Faltblatt zu den vergangenen kleinen Zürcher Unruhen

Diese kleine Zeitschrift (ein gefaltetes A3) mit zusammengestellten Texten und Flugblattern, die rund um die Krawalle entstanden sind, wurde in den letzten Tagen auf den Strassen von Zürich verteilt.
Ein ausdruckbares PDF befindet sich hier.
Folgend die verschiedenen Artikel:

 

zu den kleinen
Zürcher Unruhen
vom 10., 16. und 17. September

 

 


Editorial

Die meisten werden es mitbekommen haben, das Gejammer der Medien war kaum zu überhören: Während der letzten Wochen kam es in Zürich wiederholt zu Krawallen. Die staats­treuen Soziologen sind völlig aufgewühlt und debattieren nun, was nur mit dieser Jugend los sei, die plötzlich so “völlig grundlos“ ausser sich geriet, obwohl man sie doch so sorgfältig an tausend Gesetzen, Normen und käuflichen Lifestyles festband. Wer sind nur diese Leute? Was wollen sie? Nun, die Fragen dieser Soziologen gehen uns am Arsch vorbei. Diese Wut hat seine Gründe, bei jeder und jedem die eigenen, denn davon gibt‘s genug. Jene, die sie analysieren wollen, sind stets jene, die sie besänftigen und integrieren wollen. Wir aber, einige anarchistische Individuen, die Verfasser dieses kleinen Blattes, wir haben nicht die Absicht, für andere zu sprechen oder hineinzuinterpretieren. Wir suchen schlicht nach Komplizen, um jene Wut gegen die Autoritäten zu teilen, die auch wir verspüren, und um ihr gemeinsam Auslass zu geben. Wir sehen in diesen Krawallen einen kleinen, aber schönen Schritt in die Richtung eines Lebens, in dem wir uns von nichts und niemandem Unterwerfen lassen. Die Bullen, sowie alle anderen Autoritäten, werden sich uns dabei immer in den Weg stellen, immer wenn wir uns Raum nehmen, um mit etwas anderem zu experimentieren, als dieser erdrückenden Einheitsscheisse, wenn wir zu erfahren versuchen, was Freiheit sein könnte… –­ und darum schmeissen wir mit Steinen nach ihnen!

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Wir wollen leben, nicht funktionieren!

Seit den letzten Krawallen in Zürich schreien viele nach mehr Sicherheitskräften und härteren Strafen um “unsere schöne Stadt“ vor diesen Chaoten zu schützen. Aber wem gehört denn diese Stadt eigentlich? Sicherlich nicht denen, die täglich umgeben von Beton der Arbeit nachgehen, um ihr Überleben in dieser wirtschafts-dominierten Öde zu sichern. Nein, sie gehört dem Konsum, welcher uns in dieser erdrückenden Gesellschaft glücklich machen soll, aber hauptsächlich die bestehenden Machtverhältnisse verfestigt. Und was soll an dieser Stadt schön sein? Die teuren Yuppie-Geschäfte mit ihrem Designer-Scheiss für die Gehobenen? Das Verkehrschaos zwischen den Beton-Klötzen, welches für stickige und verschmutzte Luft sorgt? Etwa die Plakate, die wollen, dass wir immer mehr kaufen oder die heuchlerischen “Volksvertreter“ wählen, damit wir das Gefühl haben, etwas in dieser toten Gesellschaft zu bewegen? Das soll schön sein…

Von Leben kann man hier nicht sprechen. Aber um uns Gedanken zu unserem Leben zu machen, sollen wir auch gar keine Zeit haben, sonst würden wir rebellieren und den Drang haben, unsere Tage mit Lebendigkeit und Freude zu füllen. Zeit für unsere Bedürfnisse bleibt fast keine und wenn, dann suchen wir das Glück in der materiellen Befriedigung durch den Konsum, was uns wieder zur Lohnarbeit antreibt. Spass können wir in der virtuellen Computerwelt ausleben, indem wir uns der Realität entziehen, oder wir gestalten neben dem Alltag unsere kleine Nische, in welcher wir beschränkt eigene Entscheidungen treffen können, solange es den Staat und die Wirtschaft nicht beeinträchtigt. Das, was wir denken sollen, steht in den Medien, und wir lassen uns täglich davon manipulieren und glauben dem sinnlosen Gefasel der Politiker und Wirtschaftsleute auch noch. Ist das Leben?

