geht (Squats und Ehemalige des Bewaffneten Kampfes), und vor allem bei jenen, die in ihren Ideen am entschlossensten und sind?

Es liegt nun auch an der Solidarität, ihre provisorische Isolierung zu durchbrechen, und aufzuzeigen, dass der Kampf weitergeht, mit Feuer, Freude und Explosionen… der Wut.

Keine Durchsuchungen noch Verhaftungen werden den sozialen Krieg aufhalten!

[1]. Und nicht proto-faschistisch, wie die üblichen Herumjammerer verkünden (wie in dem aus Jura Libertaire entnommenen Text, der von „Gestapo“ und „Pinochettismus“ spricht, während er selbst die Repression gegen die… alternativen Medien in den Vordergrund stellt!!)

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Am vergangenen 14. August kam es in Santiago und Valparaiso zu Hausdurchsuchungen in Sozialzentren, Squats und Privatwohnungen. Dabei wurden 14 AnarchistInnen verhaftet.

“Als chilenischer Präsident versprach ich der Straflosigkeit ein Ende zu setzen und ich glaube, dass der Schlag von gestern den Geist der Regierung widerspiegelt, die Delinquenz und das organisierte Verbrechen mit aller Kraft und mit aller Härte des Gesetzes zu bekämpfen…” (Staatspräsident Piñera zu den Verhaftungen)

Infos zu den Verhaftungen in Chile

Die „audiencia de formalizacion“ (Im Chilenischen Strafverfahren werden bei dieser Audienz vom Staatsanwalt in Anwesenheit eines Richters dem Angeklagten die Anklagepunkte kommuniziert) endete mit der Präventivhaft für 8 Kameraden. Als „Beweise“ wurden Videos über Repression, Mauricio Morales, usw. gezeigt, die auch auf dem Internet gefunden werden können, ein Telefongespräch, in dem eine ehemalige Regierungsfunktionärin zu einem Angeklagten sagt, er „soll aufpassen“, und T.N.T-Spuren.

Seit weniger als einer Woche zählt die Staatsanwaltschaft zudem auch auf einen Zeugen, der sich freiwillig gemeldet hätte, um bei der Bekämpfung der vermeintlichen Terrororganisation zu kollaborieren.

Bis jetzt wirft der Staatsanwalt Peña den beiden ex-Lautaristen Rodolfo Retamales und Pablo Morales vor, die Anführer der kriminellen Vereinigung zu sein. Einem weiteren Angeklagten wird vorgeworfen, Mittäter beim missglückten Bombenanschlag vom 22. Mai 2009 gewesen zu sein, bei dem Mauricio Morales das Leben verlor. Zwei Kameraden wurden aufgrund mangelnder Beweise freigelassen. Einem von ihnen wird jedoch vorgeworfen, er hätte Kontakte zu ausländischen Aktivisten, von denen er Gelder bekäme, um die Anschläge zu finanzieren. Das Geld sei einem gefangenen ex-Lautaristen überwiesen worden.

Dieser Repressionsschlag war zu erwarten. Vor einigen Monaten wurde der neue Staatsanwalt Alejandro Peña für den so genannten „caso bombas“ ernannt, der eine „Perspektivenänderung“ im Umgang mit Aufständischen angekündigt hatte. In einem Interwiew vom 20. Juni antwortet er auf die Frage, warum er bessere Resultate als seine Kollegen erzielen würde, folgendermassen: „es geht nicht um mich, sondern um ein multidisziplinäres Team, das in seinem Kampf GEGEN DAS ORGANISIERTE VERBRECHEN (…) grosse Erfahrungen gesammelt hat, wir haben eine Methodik, die nicht von den physisch hinterlassenen Spuren der Verbrecher abhängt.“ (Dazu ist zu sagen, dass Peña zuvor auf das organisierte Verbrechen von Drogenhändlern spezialisiert war.) Dieses Interview wurde auf Forderung der Polizei publiziert, um die „Perspektive“ der medialen Ermittlungen im „caso bombas“ zu ändern. Bis vor dem Antritt Peñas versuchten die Staatsanwälte der Regierung die Gründe für das langsame voranschreiten der Ermittlungen zu erklären. Die Presse sagte zu dieser Zeit, dass die „Täter“ keine formale Organisation und keine Anführer hätten. Mit dieser Beschreibung erklärt sich, warum es schwer ist/war, „Verantwortliche“ zu finden und gleichzeitig, dass eine kriminelle Vereinigung ausgeschlossen ist. Jedoch mussten der Öffentlichkeit Verantwortliche für die 100 Bombenanschläge zwischen 2005 und 2010 präsentiert werden. So kam ein neuer Staatsanwalt und jetzt spricht man von „organisierten Gruppen, die bestimmte Anführer haben und die auftauchen, um Anschläge zu planen, um in der Bevölkerung Angst zu verbreiten“.

Die bürgerliche Presse, Mitarbeiter der Polizei, hat bei der Herstellung des Konstruktes tatkräftig Vorarbeit geleistet. Nun ist in den Zeitungen von strukturierten Organisationen mit Anführern, Auftragnehmern und Helfern die Rede. So zum Beispiel berichtete die Presse Anfangs Juli über die Festnahme eines Mannes, der im Auftrag der Anarchisten Bomben bastle und dafür von diesen Anarchisten bezahlt werde. Die Presse kündete die Repressionswelle bereits an, als Mitte Juni ein Artikel erschien, der eine Liste von 25 Verdächtigen im „caso bombas“ aufzeigte, zwar keine Namen nannte, diese jedoch teilweise sehr genau beschrieb.

Ganz im Sinne der angekündigten „Perspektivenänderung“ werden den Angeklagten Rollen und Aufgaben innerhalb dieser erfundenen strukturierten Organisation zugeteilt. Die Kameraden werden für Delikte beschuldigt, wie „presuntos lideres“ („mutmassliche Anführer“, 2 Personen), „supuestos colaboradores“ („vermeintliche Mittäter/Mitarbeiter“, 8 Personen) und „eventuales instaladores“ („eventuelle Installateure/Ausführer“, 5 Personen). Diese imaginäre Gruppe soll seit 2005 operieren, und soll in mindestens 17 der 100 Bombenanschläge, die zwischen 2006 und 2010 verübt wurden, verwickelt sein.

