Kurze Chronik aus Belgien

In dem kleinen belgischen Lande brodelt es schon
seit geraumer Zeit. Viele werden von den massiven Agitationen
mitbekommen haben, die dort während der letzten 3/4 Jahre die
Gefängniswelt drinnen und draussen erschüttert haben. Über die Jahre
intensivierte sich eine Dynamik, die sich – kompromisslos und ohne
Forderungen – gegen alles richtet was die Einschliessung repräsentiert.
Neben Postern und Flyern, die das Gefängnis und die Welt, die es
hervorbringt, aus anarchistischer Sicht kritisieren, reichen die
Angriffe von Sprayereien bis zu Brandstiftungen. So entsteht jenseits
von formeller Organisation eine lebhaft Dynamik, die die Mauern
übersteigt.
Trotz einer leichten Beruhigung, scheint die Welle von
Aufständen innerhalb der Knäste noch längst nicht abgeflaut zu sein,
wie die Zerstörung des Isolationsmoduls in Brugge durch mehrere
Gefangene im April dieses Jahres sehr schön zeigte. Fast kein Monat
vergeht, ohne dass das Verlangen nach Aufstand und Ausbruch einen
Ausdruck findet.
Nun steht der Bau eines neuen geschlossenen
Zentrums gleich neben dem alten in Steenokkerzeel ["127bis"] an und
beginnt auf schadensträchtige Reaktionen zu stossen. Während bereits
etliche Autos von Firmen, die irgendwie involviert sind, in Flammen
aufgehen, kriegt die für den Bau des neuen Gefängnisses verantwortliche
Baufirma [BESIX] am hellichten Tag Besuch von etwa 20 maskierten
Personen, die alles kurz und klein schlagen. Unter anderem werden
etliche Ticketautomaten von Firmen für öffentliche Transporte
blockiert, wobei auf den Bau des neuen Zentrums und die Kollaboration
der Firmen bei Razzien verwiesen wird. Im Verlauf einer Kundgebung vor
dem "127bis" können auch Maschinen auf der neuen Baustelle gleich
nebenan beschädigt werden. Als etwas später ca. 150 Personen vor den
Gefängnissen in Vottem und Brugge die Tore blockieren, bricht in
letzterem ein Aufstand aus, wobei Scheiben und Gitter beschädigt
werden. Anscheinend gelang es sogar einem Gefangenen zu fliehen.
Kursierede
Texte machen klar, dass es keineswegs darum geht, in der Partialität
eines Kampfes zu versinken, sondern eine Perspektive voranzutragen, die
jegliche Formen von Autorität und Ausbeutung in Frage stellt und die
Möglichkeiten diese zu Bekämpfen bekräftigt.

Es
scheint interessant solche Kämpfe, die nicht nur in Belgien
stattfinden, zu verfolgen, aber vorallem sollten sie uns ermutigen, in
unserem Kontext eigene Perspektiven und Möglichkeiten zu öffnen, für
einem Kampfes gegen alles, was uns in der herrschenden Ordnung
einsperrt.

Warme Grüsse und Mut an die Gefährten in Belgien und vorallem auch an die beiden, die seit einiger Zeit in Haft sitzen! [dazu: " http://ch.indymedia.org/de/2009/11/72128.shtml"]

Bis alle Gefangenen frei sind und jegliche Herrschaft begraben…

 

 

Nachfolgend eine Chronologie von Ereignissen seit
dem August dieses Jahres. Die Informationen wurden von der Seite
"www.rookenas.blogspot.com" übersetzt. Diese Seite existiert auch auf
Französisch
["www.suieetcendres.blogspot.com"]
und auf Englisch
["www.suieetcendres.blogspot.com/search/label/english"]. 

 

06.11.2009 – Ein Van der Firma "Valens" wird in
Brand gesteckt. Diese Firma beteiligt sich am Bau des neuen
geschlossenen Zentrums.

31.10.2009 – Der Justizminister
vermeldet, dass es dieses Jahr schon mindestens 55 Angriffe auf Firmen,
die am Bau von Gefängnisen und geschlossenen Zentren beteiligt sind,
auf die Post und Firmen für öffentliche Transportmittel gab. Aktionen
die vermutlich dem anarchistischen Milieue zuzuschreiben seien.

31.10.2009 – In diesem Oktober griffen schwarz Maskierte Leute mehrmals Banken und Temporärarbeitsagenturen in Brüssels an.

31.10.2009
– Ungefähr 150 Leute blockierten die Eingäge der beiden Haftanstalten
für Immigranten in Vottem und in Brugge. In Brugge bricht im Innern ein
Aufstand aus: Die Gefangenen zerschlagen Fenster, versuche Gitter
niederzureissen… Die intervenierende Polizei vertreibt die Gefangenen
vom Innenhof. Scheinbar konnte ein Gefangener ausbrechen.

