1. Ausgabe von „Grenzenlos“ – Anarchistische Zeitschrift – Zürich, Juli 2011

Aktualisiert: französische Übersetzung des Editorial

Die Zeitschrift kann hier heruntergeladen werden.

Diese Zeitschrift wird so oft erscheinen, wie es die Umstände erfordern, wie es unsere Kapazitäten ermöglichen. Sie wird in Form, Umfang und Schwerpunkten variieren und sich ihren Platz fortwährend suchen. Kritiken und Beiträge sind also äusserst erwünscht.
Ab der nächsten Ausgabe soll es eine Rubrik für Kommentare geben. Wenn ihr also Kritiken oder Kommentare zu hier publizierten Texten oder eigenständige Diskussionsbeiträge schreiben wollt, schreibt an unsere Kontaktadresse. Wir behalten uns jedoch vor, sie alleinstehend, kommentiert oder nicht abzudrucken.
Kontakt: grenzenlos@riseup.net

( 64 Seiten Umfang )

 

 Grenzenlos ist…
Editorial
– Über die individuelle Verantwortung
– …bezüglich Briefbomben
– Thesen über den Rassismus
– Weder Rassismus noch Anti-Rassismus
– Richtige Fragen Stellen [Plakat]
– Wichtig ist nicht, zu wissen, woherman kam, sondern zu entscheiden, wohin man geht
– Es gibt keine Naturkatastrophen [Plakat]
– Atomkraftwerke, Kapitalismus und Wir
– Schwarze Liste der Atomlobby
– «Atomkraft? Nein Danke!» genügt nicht!
– Nein zum progressiven Atomausstieg!
– Die grosse Welle
– Kurze Info über die Atom-Situation in Italien
– Drang nach Aufstand [Plakat]
– Schön wie das Lächeln der Aufständischen
– Chronologien der Aufstände in Nordafrika
– Tunesien
- Algerien
– Ein Interview über Algerien
– Ägypten
– Senegal
– Marokko, Burkina Faso
– Syrien, Jemen, Libyen
– Internationale Solidarität mit den Aufständischen
– Die Waffen der Aufständischen
– Die Demokraten schicken ihre Artillerie
– Libyen: Krieg oder Aufstand?
– Das schwarze Gold der Migrationsverwaltung

Italien
– Angriffe auf ENI
– Einige Infos über ENI
– Hausdurchsuchungen und Verhaftungen von Anarchisten
– Briefe von Martino
– Unruhen in Rom
– Von Grenze zu Grenze
– Aufstand und Feuer in Villawood (Australien)
– Chronolog
– Der Kampf im Val Susa
– Castor-Blockade
– Kleine Unruhe wegen Ausschaffung von Ägyptern

Frankreich
– Herbstunruhen
– Die gemeinsame Front der Randalierer
– Die schlechten Tage werden Enden- Wir wollen leben: Brief von Dan aus dem Gefängnis
– Verhaftung von Camille, Dan und Olivier
– Chronologie
– Tunesische Ankömmlinge besetzen in Paris
– Der Rammbock des Aufstands… hat einen guten Teil der Pforten Europas zertrümmert

Deutschland
– Für die soziale Revolte als Antwort auf das Bestehende [Plakat]
– Chronologie

Belgien
– Sie suchen Spitzel; Spucke können sie kriegen
– Chronologie
– Scheisse für Atomfreunde
– Unruhen in Charleroi

Griechenland
– Probelauf in Bürgerkrieg

Finnland
– Direkte Aktionen für Satama

Weissrussland und Dänemark
– Verhaftungen

Referenzen

 