SOLIDARITÄT MIT DEN GEFANGENEN DES SOZIALEN KRIEGES

Seit 2006 verübt die antiautoritäre Offensive in Chile Sprengstoffanschläge gegen Gebäude und Symbole der Macht. Der Staat und die Presse taufte dies „caso bombas“.

Da sie für diese Anschläge keine Verantwortlichen finden konnten, begann eine mediale und polizeiliche Hetze gegen Kameraden, die öffentlich ihre Freiheitsideen verbreiten. Sie wollen uns isolieren und bestrafen, um die anderen Ausgebeuteten abzuschrecken und jede antiautoritäre Idee zu zerstören. Die Presse hatte das repressive Szenario bereits vorbereitet und der neue Staatsanwalt Alejandro Peña erfand die Existienz einer kriminellen Vereinigung mit Bossen und Soldaten, etwas unvorstellbares für alle die, welche jede Form von Autorität und Hierarchie ablehnen.

Die Autorität, die unsere Kameraden verfolgt, ist dieselbe, die miserable Lebensbedingungen aufzwingt, Völker unterdrückt und heute das von Pinochet festgelegte Antiterrorgesetz modifizieren will, um jede Form von sozialem Protest brutal zu bestrafen.

Die Repression erstaunt uns nicht, doch wir werden deshalb nicht Schweigen. Es gibt viele Arten Solidarität zu Zeigen: Kritik und Ungehorsam, Information über die Verfolgten und Agitation, aber vor allem durch mehr Konflikt mit der sozialen Ordnung der Mächtigen und durch die Propaganda der Taten.

SOLIDARITÄT MIT DEN UNSCHULDIGEN, KOMPLIZITÄT MIT DEN SCHULDIGEN

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Erneut Hausdurchsuchung im Sozialzentrum Sacco y Vanzetti

Mittwoch 25. August

Erneut Hausdurchsuchung im C.S.O Sacco y Vanzetti

Heute morgen sperrte eine Gruppe der LABOCAR (Inteligencia de Carabinieros), begleitet von einer Spezialeinheit, die Strasse St. Domingo ab, wo das C.S.O Sacco y Vanzetti liegt. Niemand wurde durchgelassen. Sogar den Bewohnern des Quartiers (Barrio Yungai) wurde der Durchgang Verboten.

SIE WAREN ALLEINE

Weder die Verteidiger der Kameraden des „caso bomba“ noch die Bewohner des Hauses wurden benachrichtigt. Seit dem 14. August, als unsere Kameraden verhaftet wurden, ist das Haus unbewohnt und strengstens überwacht. Sie hatten die nötige Zeit, um jegliche falsche Beweise zu konstruieren, um alles übereinstimmen zu lassen, was ihnen passt und diejenigen, die sie wollen zu beschuldigen.

Nach den nichtigen und lächerlichen Beweisen der Staatsanwaltschaft ist deren verzweifelte Suche nach einem Beweis für die Existenz dieser erfundene kriminellen Vereinigung (für welche die Kameraden verhaftet wurden) offensichtlich.

Dies ist ein Aufruf zur Vorsicht. Die Macht hat durch die Verfolgung antiautoritären Ideen bereits seine eigenen Gesetze gebrochen. Alles ist zu erwarten, es wäre nicht das erste Mal und bestimmt nicht das letzte. Dies ist ein erklärter Krieg, ein dreckiger Krieg. Sie versuchen uns die Hände zu binden, in ihre Kerker einzusperren und fordern, dass es hiermit jetzt endet. Es gibt nichts utopischeres, als zu versuchen die libertären Ideen zu töten.

SIE HÄTTEN EINEN RUCKSACK MIT „TNT-SPUREN“ GEFUNDEN

Der Staatsanwalt Peña behaubtet, bei der Hausdurchsuchung der Sacco y Vanzetti, die in Abwesenheit der Bewohner durchgeführt wurde, sei ein Rucksack mit TNT-Spuren gefunden worden. Eine sehr eigenartige Behauptung, wenn wir an den Artikel der bullengesteuerten Zeitung „El Mercurio“ des 17. Augusts zurückdenken: „Eine Gruppe junger „okupas“ („squatters“) verliess am Samstagabend in einem Lieferwagen das Kollektiv „Sacco y Vanzetti“. Ein paar Stunden zuvor hatte die PDI das ganze Gelände durchsucht und eine grosse Menge an subversivem Material beschlagnahmt. Einige Dinge, die zurückblieben wurden von den Anarchisten ins Auto geladen. Sie fuhren zu einem Haus in Avenida Valdivieso in der Komune Recoleta.“ Wie ist das möglich, dass sie (die Anarchisten) „einige Dinge, die zurückblieben“ mitnahmen und etwas so heikles, wie ein Rucksack mit TNT-Spuren „zurückblieb“? Dieser Rucksack wurde gestern gefunden, als das Haus bereits seit einer Woche leer stand und verriegelt war. Dies ist eine Erfindung Peñas, um die Freiheilassung von Camilo Perez und Carlos Rivera (die wegen mangelnder Beweise freigelassen wurden) zu widerrufen. Wie wir sehen liefert uns dieselbe Presse, die die neue Sprache Peñas annimmt, um zu „informieren“ die plumpsten Beweise für diese Show. (Wie die Behauptung in der Schlagzeile: „Caso bombas: Staatsanwaltschaft entdeckt 17 Videos mit Bekenntnis zu Anschlägen“, die nichts weiteres waren als Videos über Mauricio Morales, die auf Internet zu finden sind. Wenn du einen Journalisten siehst, weisst du was es zu tun gibt. Ach ja, merke dir die Namen.)

