Diese Kritik am Buch „Der kommende Aufstand“ erschien 2009 in Frankreich.
Eine deutsche Übersetzung davon befindet sich nun im Umlauf.
Die Brochüre kann als PDF hier heruntergeladen werden.
Wir hoffen mit diesem Beitrag, auch über die Frage dieses wahrhaft tückischen Buches hinaus, eine Diskussion von allgemeinerer Natur anzuregen. Die identitäre Einschliessung auf Kosten der Fähigkeit, durch kritisches Miteinbeziehen der sozialen Realität und den Vorzug einer anti-autoritären Ethik vor der Strategie, die geeignetsten Methoden zu ihrer Subversion zu finden, kennt auch hierzulande viele Gesichter. Sich von ihr loszureissen, ist die Voraussetzung für eine subversive Dynamik, für eine revolutionäre Bewegung, die sich schliesslich durch die Konfrontation zwischen Ideen und Methoden auch beleben und stärken kann. Die Verbarrikadierung hinter Identitäten jedoch, ist die Lähmung dieser Dynamik.
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“Der kommende Aufstand”
Identitäres Konstrukt und existenzielle
Alternative
Dieser Text ist nicht eine kritische Studie der Thesen, die im Buch Der kommende Aufstand dargelegt werden, ebensowenig ist er ein Versuch, es “theoretisch auseinanderzunehmen”. Zuerst kam mir die Idee, es so anzugehen, und zweifelsohne bin ich nicht der Einzige. In der Tat könnten viele der in diesem Buch vorangetragenen Dinge diskutiert werden. Doch bald bekam ich das Gefühl der Sinnlosigkeit eines solchen Vorgehens. Dieses Gefühl, diese Intuition viel eher, war jene der Unmöglichkeit eines Dialogs mit diesem Buch, oder eines stets an einem bestimmten Punkt unterbrochenen Dialogs. Mir kam das entmutigende Gefühl, dieser Text könne nicht kritisiert werden: es schien mir, dass hier etwas anderes im Spiel war, etwas, worüber man nicht diskutieren kann, keine blossen Meinungsverschiedenheiten, es schien mir, dass das, was in diesem Text zentral war, nicht das war, was behauptet wurde, sondern die Behauptung selbst.
Dieser wütende Wille nach Behauptung ist das, was dem Text seine Stärke, jedoch auch seine Steifheit gibt, dies ist es, was ihn für den Dialog unzugänglich macht. Darin sehe ich nicht bloss einen Stileffekt, sondern eine tiefgreifende Struktur, so, wie sie allen doktrinären Darlegungen eigen ist.
Mir zeigte sich also dies: wenn DKA viele Ideen, eine Vorstellung der Welt oder ein politisches Projekt verteidigt, so ist das, was dieser Text zur Schau stellt, stets durch die Behauptung einer Identität bedingt. Dies ist der Blickwinkel, aus dem ich das Buch angehen werde. Weiterlesen →