Steine gegen die Fesseln dieser Gesellschaft

Vielleicht geht es bei den letzten Krawallen in Zürich nicht nur um Spass und sinnlose Zerstörung, sondern darum, aus dieser erdrückenden und oberflächlichen Gesellschaft auszubrechen und das zu zerstören, was unsere Kreativität am Leben hindert. Das, was kaputt gemacht wurde, lebt nicht, sondern sperrt uns ein und beutet Menschen, Tiere und Natur aus, um einigen wenigen Profit und Wohlstand zu verschaffen. Der Frust gegenüber Autoritäten entlädt sich überall auf dieser Welt, also auch in der Schweiz, wo einige an ihrem Luxus ersticken und andere kaum Zeit zum Atmen haben. Die Politiker wollen diesen Frust der Gesellschaft kurzfristig mit Revisionen besänftigen und versuchen eine Lösung zu kreieren, die möglichst ihren Profit und ihre Macht sichert und stets im Rahmen der Unterdrückung bleibt.

Wollen wir unser Leben nicht selbst gestalten, anstatt es von anderen verwalten zu lassen? Von diesem erdrückenden Leben kannst nur du dich befreien und der Freude am Leben näher kommen.

Nehmen wir unsere Lebendigkeit und Würde zurück und reissen wir die von Unterdrückung geprägten Mauern ein! Wir brauchen keine Bewilligung um zu leben, sondern Freiheit, in der wir uns individuell entfalten können!


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Der Text eines kleinen Flugblatts, das in den Tagen der Krawalle auftauchte:
Wenn wir Banken zerstören, dann weil wir das Geld als Hauptgrund für all unsere Unzufriedenheit erkannten.
Wenn wir Schaufenster einschlagen, dann nicht weil das Leben teuer ist, sondern weil uns die Ware am leben hindert – um jeden Preis.
Wenn wir Maschinen sabotieren, dann nicht weil wir Arbeitsplätze verteidigen, sondern weil wir die Lohnsklaverei angreifen wollen.
Wenn wir Bullen angreifen, dann nicht weil wir sie aus dem Quartier verjagen wollen,
sondern um sie aus unserem Leben zu vertreiben.
Die Gesellschaft will uns gefährlich aussehen lassen – wir werden noch viel schlimmer sein.


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« Die spontanen Revolten erfordern dringend all unsere Kräfte; wir haben weder Musse noch Mittel, um sie im Hinblick auf weit entfernte und hypothetische Revolten vorbeiziehen zu lassen. Das Leben, das gesamte Leben, liegt in der Gegenwart. Warten bedeutet es zu verlieren. Auf Morgen warten um frei zu sein, um das Sein zu geniessen, um sich leben zu spüren? Wir machen dieses Spiel nicht länger mit. Die Zeit, die durch das Warten verstreicht, ist unwiederruflich verloren, und wir legen Wert darauf, nichts von dem Leben zu verlieren. Die Revolte ergänzt das Denken oder den Traum durch die sofortige Handlung. Der Rest ist nur leeres Geschwätz… oder Verfolgung von Trugbildern. »
Le Retif, in l‘anarchie, nr. 309, 9. März 1911

 

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Züri läbt!

[Ein Text, der am dritten Wochenende auftauchte, als leider nichts mehr geschah…]

Immerwieder in den letzen paar Wochen spielt sich in Zürich ein seltenes Szenario ab. Für eine kurze Zeitspanne zerbrechen die Grenzen zwischen verschiedenen Subkulturen und Lebensformen. Auch wenn die Medien versuchen, alles auf Linksautonome, Hooligans und Chaoten zu reduzieren, wissen wir dennoch ganz genau, dass dies eine Taktik ist, um uns gegeneinander auszuspielen. Doch dieses mal nehmen wir uns die Strassen ohne jegliche Fahnen, sondern als Individuen, die die Schikanen der Autoritäten satt haben.
Die Stadt gehört uns und all denen, die in ihr leben, nicht irgendwelchen PolitikerInnen oder SpekulantInnen, die denken, aufgrund ihres Geldes die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben. Somit ist die Frage nach legal oder illegal überflüssig, denn wir wissen ganz genau: Das Gesetz spricht nicht unsere Sprache!

Wieso sind wir hier? Was suchen wir eigentlich?
Ist es wirklich nur Bock auf Party? Oder auch die Neugier, wenigstens für kurze Zeit, die alltäglichen Umstände zu durchbrechen und mit etwas Neuem, etwas Anderem zu experimentieren? Letzten Samstag wurde klar, dass wir weder ihre Clubs, noch ihre viel zu teuren und schwachen Drinks wollen.
Nehmen wir uns hier und jetzt das zurück, was uns gehört, denn wir können nicht nur Partys, sondern unser ganzes Leben selbstbestimmen, wir brauchen keine Autoritäten.