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Freilassung zweier Kameraden widerrufen

Wie bereits viele wissen schaffte es der Staatsanwalt Peña, die Freilassung der beiden Kameraden Carlos Rivera und Camilo Perez zu widerrufen. In der „audiencia de formalizacion“, die für 8 der 14 Kameraden mit Präventivhaft endete, konnten die beiden nicht eingesperrt werden, da der Staatsanwalt deren Beteiligung in der imaginären kriminellen terroristischen Organisation nicht beweisen konnte. Wie wir wissen ist der Faktor „Finanzierung“ wichtig, deshalb war es für Peña dringend notwendig einer der Kameraden, der beschuldigt wird Geld zur Finanzierung der Organisation bekommen zu haben, einzusperren. Sonst wäre das Puzzle auseinander gefallen.

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Am 30. August wurden zwei ex-Lautaristen verhaftet. Es wird vermuttet, dass der Staatsanwalt sie nun der „kriminellen terroristischen Organisation“ beifügen will.

14 Verhaftungen und eine weitere im Jahr 2008 waren wenige. Der Staatsanwalt Peña muss sich bewusst geworden sein, dass seine schlagenden Beweise langsam schwach werden, besonders wenn es ein neues Gericht gibt. Die neuen Spuren, die aus den Ermittlungen entspringen sagen nichts aus. Nur das Echo der Presse ertönt in den Ohren, als würde es neue Beweise geben. Sie wissen, dass die Beweise in der „audiencia de formalizacion“ (Formulierung der Anklagepunkte) nichts wert sind. Sie können nichts beweisen. Aus diesem Grund tauchte dieser Rucksack in einer zweiten Hausdurchsuchung im Sozialzentrum C.S.O Sacco y Vanzetti auf, nach dem es bereits eine Woche zuvor geräumt und geschlossen wurde. Nur die Polizei konnte das Haus betreten. Dieselbe Polizei erzählte der Presse zuvor, dass die Kameraden alle ihre Sachen vor der Schliessung des Hauses mitgenommen hätten. Sehr aussergewöhnlich, dass genau ein Rucksack mit TNT-Spuren zurückblieb – Sie brauchten einen und fanden ihn.

Am 30. August verhaftete die Brigada Investigadora di Robos Oriente zwei Kameraden, die beiden ex-Lautaristen Patricio Gallardo und Alejandro Rodriguez, wegen ihrer mutmasslichen Beteiligung an einem Überfall auf einen Geldtransporter im Jahr 2009. Dennoch hat die PDI (Policia de Investigaciones de Chile) bei den Verhaftungen für die Durchsuchung ihrer Wohnungen gesorgt. Dabei wären „Beweise“ gefunden worden, die sie mit dem „caso bombas“ in Verbindung setzen würden. Folgendes sei von den Bullen gefunden worden: miguelitos (vierspitzige l-förmige Nägel), Salzsäure, 6 Messer, 5 Steinschleudern und Spuren von Schwarz- und Weisspulver, die sie in 10 Deo-Flaschen gefunden hätten. Und dies ist noch nicht genug.

Sie hätten „Zeitschriften“ und „subversives Material“ gefunden, das nicht weiter beschrieben wird. Das beschlagnahmte Material wurde der Fiscalia Sur, oder besser gesagt Peñas Staatsanwaltschaft, geschickt. Es wird angenommen, dass jetzt behauptet wird, mit den Überfällen seien die Anschläge finanziert worden ode, besser gesagt, das Schwarzpulver oder der Feuerlöscher.

Wie wenn dies nicht genug wäre, schickte Peña den Journalisten sofort eine Mitteilung, um seine Anschuldigungen zu untermauern. Er behauptete es gäbe Videos die zeigen, wie einer der Verhafteten, das „Machtzentrum“ Sacco y Vanzetti begeht.

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Hungerstreikerklährung von Marco, Billy, Costa und Sylvia

Wir, Billy, Costa, Silvia und Marco, revolutionäre ÖkoanarchistInnen in Geiselhaft des Schweizer Staates, haben entschlossen einen individuell unterschiedlich langen (15-20 Tage) kollektiven Hungerstreik vom 10. bis Ende September 2010 durchzuführen.