26.10.2009
– Ein Gefangener wird in Isolation gesteckt, nachdem er einen Wärter
angriff. Nur etwas später werden erneut zwei Wärter von ihm verprügelt.

17.10.2009 – Im Gefängnis von Lantin weigern sich drei
Gefangene in die Zellen zurück zu kehren. Als die Wärter sie zwingen
wollten, wurde einer von ihnen mit einem Messer verletzt.

17.10.2009 – Das Auto eines Wärters des Juvenile Gefängnisses wird stark beschädigt.

16.10.2009
– Etwa 20 Maskierte Personen stürmen Morgens das Büro von BESIX.
Während einigen Minuten verwüsten sie das Büro und sprayen Slogans. 8
Personen befanden sich in diesem Moment in dem Gebäude. BESIX baut das
neue geschlossene Zentrum in Steenokkerzeel.
Die Angreiffer
zerstörten den Eingangsraum, den Konferenzraum und einige Büros. Dem
Receptionist wurde gesagt, dass ihm nichts passiere, wenn er ruhig
bleibt. Flaschen mit übelriechender Flüssigkeit wurden auf dem Boden
zerschlagen. Computer, Bildschirme, Bilder, etc. wurden zerstört. Es
war alles voller Glassplitter.
Einer der Eindringlinge schrie: "Das habt ihr davon, wenn ihr Gefängnisse baut."

13.10.2009
– Ein Gefangener greift in Tournai fünf Wärter mit Scheren an. Er wird
für die Innenhofbesetzung von vor zwei Tagen verantwortlich gehalten.

08.10.2009
– Diverse Brände flammen verteilt in der Stadt auf. Kontainer und
Palette auf einer Baustelle der Hochschule, sowie 4 verschiedene Autos,
wovon eines der Postbbank und eines "Fortis" [auch eine Bank] gehöhrt.
Um 03:30 wird ein Verdächtiger verhaftet. Er verweigert jegliche Kooperation.

08.10.2009
– Die faschistische Studentenorganisationen NSV und KVHV organisieren
eine Diskussion an der Hochschule von Gent. Um ca. 23:00 Uhr wird das
vorbeifahrende Auto des Ex-Präsidenten der NSV von Maskierten
angegriffen. Etwas später werden zwei Führer der KVHV in einem Laden
mit Glasflschen und Einsenstangen verprügelt. Zwei Stunden später wird
auch der Führer der NSV mit Ketten und Flaschen verprügelt.
In der selben Nacht wurde ein Büro der Faschistischen Partei "Vlams Belang" eingefärbt.

08.10.2009 – In einer Schule in Genk wird eingebrochen und Feuer gelegt.

07.10.2009 – Das Justizgebäude in Gent wird mit Steinen und Farbe traktiert. Fünf scheiben gingen zu Bruch.

05.10.2009 – Ein grosses Jagdhaus der Moens-Familie wird fast vollständig von Flammen zerstört.

05.10.2009 – In Oreye-Remicourt wird eine Hochspannungsleitung durch einige brennende Strohballen sabotiert.

02.10.2009
– In der Nacht wird ein Feuer im Untergeschoss des Friedensgerichtes
entdeckt. Das Feuer muss vor dem Fenster ausgebrochen sein und sich
dann in das Gebäude ausgebreitet haben. Nur wenige Dokumente wurden
beschädigt.

27.10.2009 – Gleich neben dem Flughafen in
Steenokerzeel findet eine Versammlung vor dem geschlossenen Zentrum
127bis und der Baustelle des neuen Zentrums statt. Es waren etwa 50
Personen vor Ort. In dem Zentrum rufen die Leute und schlagen gegen die
Gitter. auf einem Banner steht: "Gegen alle Gefängnisse. Lang lebe die
Revolte." Ab einem gewissen Moment entscheiden die anwesenden Leute
durch die Felder zur Baustelle des neuen Zentrums zu gehen. Die
Polizein intervenierte noch nicht. Dar Zaun wurde niedergerissen und
Farbflaschen auf einige Bagger geworfen, sowie Sand in einige Tanks
gemischt. Nun kamen auch die Bullen angerannt, aber die Protestierenden
zogen sich rechtzeitig zurück. Wieder vor dem 127bis intensivierte sich
die Stimmung, vorallem von innerhalb des Zentrums. Einige Gefangene
versuche die Fenster zu durchbrechen.
Die Demostration endet etwas später, niemand wurde kontrolliert.

26.10.2009 – Das Auto eines Ex-Polizisten wird in Ronse in Brand gesteckt.

