Artikel aus dem Tages Anzeiger:
10.09.2010
10 Polizeiwagen für 1 Verhaftung
Als die Stadtpolizei gestern einen mutmasslichen Drogendealer festnehmen will, solidarisieren sich gegen 200 Passanten mit dem Mann. Mit einem massiven Aufgebot muss die Verhaftung geschützt werden.
Als gestern Donnerstag gegen 23 Uhr Polizisten im Kreis 4 einen mutmasslichen Drogendealer festnehmen wollten, drohte die Situation plötzlich zu eskalieren. Passanten auf der Langstrasse solidarisierten sich mit dem dunkelhäutigen Mann. Die Beamten mussten damit rechnen, von Unbeteiligten angegriffen zu werden. Laut Tagesanzeiger.ch Leser flogen sogar Flaschen in Richtung der Polizisten.
Die Beamten im Einsatz beurteilten die Lage als so kritisch, dass sie Verstärkung anforderten. Zehn Einsatzwagen und über zwei Dutzend Beamte fuhren mit Blaulicht vor. Mit Schildern und Gummischrot-Gewehren sicherten sie die Verhaftung ab. «Glücklicherweise konnten wir relativ schnell genug Leute vor Ort schicken und den bis zu 200 Personen Einhalt gebieten», sagt Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei Zürich, auf Anfrage von Tagesanzeiger.ch. Das sei jedoch nicht jedes Mal möglich, so Cortesi weiter. «Zudem haben die Einsatzkräfte nicht immer die komplette Ausrüstung dabei, um auf solche Menschenmengen zu reagieren», sagt Cortesi.
Grösster Einsatz seit längerem
Das Phänomen, dass sich unbeteiligte Nachtschwärmer solidarisieren und Polizeiaktionen stören, beschäftigt die Stadtpolizei seit vergangenem Herbst. Beamte wurden teilweise massiv angepöbelt und sogar angegriffen und verletzt. Mit der Aktion Respekt machte die Polizei im Dezember 2009 auf das Problem aufmerksam. Bei Einsätzen griffen die Beamten konsequent durch und waren jeweils mit einem grossen Aufgebot vor Ort.
Danach beruhigte sich die Situation etwas. Der Vorfall von vergangener Nacht ist laut Cortesi zwar glimpflich abgelaufen, war jedoch die grösste Bedrohung seit langem. «Diese Entwicklung macht uns Sorgen, da sie die Polizeiarbeit massiv stört. Zudem werden nicht nur Polizeibeamte, sondern auch Sanitäter angegriffen», sagt Cortesi.