Wegen den umständehalber bestehenden Begrenzungen und Verzögerungen der Kommunikation, die unter uns drei in U-Haft sogar im totalen Kommunikationsverbot bestehen, ist die Abmachung und Organisierung dieser Initiative schwierig und vielleicht nur in der Folge werden ausführlichere auch individuelle Nachrichten, Bestätigungen und Erklärungen möglich sein*.
Aber als revolutionäre AnarchistInnen wollen wir von hier drinnen hiermit entschlossen unsere internationalistische solidarische Teilnahme jenseits jeglicher spezifischen Tendenz an den revolutionären Initiativen und Kämpfen drinnen und draussen gegen Repression, Knast, Isolation, Folter bekräftigen.
Wir stehen für die Befreiung aller Geiseln im sozialen und revolutionären Krieg gegen das System, für die Befreiung aller, für die Zerstörung aller Knäste und Gehege und aller Gesellschaften, die sowas nötig haben. In diesem Sinne erklären wir auch unsere totale Unterstützung und Solidarität für die neulich entstandenen Befreiungskampagnen für langzeitgefangene RevolutionärInnen.
Unsere Initiative ist Kontinuität im Kampf an der Seite aller, die diesen immer schärferen und brutaleren gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und ökologischen Krieg und Krisenzustand nie nur erdulden wollten.
Unsere Initiative ist auch Ausdruck der Kontinuität unserer langjährigen starken, soliden, affinen und kämpferischen Beziehungen als “grüne/antizivilisatorische” AnarchistInnen.
Als solche sind wir gemeinsam gegen jeden Staat, Pfaffen und Herrn, gegen jeden Knast und jede Repression, gegen jegliche Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, der Frauen durch die Männer, der anderen Spezies und der Natur durch den Menschen.
Wir sind auch untereinander und mit Leuten aus anderen Erfahrungen vereinigt im radikalen Kampf gegen die Schädlichkeiten und Zerstörungen dieses System und natürlich gegen dieses System, das sie verursacht und nötig macht. Das heisst gegen dieses bestehende techno-wissenschaftliche industrielle Produktions-, Konsumismus- und Warensystem des Kapitalismus, gegen dieses monopolistische und imperialistische System der Multis und ihrer Staaten.
Ob es nun seine alten oder innovativen Schädlichkeiten und Zerstörungen sind. Und auch wenn sie von der typisch betrügerischen Arroganz der Herrschenden und ihrer Lakaien, das heisst von den Wissenschaftern, Medien, PolitikerInnen, Bullen, Pfaffen und Organisationen auf der Lohnliste der Herrschenden oder ihres pseudo-demokratischen Dialog-Theaters einen humanitären und „umweltverträglichen“ Anstrich erhalten und als notwendig erklärt werden. Wie das z. b bei Nano- und Biotech, GVO, „alternative Energien“ und sogar Atomkraft eben der Fall ist! Und auch wenn dieser imperialistische, kriegstreiberische und global terroristische Abschaum der Herrschenden und ihre KomplizInnen und Institutionen kann uns “Vandalen”, “TerroristInnen”, “Öko-TerroristInnen”, etc. nennt, sobald unser Dissens und Widerstand und unser Kampf für eine Gesellschaft aus freien und autonomen Individuen ohne Sklaverei, Unterdrückung, Ausbeutung und Zerstörungen real wird!
Wir sind also Menschen, die gegen die ursprünglichen Wurzeln dieses aktuellen Systems grundlegend kritisch sind und kämpfen, weil dieses System ist der am weitesten fortgeschrittene, vollständigste und zerstörerischste Ausdruck der jahrtausende alten anthropozentrischen Zivilisation. Denn diese Zivilisation ist technologische und industrielle (Produktion/Konsum) Herrschaft, ist patriarchale Abrichtung, ist soziale Schichtung und Kontrolle, ist massenweise Einsperrung in Städten, ist Ausbeutung, ist Unterdrückung, ist organisierte Gewalt und Krieg des Menschen gegen den Mensch, des Mannes gegen die Frau, des Menschen gegen die anderen Spezies, des Menschen gegen die Natur und gegen den Rest des Universums.
Abschliessend, aber sicher nicht als Letztes: diese Initiative ist auch ein komplizenhafter, solidarischer und aktiver Beitrag und Gruss an alle euch RevolutionärInnen jeder Tendenz, die ihr uns allein oder vereint und hier und jetzt mit eurer solidarischen, freien und wahren revolutionären Liebe unterstützt und gegen jeden Ausdruck des Monsters Staat und Kapital kämpft: und zwar mit euren Initiativen, mit der Kontinuität und Verstärkung des revolutionären Widerstandes, mit der revolutionären Offensive, sei es am Lichte der Sonne oder der Sterne oder des Mondes, mit allen notwendigen Mitteln.
Zusammen sind wir stark, Solidarität ist unsere beste Waffe!
7. September 2010, aus dem Knast Schweiz, Billy, Costa, Silvia und Marco

*Zur Initiative und weiter, aus dem Lager Pöschwies, Zürich
Im Juni haben wir mit der Diskussion und Organisierung dieser Initiative begonnen. Kurz danach verfügte die Bundesanwaltschaft die bekannten feigen Verschärfungen der politischen und persönlichen Kommunikationsblockade mit Silvia, Costa e Billy, in der üblichen Vernichtungs- und Isolierungslogik eines grundlegend rassistischen und faschistischen, kapitalistischen und imperialistischen Schurkenstaates der Multis, und hier erinnere ich daran, dass nur schon die Genfer Privatbanken 10% des weltweiten Privatvermögens verwalten…. Nur schon der Vorwand gegen diese Aggression auf die Integrität und Identität der drei GenossInnen ist ein schwerwiegender Akt der Diskriminierung. Genau das ist es in einem Schurkenstaat, der sich doch seiner vier amtlichen Landessprachen, darunter auch Italienisch, so sehr rühmt, und als Begründung seines Angriffes die Menge an italienischer Korrespondenz heranzieht, die ins Deutsche übersetzt werden müsse. Keinesfalls überraschend ist auch, dass irgendein Bulle der Bundes-Repression aus niedriger politischer Feindseligkeit und Repressalie willkürlich die Korrespondenz zwischen den Dreien und einer Genossin der Roten Hilfe International aus der Schweiz total blockiert, weil sie sich auch zu ihrer Unterstützung öffentlich einsetzt, und zwar in vorderster Front, praktisch und sehr wirksam.
Die Kommunikationsblockade heisst praktisch, dass, falls denn die Briefe nicht total blockiert werden, ich erst nach einem bis eineinhalb Monaten eine Antwort erhalte. So wurde die gemeinsame Diskussion und Ausarbeitung einer Erklärung mit besser artikulierten und verfassten Inhalten verhindert. Als einziger konnte ich diese Erklärung entwerfen und allen zusenden. Aber, und das erst im allerletzten Moment, konnten wir uns so gegenseitig nur das sichere Einverständnis über die grundlegenden zu vermittelnden Inhalte mitteilen und die Zeiten festlegen.
Aber eins ist sicher, und wir beweisen es jetzt erneut. Wir drinnen und ihr draussen, wir lassen uns von den kriminellen Logiken der Repressalie und der Aggression des Repressionsabschaums von Staat und Kapital weder terrorisieren noch paralysieren. Im Gegenteil, diese Logiken bewirken die Verstärkung der Mobilisierung, der Auseinandersetzung, der aktiven Teilnahme und Vereinigung auf den verschiedenen Ebenen des Kampfes. In diesem Sinne begrüsse ich das Treffen für die Befreiung der Tiere und der Erde am 10-11-12 September und Silvias Botschaft dazu herzlichst; oder die Vereinigung von kommunistischen und anarchistischen Kräften in Rom für die Initiativen der internationalen Kampagne zur Befreiung der politischen Gefangenen…; oder, wie in Mexiko, Chile, Argentinien, hier und überall begrüsse ich freudig die militanten revolutionären/aufständischen Aktionen der Solidarität und Repressalie gegen die Übergriffe der Repression, weil revolutionäre Repressalie eines der bedeutenden und notwendigen Schlachtfelder des sozialen Krieges ist. Ihre Schandtaten dürfen uns nie verwundern, aber (bis sie nicht hinweggefegt sind) desto unbestrafter sie davonkommen, desto zügelloser werden sie.
marco camenisch, Pöschwies, 7. September 2010