24.09.2009
– In der Nacht von Montag auf Dienstag werden ungefähr 30
Ticketautomaten von STIB [Firma für öffentliche Transportmittel]
beschädigt, indem die Schlitze für die Kreditkarte und das Geld auf
verschiedene Arten blockiert werden. Hinterlassene Nachrichten
verweisen auf den Bau eines neuen geschlossenen Zentrums für
Immigranten und auf die Kollaboration der STIB – die während Kontrollen
Illegale verhaften lässt – mit der Ausschaffungsmaschinerie.

21.09.2009
– In Schaerbeek wird das Auto einer Polizeipatrouille von einer Gruppe
maskierter Jugendlicher mit Steinen angegriffen. Die eintreffende
Verstärkung wird ebenfalls beworfen und wärend einer physischen
Auseinandersetzung werden zwei Bullen verwundet.
Einige Stunden später werden 5 Jugendlich für einige Stunden inhaftiert.

21.09.2009
– Fünf Autos der Post gehen in Flammen auf, wobei auch das
dahinterliegende Gebäude der Post stark beschädigt wird. In den Medien
wird die Verbindung zu verschiedenen Brandstiftungen an Autos von
Politikern und der Firma Denys während des letzten Monates.
[Die
Post verwaltet Bank Konten von Gefängnissen und geschlossenen Zentren.
Denys ist eine Baufirma, die sich an der Renovation des Gefängnis in
Gent beteiligte]

21.09.2009 – Am Nachmittag betreten zwei
maskierte Leute das Ticketbüro von De Lijn [Firma der öffentlichen
Transportmittel] und blockierten die Schalter mit Bauschaum. Sie werfen
Pamphlete in den Raum, in denen von der Kollaboration von De Lij bei
Kontrollen von Sans-Papiers, von Ausschaffungen und von dem Bau eines
neuen geschlossenen Zentrums in Steenokkerzeel gesprochen wird.

18.09.2009
– Ein Jugendlicher wird in seinem Haus von den Bullen verhaftet. Ihm
wird vorgeworfen bei den Ausschreitungen in Molenbeek von letztem
Dienstag mehrere Bullen ‚verletzt‘ zu haben. Beistehende bemerkten die
Verhaftung und antworteten mit Steinen gegen die Bullen.
Etwas
später machten sich ca. 50 Leute zur Polizeistation auf und beschädigen
dort Polizeiautos und die Station selbst. Zwei Fester gehen zu Bruch
und zwei Bullen werden verletzt.
Etwas später trifft die Polizei
mit etwa 150 Riot-Cops, einem Wasserwerfer und einem Helikopter in
Molenbeek ein. Die Ausschreitungen dauern von 22:00 Uhr bis 02:00 Uhr
an. Neun Bullen werden verletzt, einer davon schwer, als eine
Gasflasche vom zweiten Stock auf ihn geworfen wurde. Einige Leute
wurden festgenommen.
Am darauf folgenden Tag war das Ganze
Quartier militarisiert und die Polizei in Anti-Riot Ausrüstung
omnipräsent. Am späten Abend begannen Leute Ladenlokale und Banken
einzuschlagen. Eine polizeipatrouille wird erneut mit Steinen
eingedeckt.
Die Spannung bleibt sehr hoch im Quartier.

16.09.2009
– In Leuven werden die Scheiben eines Studentenhauses der religiösen
Sekte Opus Dei eingeschlagen. Das Gebäude war bis 2007 besetzt.

06.09.2009
– In dem CIMB [Interkulturelles Zentum für Reintegration von
Ausländern] wird Feuer gelegt. Dieses zerstört Daten und Infrastruktur.

28.08.2009 – Gegen 22 Uhr werden in Molenbeek [Brüssels]
die Scheiben einer Polizeipatroulle mit Steinen eingeworfen. Nur etwas
später brennt ein Haufen Autoreifen mitten auf der Strasse. Die
eintreffende Feuerwehr wird von Jugentlichen ebenfalls mit Steinen
eingedeckt. Als die Polizei mit Verstärkung [ca. 60 Bullen] eintrifft,
werden sie von einer wütenden Gruppe von etwa 100 Maskierten
angegriffen, die auch mehrere Autos in Brand steckt. Die Bullen müssen
drei mal angreiffen, um die Masse zu zerstreuen. Vier Polizeiautos
wurden beschädigt. Die Feuerwehr weigert sich zu kommen, um die Feuer
zu löschen und die Polizei muss ihre Wasserwerfer verwenden.
In der selben Nacht wurden auch in Anderlecht Bullen mit Steinen und Molotovs angegriffen.