Editorial

In Anbetracht der Ereignisse um uns herum, kann man behaupten, dass die Ära des sozialen Friedens, den die westlichen Demokratien, grob gesagt, seit Anfang der 80er Jahre kannten, langsam aber sicher ihren Abgang bekundet. Immer wieder hören oder, wenn wir das Glück haben, erleben wir, wie mehr oder weniger breite soziale Unruhen die Strassen und Plätze unseres Kontinents aufwühlen. Seien es, wie im Laufe dieses vergangenen Jahres, Sparmassnahmen in England, Bildungsreformen in Italien, Sozialabbau in Griechenland, Rentenreformen in Frankreich oder mordende Bullen in Belgien: die Auslöser sind verschieden, doch im Grunde austauschbar. Was die Revolten wachsen und andauern lässt, sind die bestehenden Verhältnisse, die immer untragbarer werden, und ihre Zurückweisung im Allgemeinen. So machen immer mehr Menschen Erfahrungen mit der Möglichkeit, ihre Unterdrückung eigenhändig zu bekämpfen, Solidarität und Selbstorganisation im Kampf zu leben und jenes Gefühl, jenen Vorgeschmack von Freiheit zu kosten, wenn wir, zumindest im Moment der Revolte, jedem Befehl, jeder Autorität erhaben sind. Diese Erfahrungen öffnen der Entwicklung von anti-autoritären und revolutionären Ideen Raum. Denn Erfahrungen, ebenso wie Ideen, zirkulieren. Sie nähren sich gegenseitig. Diese Zeitschrift nimmt daran Teil.

M it den Aufständen in Frankreich 2005, in Griechenland 2008 und insbesondere diesen Frühling in Nordafrika sahen sich Anarchisten und Revolutionäre, nach jahrzehntelanger Gewöhnung an ein Agieren in Situationen der Befriedung, wieder mit Ereignissen und folglich mit Fragen von einem gewissen Ausmass konfrontiert, mit denen umzugehen wir verlernt zu haben scheinen. Fragen, die in anderen Zeiten einst lebhaft zirkulierten, Diskussionen, die über die Jahre durch die Perspektivenlosigkeit des „politischen Aktivismus und die Errichtung „subkultureller Milieues in den Hintergrund gerieten. Wir sehen uns also zunächst mit der Leere konfrontiert, die wir an ihrer Stelle kultivierten.

Wie können wir revolutionäre anarchistische Perspektiven in aufständische Situationen tragen? Und vorallem, was uns betrifft, die wir in befriedeteren Gebieten leben: wie können wir, ausserhalb von solchen Situationen, unsere eigenen Kämpfe deutlich in eine solche Perspektive stellen? Wie nutzen wir diese veränderte Ausgangslage, die „Aufstände nicht mehr als Geschichte aus einem anderen Jahrhundert erscheinen lässt, sondern als reelle Möglichkeit, die viele erlebten, noch viel mehr ermutigte, und allen zumindest bewusster wurde?

Gemeinsam mit der Gesellschaft, in der wir leben, haben auch wir verlernt, die Dinge in ihrer Gesamtheit zu denken und in diesem Sinne von ihnen zu sprechen. Allzu oft verlieren wir uns in Diskussionen um irgendwelche Teilaspekte, ohne zu verdeutlichen, dass es uns sowieso um alles geht. Nicht um Politik, um Rechte, um Papiere, um „kulturellen Freiraum oder um irgendeine Art von Zugeständnis seitens einer Autorität. Was wir wollen, hat mit den bestehenden Strukturen überhaupt nichts zu tun. Diese Gesellschaft war schon immer eine autoritäre und ausbeuterische Gesellschaft. Daher wollen wir die Umwälzung aller uns bekannten gesellschaftlichen Verhältnisse. Darum wollen wir die Anarchie.

Um es mit den Worten eines alten Gefährten zu sagen: « Wir können nicht behaupten, dass es irgendwo in der Welt praktisch sei, wie eine Katze um den heissen Brei zu schleichen bzw. dasjenige gänzlich zu verschweigen, was vor allem klar und deutlich ausgesprochen und erörtert werden muss, wenn es früher oder später verstanden werden soll. »Gerade in Zeiten, in denen das Gefühl verbreitet scheint, dass in dieser Welt irgendetwas grundlegend falsch läuft (mit Fukushima als nur einem weiteren besonders deutlichen Hinweis dafür), sollten wir möglichst deutlich klarstellen, dass es uns nicht um irgendeine Verbesserung auf dem Fundament des Bestehenden geht, sondern darum, eben dieses Fundament zu zerbröckeln: die autoritäre, ökonomische, politische, techno-wissenschaftliche und jegliche sonstige Art von Haltung, die das Leben hintenanstellt, zu Gunsten von Macht und Profit.