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Offener Brief der Insassen der Strafanstalt Sennhof

Hugo Portmann gab Marco Camenisch mit einem Brief vom 17. Juli aus der Strafanstalt Sennhof in Chur folgenden Auftrag ( Zitierung Abschnitt seines Briefes vom 17. Juli 2010); (…) Betrifft:
Ausschaffungsabteilung Sennhof, wir müssen immer wieder zusehen wie die armen Abgelehnten Asylanten deportiert werden, als Beispiel sende ich dir einen offenen Brief an eine Zeitung hier, aber wie ich diese kenne, werden sie diesen offenen Brief wahrscheinlich nicht publizieren. Es haben immerhin 16 Insassen den offenen Brief unterschrieben (…). Ich bitte dich das offene Schreiben über deine GenossInnen zu publizieren im Internet. (…)

Chur 14. Juli 2010

An die Südostschweizer Zeitung
Redaktion
Commecialstrasse 20
7007 Chur

Sehr geehrte Redaktion der Südostschweizer Zeitung, wachen sie endlich auf…!

Wir Insassen waren Zeugen einer abartigen Aktion von Staatsbeamten und Beamtinnen, wahrscheinlich von der Kantonspolizei Graubünden. Die gegen jegliche Menschenwürde verstossende Aktion hat sich folgendermassen abgespielt.
Wir wurden durch das Geschrei von mehreren Kindern, einer Frau und einem Mann aus der Ausschaffungsabteilung aufmerksam. Nach ca. 15-20 Minuten nahm dieses gequälte Geschrei ein abruptes Ende.
Nach einer längeren Zeit kamen mehrere Beamten und Beamtinnen in Zivil aus der Ausschaffungsabteilung raus, und luden mehrere Kleinkinder in einen zivilen Bus ein.
In eine zweiten Bus, auch in Zivil, wurde eine Frau mit einem Helm, Fussketten und in Handschellen gebracht. Getrennt von ihren kleinen Kindern von zirka 4 und 6 Jahren. Der Mann wurde auch mit Handschellen in den zweiten Bus verfrachtet.
Frage: In welchem Rechtsstaat leben wir hier…? wo kleine Kinder mit Gewalt von ihrer Mutter getrennt werden, in einem getrennten Bus abgeführt werden, und die Kinder müssen zusehen wie ihre Mutter mit Helm und Fussketten und Handschellen in einen zweiten Bus verfrachtet wird.
Frage: Bündner Bürger, wie würdest du reagieren, wenn deine Frau und deine kleinen Kinder vom Kanton Graubünden so behandelt würden…?!
Frage: Würdest du Bündner Bürger zu einem Willhelm Tell mutieren, oder diese willkürliche Behandlung erdulden…!?
Schweigen heisst: Nicht sagen, was man sagen sollte gegen Ungerechtigkeiten. Diese Vorgangsweise ist die feige und devote Ignoranz eines freien und autonomen menschlichen Denkens und Handelns.

„Graubündner Justizia schäme dich…!“

AUS SOLIDARITÄT ZU DEN UNS UNBEKANNTEN KLEINKINDERN UND DER FRAU UND DEM MANN.

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Langstrasse Zürich, Unruhen. 200 Solidarisieren sich gegen Verhaftung

Artikel aus dem Tages Anzeiger:

10.09.2010

10 Polizeiwagen für 1 Verhaftung

Als die Stadtpolizei gestern einen mutmasslichen Drogendealer festnehmen will, solidarisieren sich gegen 200 Passanten mit dem Mann. Mit einem massiven Aufgebot muss die Verhaftung geschützt werden.

Als gestern Donnerstag gegen 23 Uhr Polizisten im Kreis 4 einen mutmasslichen Drogendealer festnehmen wollten, drohte die Situation plötzlich zu eskalieren. Passanten auf der Langstrasse solidarisierten sich mit dem dunkelhäutigen Mann. Die Beamten mussten damit rechnen, von Unbeteiligten angegriffen zu werden. Laut Tagesanzeiger.ch Leser flogen sogar Flaschen in Richtung der Polizisten.

Die Beamten im Einsatz beurteilten die Lage als so kritisch, dass sie Verstärkung anforderten. Zehn Einsatzwagen und über zwei Dutzend Beamte fuhren mit Blaulicht vor. Mit Schildern und Gummischrot-Gewehren sicherten sie die Verhaftung ab. «Glücklicherweise konnten wir relativ schnell genug Leute vor Ort schicken und den bis zu 200 Personen Einhalt gebieten», sagt Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei Zürich, auf Anfrage von Tagesanzeiger.ch. Das sei jedoch nicht jedes Mal möglich, so Cortesi weiter. «Zudem haben die Einsatzkräfte nicht immer die komplette Ausrüstung dabei, um auf solche Menschenmengen zu reagieren», sagt Cortesi.

Grösster Einsatz seit längerem

Das Phänomen, dass sich unbeteiligte Nachtschwärmer solidarisieren und Polizeiaktionen stören, beschäftigt die Stadtpolizei seit vergangenem Herbst. Beamte wurden teilweise massiv angepöbelt und sogar angegriffen und verletzt. Mit der Aktion Respekt machte die Polizei im Dezember 2009 auf das Problem aufmerksam. Bei Einsätzen griffen die Beamten konsequent durch und waren jeweils mit einem grossen Aufgebot vor Ort.