28.08.2009
– Im Gefängnis von Saint-Gilles bricht ein Aufstand aus, nachdem es
während dem Hofgang 50 Gefangenen gelingt, die Schlüssel eines Wärters
zu entwenden. Bewaffnet mit Steinen und Metallstangen übernahmen sie
die Kontrolle in einem Korridor, den sie verbarrikadierten, um
anschliessend die Infrastruktur zu zerstören. Während der
Niederschlagung durch ca. 100 Bullen mit Hunden und Tränengas wird ein
Wärter und ein Bulle verletzt.

27.08.2009 – Etwa zwanzig
Jugentliche jagen in einer Metrostation in Anderlecht [Brüssels] die
Polizei mit Steinen und anderen Wurfgeschossen in die Flucht, als sie
gerade eine Identitätskontrolle durchführten.
In der folgenden
Nacht werden sie aufgrund von "lauten Nachbarn" erneut in diesen
Stadtteil gerufen. Dort angekommen stellen sie fest, dass der
Metroeingang mit Molotiv-Cocktails in Brand gesteckt wurde. In der Nähe
finden sie weitere Molotovs und Steine. Vermutlich ein Versuch, die
Bullen in eine Falle zu locken, wie dies im letzten Monat laut Bullen
schon vier mal passierte (z.B. durch Benzin auf der Strasse)

22.08.2009 – Die Frontscheiben des Büros der Faschisten von "Vlams Belang" in Kortrijk werden eingeschlagen.

22.08.2009
– In der Arbeitswerkstadt des Gefängnisses von Hoogstraten fangen aus
unbekannten Gründen einige Holzpalette Feuer. Die Werkstadt befindet
sich ausserhalb des Gefängnis und brannte fast völlig aus.

19.08.2009
– Bei einem Cafés der "Vlams-Belang" [Rechtsextreme Partei] in
Roeselare gehen einige Scheiben zu Bruch. 2 Stunden später kehren die
Angreifer zurück, und zerschlagen noch die restlichen.

18.08.2009 – Ein Man wird verhaftet nachdem er als Protest gegen eine Identitätskontrolle 4 Polizeiautos platt gestochen hat.

18.08.2009
– Etwa 200 Leute beteiligen sich an einer Demostration, um gegen den
Tod von Mekael Tekin im Gefängnis von Jamioulx zu Protestieren.

16.08.2009 – Sieben Lieferwagen der Post stehen in Nossegem in Flammen.

14.08.2009
– Ein Molotov-Cocktail auf ein Justizgebäude in Brüssels hinterläst
grosse Schäden am Eingangsbereich. An der Wand steht der Slogan: "Weder
eure Justiz, noch euren Frieden"

12.08.2009 – Ein
Geldautomat der Post steht in Flammen. In einem Communiqué wird diese
Aktion, den Gefangenen gewidmet, die in Saint-Gilles das Büro der
Wärter in Brand steckten, sowie jenen, die nach dem Tod von Tekin
rebellierten.

10.08.2009 – Auf einem Parkplatz in Brussels gehen 8 Autos der Firma "Securitas" in Flammen auf.

09.08.2009
– In Arlon werden Sechs Autos der Post in Brand gesteckt. [die
Post-Bank Verwaltet die Konten von Belgischen Gefängnissen und
geschlossenen Zentren]

08.08.2009 – Nachdem Tekin bei der
Verlegung in eine Arrestzelle in Jamioulx von Gefängniswärtern zu tode
geprügelt wird, halten die Gefangenen den Innenhof bis zur Ankunft der
Riot-Polizei besetzt.

08.08.2009 – Bei der Postfiliale in
Kessel-Lo wird der Eingang und alle Fenster zerschlagen. An der Mauer
steht ein Solgan: "Es leben die Ausbrüche!". Die Post verwaltet die
Bankkonten von Gefängnissen und geschlossenen Zentren.

03.08.2009
– 2 bewaffneten Männern stürmen in den Justizpalast in Brüssel und
befreien 3 Gefangene, die sich gerade vor Gericht für einen
Autodiebstahl verantworten mussten. Während der letzten 2 Wochen gelang
es bereits 12 Gefangenen auszubrechen.

03.08.2009 – Wärend
dem Versuch einen Gefangenen aus dem Gefängnis von Lantin in ein
geschlossenes Zentrum zu verlegen, um ihn anschliessend auszuschaffen,
bricht eine Auseinandersetzung zwischen Gefangenen und Wärtern aus. Der
Deportationsauftragaraufhin wurde daraufhin abgebrochen.

01.08.2009
– Im Verlauf der vergangenen Woche werden in Arlon an 3 Schulen
Scheiben eingeschlagen, Tore beschädigt und Farbe verschmiert. Eine
vierte Schule, die gerade unbenutzt war, ist vollständig ausgebrannt.
Eine hinterlassene Nachricht lautet: "Anarchie im Land der Lämmer,
Rebellion im Land der Schaffe."

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