 Nun, wir haben nichts anzubieten. Und das ist auch gut so. Wir wollen niemanden dazu bringen, sich vom einen Propheten (dem gegenwärtigen Spektakel) abzuwenden, nur um sich dann einem neuen (dem revolutionären Spektakel) anzuschliessen. Es ist genau diese elende Betrachter-Rolle, die wir beseitigen wollen. Es geht uns nicht darum, die Individuen in zu organisierende Masse, sondern die Masse in Individuen zu verwandeln. Auf dass sich jeder und jede über die eigene Verantwortung über das eigene Handeln bewusst wird, und dass es die eigenen Verlangen sind, die die Selbstemanzipierung inspirieren. Jede Perspektive, die in einer vormodellierten Utopie, in einem neuen „Gesellschaftsmodell mündet, impliziert auch eine Avantgarde, die sie durchsetzt (sei dies nun eine Partei oder die „Diktatur des Proletariats). Daher ist unsere einzige Perspektive jene, die sich grenzenlos in Richtung Freiheit erstreckt.

Es ist voraussehbar, dass das kapitalistische Herrschaftssystem auf einen Engpass zusteuert. Die Massnahmen dazu werden schon seit Jahren in die Gänge geleitet. Gesetzespackete werden durchgedrückt, die NATO konzentriert sich in ihrem Zukunftsprogramm auf „innere Einsätze, Regierungen erhalten eine „autoritäre Wende. Die wirtschaftlichen Umstände drängen die Staaten zunächst an der Peripherie der westlichen Demokratien dazu, einstige „soziale Errungenschaften (Versicherungen, Rente, Dienstleistungs- und Gesundheitswesen, etc.) nach bis nach wieder abzubauen. In Griechenland, Portugal und Irland sind diese Prozesse bisher am deutlichsten spürbar. Letztere beiden scheinen wie ein Pulverfass, dass sich wohl nur dadurch schwer entzündet, da beide seit Jahrzehnten (Portugal seit der „Revolution von 1974/75) nur wenig revolutionäre Agitation oder breite soziale Kämpfe kennen. Während sich das Pulverfass in Griechenland, das seit dem Sturz der Militärdiktatur eine kontinuierliche soziale Konfliktualität und eine wachsende anarchistische Bewegung kennt, spätestens nach dem Mord an einem jungen Anarchisten im Dezember 2008 endgültig endzündete.

Wir können wohl davon ausgehen, dass diese gesellschaftlichen Prozesse nicht an der Peripherie stehen bleiben werden, ebensowenig, wie die Erfahrungen der Revolten. Bei den Aufständen in Nordafrika zum Beispiel haben wir sehr schön gesehen, wie jene, die die Gelegenheit nutzten, um ihre miserable Situation zu verlassen, und in den Lagern für Migranten auf Lampedusa oder in Italien landeten, ihre Revolte weitertrugen, und mehrere Ausschaffungsgefängnisse niederbrannten und komplett zerstörten. Einige, die später bis nach Paris gelangten, besetzten dort als „Kinder der Tunesischen Revolution Häuser und forderten: «Weder Polizei, noch Wohltätigkeit», sonder «Ein Ort, um sich zu organisieren». Aufgrund dieser Haltung, die viele legalistische Gruppen zurückstiess, kam es dann auch, das in diesem Kampf vor allem viel Austausch mit französischen Kameraden entstand.

Wir wollen noch einmal betonen: etwas vom schönsten, was uns die verschiedenen Aufstände überall gegeben haben, ist eine Verbreitung der Möglichkeit, wieder von Aufständen, von der sozialen Revolution zu sprechen, von dem schliesslich, wonach es uns verlangt, ohne sowieso als Realitätsfremd betrachtet zu werden.