Danach beruhigte sich die Situation etwas. Der Vorfall von vergangener Nacht ist laut Cortesi zwar glimpflich abgelaufen, war jedoch die grösste Bedrohung seit langem. «Diese Entwicklung macht uns Sorgen, da sie die Polizeiarbeit massiv stört. Zudem werden nicht nur Polizeibeamte, sondern auch Sanitäter angegriffen», sagt Cortesi.

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Akrobatischer Häftling entflieht aus dem Gefängnis Horgen

Aus der 20. Min:

Ein 25-jähriger Häftling hat sich aus dem Gefängnis Horgen abgesetzt. Gekonnt kletterte er an der Fassade hoch und floh über eine Mauer. Nach ihm wird noch gesucht.

Ein 25-jähriger Mann türmt am Sonntagmorgen aus dem Gefängnis in Horgen. Wie das Amt für Justizvollzug mitteilte, gelang ihm das dank akrobatischer Fähigkeiten. Mit Gürteln und Schnürsenkeln erklomm er die Fassade und floh über die Spazierhof-Mauer.

Ein Häftling seilt sich ab und gelangt in die Freiheit. (Bild: www.zh.ch) Ein Häftling seilt sich ab und gelangt in die Freiheit. (Bild: www.zh.ch)

Nach ihm läuft eine Fahndung. Der Mann aus Albanien war wegen rechtswidriger Einreise in die Schweiz zu 90 Tagen Haft verurteilt worden. Mitte November wäre er entlassen worden.

Die Umstände seiner Flucht sind Gegenstand von Ermittlungen. Sobald Erkenntnisse vorlägen, würden die «nötigen Schlüsse aus dem Vorfall gezogen», teilte das Amt mit.

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Serbe verprügelt den Chef vom Einwohneramt

aus dem Blick:

27.08.2010

Es ist ein normaler Arbeitstag für Jean-Marie Chèvre (62). Dienstagmorgen um 7.30 Uhr empfängt der Chef des jurassischen Einwohneramts, dem auch die Fremdenpolizei unterstellt ist, in seinem Büro in Delsberg einen 46-jährigen Serben.

Sofortige Ausschaffung

Der illegale Asylbewerber wird von zwei Polizisten begleitet. Er weiss, dass er nicht in der Schweiz bleiben darf. Nun überbringt ihm Chèvre die Nachricht: Er muss das Land noch am selben Tag verlassen.

Der Serbe hat drei Asylgesuche eingereicht – alle abgelehnt. Ein Rekurs vor dem Kantonsgericht – erfolglos.

In Chèvres Büro reagiert der Mann zuerst gelassen auf seine sofortige Ausschaffung. Doch als er Anstalten macht zu gehen, verpasst er dem Chef-Beamten einen Fusstritt in die Schläfengegend, rammt ihm die Faust in den Kiefer, verdreht ihm die Finger und reisst ihn wie wild an den Haaren.

Der Serbe rastete aus

«Es passierte im Bruchteil einer Sekunde», sagt Chèvre. Die beiden Polizisten konnten so schnell nicht reagieren. Chèvre: «Schliesslich warfen ihn die Polizisten zu Boden und legten ihm Handschellen an.»

Der Serbe wurde am selben Abend nach Belgrad ausgeschafft. Chèvre trug ein blaues Auge und gestauchte Finger davon. Laut «Le Quotidien Jurassien» erstattete er Strafanzeige.

Am nächsten Tag ging er zur Arbeit, als wäre nichts gewesen. «Es ist wie beim Reiter, der vom Pferd fällt: Man muss sofort wieder aufsteigen», sagt der furchtlose Beamte.

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vorläufig ausser Betrieb

Wegen einer spontanen Programmier-Skript Änderung des Blog-Anbieters wurde leider die ganze Seite entstellt und in ein Beispiel-Layout übertragen. Daher das Chaos hier… Die publizierten Texte sind noch auffindbar, wenn auch etwas unübersichtlicher. Wir besitzen jedoch momentan nicht die Nerven, alles noch mal von neuem einzurichten und stundenlang an irgendwelchen blöden Codes rumzubasteln, daher wird diese Seite wohl während der nächsten Wochen ausser Betrieb sein…

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Zürich: 55 Beschädigte Billetautomaten

Ein Artikel aus der 20min, 05. August 2010:

"Freipass zum «Schwarzfahren»?

In der Stadt Zürich gestaltete sich am Donnerstag das Billettlösen an diversen Orten als Herkulesaufgabe. Nachdem Vandalen in der Nacht auf Mittwoch insgesamt 55 Billettautomaten beschädigten, indem sie die Ausgabeschale mit Bauschaum füllten und den Münzprüfer und den Entwerter mit Sekundenkleber versperrten, war das Billettlösen vielerorts nicht einfach.
Laut VBZ-Sprecher Andreas Uhl ist das aber kein Freipass, ohne Ticket in ein Tram oder einen Bus zu steigen. Die Praxis ist aber klar geregelt. «Als Fahrgast sind sie verpflichtet zu versuchen, ein Billett zu lösen», so Uhl zu 20 Minuten Online. So müsse etwa der Ticketkauf beim Automaten auf der anderen Strassenseite versucht werden. Wer auch dann kein Ticket lösen kann, darf trotzdem ins Tram einsteigen. Er sollte sich aber bestenfalls beim Chauffeur melden. Sicher aber muss er bei einer Billettkontrolle angeben, bei welcher Haltestelle er zugestiegen ist. «Der Fahrgast bekommt dann trotzdem eine Zahlungsaufforderung. Stellt sich aber heraus, dass er vor einem defekten Automaten gestanden hat, wird die Zahlungsaufforderung hinfällig.»

Ein Racheakt?

