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Von Tunesien nach Ägypten. Von Albanien in den Jemen. Von Algerien nach Europa. Die Rebellion kennt keine Grenzen!
Die letzten Wochen sind voll von chaotischen, dramatischen Ereignissen.
Die Protagonisten sind grosse Teile der Unterdrückten im Norden Afrikas. Die Dinge sind am laufen und es scheint ungewiss, wohin sich alles entwickeln kann. Befreiungsschläge gegen Jahrzehntealte Diktaturen, eine ‚jetzt oder nie‘ Mentalität ist evident. Die Leute scheinen zu wissen, dass es kein zurück gibt, dass keine Reform besser verwirklichen kann, was sie mit ihren eigenen Händen auch bewerkstelligen können. Die Revolten sind grösstenteils von klar anti-autoritärem Charakter gezeichnet. Viele der angegriffenen und zerstörten Ziele sprechen für sich; Regierungsgebäude die in Brand gesetzt werden, Bullenstationen, die im ganzen Land ausser Kraft gesetzt werden, brennende Supermärkte, flüchtende Hundertschaften,, generalisierte Gefängnisrevolten – aufgebrochene und zerstörte Gefängnisse in Tunesien und Ägypten, zig-tausende sich befreiende und fliehende Häftlinge. Hunderte Tote. Armeeangehörige die sich unschlüssig sind, ob sie nun dem Diktator folgen sollen, oder sich auf die Seite der Aufständischen begeben. Und die Waffen der Insurgenten sind zumeist Steine und Molotovcocktails und ein unzerstörbarer Wille, und meist keine weit entwickelten, militanten Instrumente. Generalisierter Aufstand. Gleichzeitig die Signale der Neuorganisierung der Macht, Bürgerwehren in verschiedenen Bezirken, um sich vor Plünderern zu schützen, alte Machtstrukturen, die sich bewaffnen, Polizisten die sich nun offensichtlich zu Gangs zusammenrotten, etc.
Die internationalen Reaktionen sind gespalten, viele Sprechen von der Befreiung – hin zur Demokratie, so die gespaltenen Schlangenzungen der Politiker und Journalisten, die sich schon als neue Verbündete der demokratischen Neugruppierung der Staaten sehen, die Angst haben um ihre alten Kontakte, Angst haben Macht zu verlieren. Wieviele Male wurde dieser Trick der Macht in der Geschichte schon angewendet, der Trick der Macht, die mit der Demokratie die Befreiung befriedet, die der Herrschaft wieder die Oberhand gibt? Der Übergang weist in vielen aufständischen Situationen Ähnlichkeiten auf. Wir waren bereits in diesen Situationen, in Griechenland und Portugal 1974, und in zig anderen Situationen. Dieses Mal sind die USA mit heruntergelassenen Hosen erwischt worden, keine Konterguerrilla, keine Aufstandsbekämpfung, die Revolten passierten zu schnell. Die Macht hat zugeben müssen, dass sie verwundbar ist. Und das auf spektakuläre Weise. Was die internationalen Politiker nun tun, ist ihre Form der Aufstandbekämpfung, einmal mehr der Versuch eine Befriedung der Situation einzuleiten, über das Aufstandsbekämpfungsmittel Demokratie. Über die Neuformierung der Macht, über die Neuformierung der Herrschaft.
Die Demokratie als die Macht zu entlarven, war noch nie so einfach wie heute. Mit Skandalen der mafiösen Strukturen, der Korruption, des bürokratischen Chaos, der Willkür im Bezug auf seine Bürger und das in aller Herren Länder und ganz speziell im Westen – die Macht kämpft um ihr weiteres Überleben und es ist nicht im geringsten klar, wohin sie damit kommt, eine Türe, die so viele Jahre geschlossen schien, hat sich nun einen Spaltbreit geöffnet, die Macht hat zugeben müssen, dass sie verwundbar ist.
Die Frage die sich dabei stellt ist, wo sind die Anarchisten? Die Situation ist dynamisch, und unsere Partizipation ist notwendig!
Die beste Beginn der Kur gegen die Gesellschaftkrankheiten die sich in uns breit machten, ist die Rebellion gegen die Ausbeutung!
Wo sind die, die diese Möglichkeit wahrnehmen wollen, ihre Lethargie ein für alle Mal abzuschütteln, diejenigen, die aus ihrer Bequemlichkeit heraus nun für Jahre ihre Augen halb geschlossen in das Feuer des Kamins richteten, als selbsttäuschende Maßnahme, die sich in den Universitäten einnisteten, die sich in der Ruhe der Ideologien aalten? Sie haben jetzt die Möglichkeit, die Zeichen der Zeit zu lesen und die Institutionen, die legalisierten Häuser, die Kommuneprojekte und die Bequemlichkeit zu verlassen und Seite an Seite mit den Aufständischen von sonstwo in die Strassen zu gehen.
Kommt heraus!
[Der erste dieser zwei Texte ist vor kurzem auf Brüssel Indymedia erschienen und spricht für sich selbst.