 

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Einige Unruhe-Nachrichten der letzten zwei Monate

Zürcher Verunsicherung
30. September  – In Schlieren werden bei einer Filiale der Zürcher Versicherung 2 Schaufenster und eine Türe eingeschlagen. Auf den Wänden ist zu lesen: “In Solidarität mit den Unruhen in Zürich (und Basel)!”, “Freiheit für alle Gefangengenommenen!”, “Die beste illegale Fete wird die soziale Revolution!” und “Gegen alle Autoritäten!”

Solidarität gegen Verhaftung
22. September  – Zwei Zivilpolizisten versuchen in Bern vor der Reitschule einen 29-jährigen Nigerianer zu verhaften, der sich ohne gültige Papiere in der Schweiz aufhält. Mehrere Personen mischen sich ein und versuchen die Verhaftung zu verhindern. Es kommt zu einem Handgemenge mit den Bullen, die Verstärkung anfordern müssen. Leider gelingt es ihnen schliesslich, den jungen Mann wegen „illegalem Aufenthalt“ zu verzeigen. Ausserdem wird eine der eingreiffenden Personen wegen „Gewalt und Drohung gegen Beamte“ verhaftet. Das ganze hat jedoch ein Nachspiel: Spät in der Nacht ziehen mehrere Dutzend Personen Richtung Polizeiwache, wo die teils Vermummten ein Patrouillenfahrzeug angreiffen, indem sie die Scheiben zertrümmern.

Gegen die Einsperrung
8. September – Einem 27-jähriger Ghanaer, der wegen „Selbstgefährdung“ in den Psychiatrieknast Breitenau in Schaffhausen gesperrt wurde, gelingt die Flucht. Als er am Abend an seinem Wohnort in Neuhausen von der Polizei angehalten wird, geht er mit gezielten Faustschlägen und Fusstritten gegen diese vor. Mittels Pfeffersprayeinsatz wird er leider überwältigt, festgenommen und wieder in die Psyciatrie gesperrt. Ein Polizist wurde verletzt und musste ins Spital überführt werden.

Stärker als eure Mauern
7. September – Der Bullenposten in Altstetten wird versprayt. Auf den Wänden ist zu lesen: “Unsere Leidenschaft für die Freiheit ist stärker als eure Mauern”, “Freiheit für alle Gefangenen”, “Solidarität mit den Aufständischen dieser Welt” und “Für eine Welt ohne Autoritäten und Knäste”. Dies geschah in Solidarität mit dem Angriff auf den Bullenposten in Oerlikon.

Knast tötet, Tod den Knästen
3. September – Ein 26-jähriger Mann wird im Zürcher Polizeigefängnis tod aufgefunden. Er war am Vortag durch die Polizei wegen einer Ausschreibung zur Verbüssung von mehreren Monaten Haft wegen Diebstahls festgenommen worden.
In den vergangenen 2 Jahren kam es bereits zu mindestens 10 Todesfällen in Schweizer Knästen!

Die Gewalt zurück in ihr Gesicht
29. August – Eine Gruppe von Personen wirft Steine und Farbe gegen die Polizeiwache in Oerlikon. Dabei gehen mehrere Scheiben zu Bruch und mehrere Dienstfahrzeuge der Stadtpolizei werden in Mitleidenschaft gezogen. Es entsteht ein Sachschaden von mehreren zehntausend Franken. Im Rahmen der sofort eingeleiteten Fahndung werden zwei mutmassliche Täter verhaftet. Dabei wurde ein Polizist leicht am Arm, ein zweiter am Bein verletzt. Bei den Festgenommenen handelt es sich um zwei Schweizer im Alter von 22 Jahren.

Ununterworfenheit
28. August – Als eine Polizeipatrouille bei der Langstrasse drei tunesische Jugendliche kontrollieren will, leistet einer von ihnen heftige Gegenwehr und versetzt einem Beamten einen Fusstritt. Zudem versucht er, den zwei anderen Polizisten die Schusswaffe aus dem Holster zu ziehen, was ihm jedoch nicht gelingt. Leider werden sie schliesslich dennoch verhaftet und der 22-Jährige wird wegen „Gewalt und Drohung gegen Beamte“ der Staatsanwaltschaft Zürich zugeführt.