Uhl rechnet nicht damit, dass viele Zahlungen hinfällig würden. Das Personal sei schnell über die defekten Automaten informiert gewesen. «Die Automaten waren zudem sehr schnell wieder betriebsbereit. Die defekten Teile wurden umgehend ausgewechselt», sagt Uhl.
Noch nicht geklärt ist hingegen, wer hinter dem Vandalenakt steht. «Ich glaube nicht, dass es sich um eine Einzelperson handelt», sagt der VBZ-Sprecher. Beschädigte Automaten gab es mit Ausnahme der Stadtkreise 1,5 und 12 in allen Kreisen. Er kann sich gut vorstellen, dass es sich um einen Racheakt handelt, den mehrere Personen zu verantworten hätten. Wer dahinter steckt, weiss die VBZ aber nicht. «Wir haben auch kein Bekennerschreiben erhalten.

 

Ein weiterer Artikel dazu im Tages Anzeiger

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Nachwort zur spanischen Ausgabe der „Geschichte von zehn Jahren“

Nachwort zur spanischen Ausgabe der "Geschichte von zehn Jahren"
Die « Geschichte von zehn Jahren », im Februar 1985 von der Gruppe Encyclopédie des Nuisances (EdN) publiziert, versuchte eine Bilanz aus der “ersten Epoche der modernen proletarischen Revolution“ zu ziehen, die 1968 ihren Anfang nahm. Für die EdN ist es dem Proletariat zwar gelungen, das Herrschaftssystem in mehreren Ländern ins Wanken zu bringen, doch blieb es angesichts des Ausmasses der historischen Aufgabe stehen, die die Konsequenzen seiner Aktion implizierten. So modernisierte sich dieses System und nahm sich der Lasten an, indem es die Arbeitermilieus zersetzte und den Gegenangriff verunmöglichte. Die EdN bemühte sich diese Niederlage gründlich zu analysieren, die weder Demarkationslinie mit dem kapitalistischen Feind noch “irreversible allgemeine Schlussfolgerungen“ hinterliess. Im selben Masse wie die spektakuläre Herrschaft das soziale Terrain besetzte, verschlechterten sich die “subjektiven Bedingungen der Revolution“ und führte die Entfremdung zu verheerenden Schäden. Mit dem Kampfterrain ging auch die Erinnerung verloren, und mit der Erinnerung die Idee selbst eines Projektes autonomer sozialer Organisation. Diese kompromisslose Kritik erlaubte eine Deutlichkeit, dank der es nicht nur möglich war, den “Schmerz“ der Epoche zu diagnostizieren, sondern auch, ein Gegenmittel zu finden. Die EdN distanzierte sich von linksradikalen Splittergruppen und Prositus 1, die, sich mit einem abstrakten Proletariat identifizierend und auf das nahe Bevorstehen revolutionärer “objektiver Bedingungen“ zählend, glaubten, sich die Arbeit, es zu kennen und zu stützen, zu ersparen, und sich in einer Periode des Wartens hielten. Doch sie distanzierte sich auch, zumindest in diesem Punkt, von der Situationistischen Internationale (S.I.), die ihre Auflösung siegesgewiss rechtfertigte: Die S.I. war nicht mehr notwendig, da die Situationisten überall waren. Die EdN geht vom anderen Extrem aus: Wie das Zurückweichen nach dem Mai 68 zeigte, existierte das situationistische Proletariat nicht, das imstande wäre, die theoretische Reflexion überflüssig zu machen. Da auf die Fusion des historischen Bewusstseins mit der Revolte gegen die Gesellschaft des Spektakels nicht länger als ein unvermeidliches Resultat der herrschenden Verhältnisse gewartet werden konnte, musste einem “vereinigen kritischen Blickwinkel“ entgegengearbeitet werden, der darüberhinausgehende Perspektiven öffnet. Hierfür ging die EdN wie folgt vor: anstatt eine neue allgemeine kritische Theorie der Gesellschaft auszudrücken, machte sie sich an die Aktualisierung dieser Kritik, indem sie sie mit konkreten Unzufriedenheitserscheinungen verband, mit Protesten gegen die Umweltschäden [nuisances]. So beabsichtigte sie die Verurteilung dieser Welt weiterzuführen, die von der revolutionären Theorie der vorangehenden Epoche, das heisst, von der situationistischen Theorie ausgesprochen wurde. Weiterlesen
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Urbanismus und Ordnung

Urbanismus und Ordnung

« Der ideale Urbanismus ist die konfliktlose Projektion der
sozialen Hierarchie in den Raum. »
Anmerkungen gegen den Urbanismus, S.I. nr. 6

Der Urbanismus ist die Gesamtheit von Techniken, die darauf abzielen, die Städte in Zentren der Kapitalakkumulation zu verwandeln. Er ermöglicht den Besitz des sozialen Raumes durch den Kapitalismus, Raum, der sich gemäss der Normen wiederzusammensetzt, die seine Herrschaft diktiert. In dieser Hinsicht ist der Urbanismus schlichte, akkumulierte Zerstörung des sozialen Lebens. Uns an die spanische Situation haltend, werden wir das Phänomen der Urbanisierung entsprechend des Vernichtungsgrades des städtischen Milieus in drei Perioden unterteilen: Der bourgeoise Urbanismus (1830-1950), der Überentwicklungsurbanismus (1950-1985) und der totalitäre Urbanismus (von den 80er Jahren an). In den ersten beiden Perioden diente der Urbanismus als Technik der Trennung, um die Atomisierung und Zerstreuung der Arbeiter zu fördern, die durch das Produktionssystem zwangsläufig zusammengeführt wurden. Die dritte Periode geht von der allgemeinen Isolierung der Bevölkerung aus, welcher mit dem Verschwinden des Fabrikensystems und der Generalisierung eines konsumeristischen Lebensstils Vorschub geleistet wird. Der Automatismus der Maschine überwiegt die anderen Faktoren und formt gleichzeitig die menschliche Existenz und das ganze Funktionieren des städtischen Milieus. Er enthüllt das totalitäre Wesen des zeitgenössischen Urbanismus. Weiterlesen
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Das Gewicht der Erinnerung

