Sie haben uns bereits tausende Male getötet. In der Schule, wo sie uns eingetrichtert haben, dass es besser ist, der Herde zu folgen, als entschlossen seinen eigenen Weg zu schaffen. Bei der Arbeit, wo die Produktionsrhythmen und die Gelderfordernisse das Schlagen unserer Herzen ersticken, die sich nach Freiheit sehnen. Zu Hause, wo uns die Antidepressivas und die Familientradition mit der Gewohnheit der Resignation umhüllen. Im Gefängnis oder Ausschaffungszentrum, wo uns die Gesellschaft bestätigt, das wir unerwünscht sind. In der Kirche, Mosche oder Synagoge, wo das Versprechen eines Paradieses im Tausch gegen eine autoritäre Moral vergessen lässt, dass wir nur in der Gegenwart leben. Diese Welt liebt den Tod und verdrängt das Leben.
Diese Gesellschaft hält alle an der Leine; der einzige Unterschied ist die Länge. Wir gehören nicht zu jenen, die für ein weniger enges Halsband, einen höheren Lohn, eine weniger brutale Polizei, bedachtere und ehrlichere Politiker und Bosse kämpfen. Wir wollen schlicht das, was alle an der Leine gehaltenen Wesen im Herzen haben müssten: Wir wollen sie durchschneiden, den Käfig abfackeln und alle niederschlagen, die uns an der Leine halten oder es wollen würden.
Diese Entfesselung der Leidenschaft für das Leben ist kein grosser finaler Moment, auf den es geduldig zu warten gilt; sie ist alltäglich und intensiviert sich in dem Masse, wie sie anstiftet und sich verbreitet. Vielleicht ist sie gelegentlich konfus und weiss nicht immer, wo zuzuschlagen, um die Ketten der Sklaverei und der Zustimmung zu brechen, doch sie ist lebendig. Die Revolte, dieser Lebensschrei gegen eine Gesellschaft von Toten drückt sich in tausend Regenbogenfarben aus: Angriffe gegen die Polizisten, die die Strassen nach Eingriffen in das allheilige Eigentum kontrollieren, Sabotagen von Strukturen der Herrschaft, wie die Banken, Temporärarbeitsbüros, Supermärkte und Institutionen aller Art mit der klaren und deutlichen Weigerung, sich kontrollieren, erniedrigen oder einschränken zu lassen.
Die Revolte hängt nicht vom schlichten Widerwillen ab, sondern spricht auch von Freude. Die Freude zu bekräftigen, dass wir trotz allem Lebendige sind. Das sich unsere Wege der Revolte trotz der herrschenden Entfremdung noch immer kreuzen, und dass die Möglichkeiten, Banden von Komplizenschaft zu weben, niemals völlig vernichtet sind.
Im Handlungseifer schmieden wir Stück für Stück unsere Träume einer Welt ohne Meister und ohne Sklaven. Der Angriff ist notwendig, da er Brüche kreiert, doch es sind die Verlangen, die das soziale Bauwerk untergraben.
Auf dass sich der Strum des Aufstands entfesselt