Kompromisslos
30. August – Nachdem ein 53-jähriger Schweizer, dessen psychischer Zustand zwangsweise von einem Amtsarzt abgeklärt werden soll, den Beamten auch beim zweiten Besuch die Türe nicht öffnet, bohrt die Polizei die Türe auf. Unvermittelt geht der Bedrängte mit einem Samurai-Schwert auf die Polizisten los und durchstösst dabei einem Beamten den Arm. Daraufhin umstellt die Sondereinheit Argus das Wohnhaus, während Spezialisten versuchen, den Mann zur Aufgabe zu bewegen. Kurz vor 14 Uhr zeigt sich der Mann mit einem Baseballschläger in der Hand auf dem Balkon und raucht. Eine halbe Stunde später dringt die Polizei gewaltsam in die Wohnung ein und überwältigt den Mann mit einem Elektroschockgerät.

Verantwortliche sind angreiffbar
21. August – In Andelfingen brennt das Auto von Alexander Segert, Chef der SVP-Werbeagentur Goal AG. „Alexander Segert ist nicht einfach nur ein williges Werkzeug in der SVP-Propagandamaschienerie. Auf seinem Mist sind die meisten Werbekampagnen der SVP, wie z.B diejenige zur Ausschaffungsinitiative oder zum Minarettverbot, gewachsen.”, heisst es in einem Communiqué.

Eine Autofreie Stadt?
21. August – In der Stadt Biel werden in einer Nacht, innert eineinhalb Stunden an 16 verschiedenen Orten Autos in Brand gesteckt.

London calling
10. August – Wenige Tage nachdem die Aufstände in England ausbrachen, werden in Zürich Altstetten bei einer ZKB Bank ca. 8 Scheiben eingeschlagen. Auf der gegenüberliegenden Wand stehen die Sprühereien: “London überall”, “Gegen Polizei, Staat und alles, was unterdrückt” und “Freiheit!”
Ziegel gegen SVP
2. August – Beim SVP-Sekretariat in Bern wird eine Scheibe mit einem Ziegelstein eingeworfen. Zwei Jugendliche, die dafür verdächtigt werden, werden etwas später auf der Strasse verhaftet.

Kollaborateur!
3. August – Unter der Europabrücke in Zürich sind 2 parkierte SBB Busse ausgebrannt. Zur Erinnerung: Die SBB beteiligt sich an Ausschaffungen und Gefangenentransporten im Allgemeinen. Ausserdem wird sie wahrscheinlich bald ihr Gelände beim Güterbahnhof an den Bau eines neuen Polizei und Justizzentrum (PJZ) verkaufen

Feuer
27. Juli – In Zürich Hottingen werden 2 Autos der gehobenen Klasse in Brand gesteckt.

 

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Kurze Chronologie der Krawalle

Zürich, So 10. Sept., 3:00 Uhr: Über tausend Personen versammeln sich beim Bellevue zu einem illegalen Fest. Bald kommt es zu ersten Konfrontationen mit der Polizei. Spontant werden Velosättel, Steine und Flaschen zu Wurfgeschossen, währen die Polizei mit Gummischrot und Tränengas erwidert. An verschiedenen Orten brennen Barrikaden. Diverse Scheiben gehen zu Bruch, darunter jene einer Bijouterie und jene der Neuen Zürcher Zeitung. Acht Polizisten werden leicht bis mittelschwer verletzt. 2 junge Männer werden verhaftet.
Zürich, Sa 17. Sept., 2:00 Uhr: Nach einem spontanen Fest auf dem Helvetiaplatz ziehen 150 Personen zum Stauffacher und durch die Langstrasse. Viele Umstehende laufen mit und äussern ebenfalls ihre Wut gegen die Polizei. Beim ihrem Posten schreitet diese mit Gummischrott und Wasserwerfer ein. Es kommt zu kurzen Auseinandersetzungen mit geworfenen Flaschen und Velosätteln bevor sich die Menge zerstreut.
Zürich, So 18. Sept: Nachdem es schon am Nachmittag bei Protesten gegen eine Anti-Abtreibungs-Kundgebung von christlichen Fundamentalisten zu Wasserwerfer- und Gummischrotteinsatz seitens der Polizei und zu einer eingeschlagenen ZKB-Bank Seitens der Gegner kam, versammeln sich gegen 23:00 erneut mehr als 1000 Leute zu einem illegalen Fest beim Central. Dort beginnen bald mehrere Stunden lange Konfrontationen zwischen verschiedenen Grüppchen von Vermummten und der Polizei. Diverse Scheiben gehen zu Bruch, ein Polizeivan und eine Luxuskarosse werden umgekippt, Container werden angezündet. Die Polizei versucht die Menge mit Wasserwerfer und Gummischrott zu zersträuen. Mit Hilfe einer Umstellung werden insgesamt 91 Personen verhaftet!
Basel, So, 26. Sept. 3:00: Im Verlaufe eines illegalen Festes von mehreren Hundert Leuten auf dem Voltaplatz wird Baustellenmaterial in Brand gesteckt und es werden etwa 30 Scheiben des nebenanstehenden Neubaukomplex eingeschlagen, der exemplatisch für die dortige Vertreibung und Aufwertung des eher ärmeren Quartiers ist. Aus Angst vor Konfrontationen hielt sich die Polizei im Hintergrund.