Das Gewicht der Erinnerung
Die libertäre Bewegung hat eine Vergangenheit, die so schwer mit Ereignissen und Konsequenzen beladen ist, dass es schon immer ein Problem war, mit ihr fertig zu werden. Nicht alles sind Siege, Erfolge und Heldentaten gewesen. Es hat Fehler, Verrat und vor allem Niederlagen gegeben. Erstere machen keine Schwierigkeiten, aber letztere sind schwer zu verdauen. Die Bürde der Verantwortung, die die Vergangenheit mit sich schleppt, lässt die Libertären praktisch K.O. Das schlechteste, was man in diesem Fall tun kann, ist, den Kopf in den Sand zu stecken. Man kann nicht jedes Mal den Blick abwenden, wenn eine zweifelhafte Tat oder ein ungünstiger Fakt ans Licht kommt. Das Gericht der Geschichte hat die Bewegung bereits verurteilt und die Bilanz gezogen, während es die Helden und die Verräter, die Authentischen und die Zufälligen in letzter Instanz aufzeigte. Es geht also nicht darum, eine Orthodoxie festzulegen und ausgehend von dieser Diplome des Anarchismus zu verteilen. Es geht um etwas viel schwierigeres: die Vergangenheit in die Gegenwart zu tragen, um ihr Sinn zu geben. Die Erinnerung zurückzuerlangen, aber nicht um es wie früher zu tun, sondern um die heutige Zeit zu verstehen. Wer seine Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verurteilt, ihre Fehler zu wiederholen; die Erinnerung ist das einzige, was die Besiegten nicht entbehren können. Sie ist die wichtigste Waffe, manchmal die einzige, die ihnen bleibt. Weiterlesen
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Die Partei des Staates

Die Partei des Staates


« Wer Ursache der Macht von anderen ist,
ist es auch zu seinem eigenen Verderben. »
Machiavelli

Ein Gespenst geht um die Welt, auf der Lauer nach Lebenden; das Gespenst des Staates. Seine Beschaffenheit ist nicht mehr die zentrale Frage unserer Epoche. Den zweiten proletarischen Ansturm gegen die Klassengesellschaft einmal überwunden, ordnen sich die Interessen des Staates jenen des Kapitals unter und die Initiative fällt endgültig dem Finanzwesen zu. Die Börse hat tatsächlich Grenzen aufgelöst, und überall setzen sich die Holding, der Trust, das multinationale Unternehmen über die politischen und administrativen Instanzen hinweg. Die Abgeordneten, die Gewerkschaftsführer, die Intellektuellen, die Minister, etc. treten hinter die Manager, die Experten und das Marketing zurück. Das Konkurrenzprinzip setzt sich gegen das Organisationsprinzip durch und der Staat fügt sich der Vormachtstellung des Marktes. Die tatsächliche Macht manifestiert sich wenig in der administrativen Führung und der täglichen Politik, denn sie liegt nicht länger in den Händen des Funktionariats. Während die Macht anwächst, entrinnt sie dem Staat. Das Fortschreiten der Bürokratisierung hielt inne und Staat und Kapital, Bürokraten und Finanzleute sind wieder getrennte Realitäten. Im Gegensatz zur Entwicklung der letzten fünfzig Jahre zeigt die gegenwärtige historische Tendenz in Richtung eines allmählichen Verlustes der Hegemonialmacht des Staates. Weiterlesen
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Anstelle einer Einleitung

Anstelle einer Einleitung
Die folgenden Artikel wurden von Miguel Amorós verfasst, sowie viele andere Beiträge zu den laufenden Debatten in Spanien. Wir entschieden uns, einige dieser Überlegungen ins Deutsche zu übersetzen; weniger aufgrund der von Amorós gezogenen Schlussfolgerungen, an denen wir uns gelegentlich gestossen haben, sondern vor allem, weil wir in ihnen viele Fragestellungen gefunden haben, die sich aufdrängen, wenn wir beabsichtigen, eine revolutionäre Theorie zu entwickeln, die wieder auf der Höhe unserer Zeit ist. So begrüssten wir die Überlegungen zur Technologie und der Verschiebung der Herrschaftsverhältnisse, die sie mit sich bringt, ebenso wie jene über die Neigungen und Konflikte unter den Interessen der Machthaber. Die Wichtigkeit der Erinnerung an unsere Geschichte und die Rolle des Urbanismus, der erstere systematisch beseitigt, werden zwar aus dem recht spezifischen, spanischen Kontext betrachtet, sind aber Themen, die überall gleichermassen ihre Spuren hinterlassen. Die historischen Bedingungen haben sich seit den letzten revolutionären Vorstössen in Europa grundlegend verändert, und mit ihnen auch die Bedingungen der sozialen Kämpfe. Eine Klasse von Ausgebeuteten, die durch ihre gesellschaftliche Bedingung verbunden ist und es weiss, ist mit der Rationalisierung der Produktion und der Entfremdung der Massen im Laufe der vergangenen Jahrzehnte nach und nach verschwunden; und mit ihr, so scheint es, auch der Traum eines gemeinsamen Auswegs aus den persönlichen Konflikten mit dieser Welt, der weder an Autorität noch an Waren gebunden ist, sondern an die fundamentale Umwälzung aller bestehenden Verhältnisse. Auch Amorós geht von dieser Feststellung aus, verfällt jedoch allzu oft dem Katastrophismus, anstatt sich Hypothesen zu widmen, die hier und jetzt, in Abwesenheit eines offenen Klassenkampfes, mit einer offensiven Praxis verbindbar sind, die dessen Rückkehr begünstigt. Diese Haltung widerspiegelt sich in den kritischen Anmerkungen zur Encyclopédie des Nuisances und ihrer gemachten Verbindung der Kämpfe gegen die Umweltschäden mit der Geschichte der Klassenkämpfe bzw. der Theorie der Situationistischen Internationale. Weiterlesen
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