Und der zweite Text bezieht sich auf die Situation in Albanien die sich denen bot, die ihr 1997 folgten. Diese war in vielen Aspekten ähnlich, wie die in Tunesien und Ägypten heute. Ein bekannter italienischer Kamerad hat zu einem damals erschienenen Text (Albanien – Labor der Subversion) eine Einleitung geschrieben, die Denkanstöße für die augenblickliche Situation gibt. Deshalb hier eine etwas hastig verfasste Übersetzung aus dem Englischen. Übers.]
So schön wie das Lächeln der Aufständischen.
(Flugblatt aus Belgien vom 30.Jänner 2011)
Es gibt nichts schöneres als die Gesichter der Aufständischen. Nichts in dieser Welt ist so attraktiv, so voller Hoffung. Kein Journalist, kein religiöser Führer oder wer auch immer, wird es jemals zustandebringen, die Schönheit der Rebellion auszulöschen oder sie mit Worten, denen es an Freude und Verlangen fehlt, zu begraben.
Es ist in erster Linie diese Schönheit, die uns in unserem Inneren berührt, wenn wir von den Revolten erfahren, die im Norden von Afrika stattfinden. Von Tunesien nach Jemen, Ägypten nach Algerien, trotz der hunderten Toten und tausenden Verwundeten und Verhafteten, macht die Angst dem Mut Platz, Traurigkeit wird von der Hoffnung überwunden, das Elend zum Überleben reduziert zu werden, verwandelt sich in den Schrei nach Leben. Man möchte die Fragen nach den wirtschaftlichen Bedingungen diese Länder stellen, über die Erhöhung der Essenspreise, die Arbeitslosigkeit, die autoritären Regimes und ihre Polizei. Man möchte fragen, warum bei solchen Bedingungen die Revolte so lange braucht, bis sie ausbricht; wie schaffen es unsere Zeitgenossen unter dieser Armut für so viele Jahre zu leiden ohne sich zu bewaffnen und die Politiker, die Bankiers und die Bosse zu erschiessen. Ferner können wir zeigen wie auch hier in Belgien mehr und mehr Leute über Bord geworfen werden, verdammt in Abschiebeknästen und Gefängnissen zu schmoren, und unter immer härteren Bedingungen ausgebeutet zu werden und verdammt sich mit der Autorität in all seinen Formen täglich abzufinden. Man möchte fragen…
Aber es wird Zeit mit dem Jammern aufzuhören. Viele von uns, hier und sonstwo, finden sich in einer Welt festgesteckt wieder in der nur das Geld zählt, in der unsere Häuser immer mehr Ähnlichkeit mit Slums aufweisen, wo die industrielle Verschmutzung uns langsam vergiftet. Nun ist es jedem klar, dass sie (d.h. diejenigen an der Spitze der Gesellschaft) ihre Ausbeutung und Herrschaft sogar noch weiter vertiefen werden, sie sprechen von der “Wirtschaftskrise” und sie rufen uns alle auf die Verschärfungen des täglichen Lebens, die sie auf allen Ebenen verwirklichen, zu akzeptieren. Aber sie, sie befinden sich in keiner Krise, im Gegenteil, ihre Profite werden nur noch höher. Und wer ist es, der dazu aufgerufen wird den Preis zu bezahlen, hier uns sonstwo?
Offensichtlich gibt es Unterschiede zwischen hier und dort, auch wenn die Herrschaft des Geldes keine Grenzen kennt, auch wenn ein Regime, alle Regimes, ob demokratisch oder autoritär, immer Unterdrückung, Haft und Ausbeutung bedeuten wird. Aber die Revolte, in all ihrer Schönheit, sprengt die Unterschiede in die Luft. Eine brennende Bank in Tunesien schreit nach einer brennenden Bank in Brüssel; genauso wie die Befreiung von Gefangenen durch die Aufständischen in Tunesien nach dem Schleifen der Gefängnismauern hier schreit; genauso wie Männer und Frauen, Seite an Seite, hinter den Barrikaden, nach einem Ende der Unterwerfung und des Patriarchats schreien.
Was die Revolte nährt sind nicht nur, und es scheint das das sogar weniger der Fall ist, als wir denken würden, die Bedingungen der Sweatshops. Nein, der Sauerstoff des Feuers der Revolte in all ihren Sprachen, ist der Anfang der Freiheit, diese Fremde, die in dieser Welt so abwesend ist, aber die im Akt der Rebellion so stolz emporsteigt. Und dann kann alles anfangen sich zu verändern..
Lassen wir die Analysen der politischen Wissenschaftler beiseite, der Journalisten-Ritter der Demokratie, oder derjeniger die sich bereits darauf vorbereiten die Positionen der Ben Alis und der Mubaraks dieser Welt einzunehmen. Wir befinden uns auf der Seite derer, die in Tunesien und Ägypten und sonstwo wissen, dass Freiheit weder auf der Seite des Gesetzes, noch auf der der Sharia liegt. Diejenigen die weder einen Boss, noch eine Regierung haben wollen, die versuchen wollen, als freie Menschen zu leben, weil sie während der Rebellion sie schon schmecken konnten, dass das möglich ist. Und der Geschmack ist süss.
Liebe und Mut an die Insurgenten in aller Welt.
Lasst auch uns das Pulverfass entzünden.
Einige Aufständische von hier.
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