 

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Freiheit für die Gefangenen,
Solidarität heisst Weiterkämpfen!

Wenn wir Jugendlichen uns die Strasse nehmen, kommt auch die Antwort der Bullen. Sie kommt, sobald wir uns gegen die alltägliche Scheisse auflehnen. Wenn Steine und der Mittelfinger unsere Sprache werden, warten Tränengas, Gummischrot und Schlagstöcke auf uns.
Für einige ist es danach aber nicht zu Ende: So wurden am Samstag dem 17. September während und nach den Krawallen am Central mehr als 90 Leute von den Bullen verhaftet. Etwa die Hälfte kam nach kurzer Zeit raus. Die meisten anderen wurden drei Tage später entlassen und zu einigen Monaten Knast, umwandelbar in Geldstrafe, auf Bewährung verurteilt [120-180 Tagessätze, anm.d.V.].
Die Bullen versuchen Geständnisse zu bekommen, indem sie uns erpressen. Sie sagen uns, wenn wir reden, kommen wir frei, wenn nicht, gehen wir ins Gefängnis. 10 Personen, die sich dieser Drohung nicht unterworfen haben, sitzen noch immer in und um Zürich in Untersuchungshaft. Doch wir vergessen unsere Kollegen nicht!
Helfen wir ihnen so gut wie möglich in ihrer Situation und lassen wir sie spüren, dass sie nicht alleine sind. Die Polizei, Staatsanwälte und Richter wollen uns mit hohen Strafen und langer U-Haftzeit abschrecken. Sie wollen, dass wir wieder die Fresse halten und ihre Scheisse schlucken. Jetzt liegt es an all den Unkontrollierten und Unverhafteten, zu zeigen, dass auch wir uns nicht von den Drecksbullen einschüchtern lassen. Lasst uns keine Ruhe geben! Bleiben wir mutig!

[Text eines auf Wändern gekleisterten Plakates]


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FUCK THE POLICE
Der Kampf gegen Autoritäten ist eine Frage der Würde

Wir wehren uns gegen die Polizei, weil kein Mensch das Recht hat über andere Menschen zu bestimmen. Die Polizei dringt in unser Leben ein und schikaniert uns, indem sie uns zwingen will, nach dem herrschenden Gesetz zu leben. Sie verachtet unseren Willen, um ein Gesetz zu verteidigen, dass die Interessen der Reichen vertritt und ihnen erlaubt uns auszubeuten. Das Gesetz will uns zur Lohnarbeit zwingen, die nichts anderes ist als moderne Sklaverei, die ein paar wenigen erlaubt, sich an uns zu bereichern, während wir hart arbeiten müssen, um uns über Wasser zu halten. Die Autoritäten erwarten von uns, dass wir uns gebeugt all ihren Zwängen unterwerfen und uns mit einem langweiligen Leben zwischen Arbeit und Konsum zufrieden geben. Für uns ist es eine Frage der Würde unser Leben selbst zu bestimmen und uns von niemandem vorschreiben zu lassen, was richtig oder falsch ist. Es ist eine Frage der Würde, sich gegen die Versklavung durch die Lohnarbeit zu wehren und gegen eine Gesellschaft, die uns Zwänge aufsetzt, unterdrückt und einsperrt. Wir lassen uns nicht auf den Kopf spucken, deshalb antworten wir mit Feuer und Steinen auf die Gewalt dieser Gesellschaft. Wir haben nichts zu verlieren, denn was uns diese Gesellschaft bietet, lässt in uns nur Leere zurück. Wir wollen ein freies und selbstbestimmtes Leben, das durch gemeinsames Einverständnis geregelt ist und die Würde der Menschen respektiert.

Wir lassen uns von niemandem sagen, was wir zu tun haben, denn nur wir alleine bestimmen über unser Leben. Unsere Leidenschaft für die Freiheit ist stärker als jede Autorität.

[Auch der obige Text entstand in den Tagen der Krawalle und zirkuliert als Flugblatt]

 

 

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