Worauf wir also hinauswollen, ist, dass wir denken, dass es immer wichtiger wird, wieder in anderen Termen zu denken, wenn wir das nächste Mal nicht bloss sprachlos danebenstehen wollen, wenn der Zug an uns vorbeirauscht. Es geht um eine Perspektivenverschiebung, die überall angebracht ist, und je nach Kontext andere Möglichkeiten enthalten wird. Dabei scheint es uns immer essenzieller, den Blick über den Tellerrand zu heben und den internationalistischen Aspekt unserer Kämpfe zu betonen und zu pflegen. Die Erfahrungen und Diskussionen unter Anarchisten sollten, ebenso wie die Erfahrungen der Aufständischen, keine Grenzen respektieren.

Aus diesem Blickwinkel ist es also alles andere als unsinnig, sich auch hier in der Schweiz mit Fragen auseinanderzusetzen, die sich in anderen Kontexten offensichtlich akuter aufdrängen als hier. Und zwar in dem Sinne, wie es auch hier alles andere als unsinnig ist, uns zu überlegen, wie wir unsere Position als Sozialrevolutionäre verdeutlichen und praktizieren können.

 

Erfahrungen und Perspektiven in der Schweiz

Der Versuch, revolutionäre Perspektiven in unsere Kämpfe zu tragen, beginnt unserer Meinung nach zunächst mit dem Versuch, auf jene Art und Weise zu kämpfen, auf die wir auch gerne Leben würden. Das heisst, selbstorganisiert und auf zwischenmenschlicher Affinität basierend, ohne die Verantwortung über unser Handeln zu delegieren oder sie irgendeinem Banner unterzuordnen, ohne uns zu unterwerfen, also ohne irgendeine Autorität zu akzeptieren, indem wir von ihr fordern oder mit ihr verhandeln, uns der Ausbeutung nicht nur entziehend, sondern sie aufzeigend und angreifend, uns stetig selbst hinterfragend, unsere individuellen Vorstellungen verwirklichend und durch jene der anderen erweiternd.

Vergangenen Herbst machte sich hier in der Schweiz im Zusammenhang mit einer Abstimmung über ein neues Asylgesetz eine gewisse soziale Unzufriedenheit breit. Aus verschiedenen Richtungen wurde versucht, eigene Diskurse voranzutragen, die den demokratischen Abstimmungszirkus und eine blosse „anti-rassistische Opposition zurücklassen, um das Fundament dieser Gesellschaft zu kritisieren und unseren Drang nach Revolte zu bekräftigen, bzw. jenen von anderen Unterdrückten zu verteidigen und zu ermutigen. Innerhalb der Spannung, die sich um dieses neue Gesetz breitmachte, das letztlich natürlich nicht nur Migranten, sondern, durch eine allgemeine Verschärfung der Kontrolle, uns alle betrifft, manifestierten sich Akte, die die Delegation verneinen (direkte Angriffe auf verantwortliche Institutionen und Personen), oder das System der Delegation gleich selbst in Angriff nahmen (Angriffe auf Wahllokale oder das Stehlen und öffentliche Verbrennen einer Wahlurne). Anarchistische Plakate und Flugblätter wurden (auch mehrsprachig) auf den Wänden und in den Strassen in Umlauf gebracht. Die Worte erweiterten die Bedeutung der Ereignisse, und umgekehrt.

Die im Vorfeld der Abstimmung angewachsene Dynamik, flachte nach den Demonstrationen am Tag nach der Abstimmung, bei denen vor allem in Zürich und Bern zahlreiche Einrichtungen des Kapitalismus verwüstet wurden, leider wieder ab. Die über einen längeren Zeitraum anhaltende Sensibilität auf eine gewisse Thematik, die, wie jede andere, ein Ansatzpunkt für unsere Kritik sein konnte, ermöglichte Dynamiken, die durch das hin und her Springen zwischen Reaktionen auf die verschiedenen Ereignisse des kapitalistischen Alltags schwieriger aufkommen. Doch auch diese, wie wir sahen, blieb begrenzt, da sie noch immer an einen Zeitplan gebunden blieb, den nicht wir, sondern der Staat und die Medien festsetzten, und weil es, trotz Bemühungen, nicht gelang, sich von diesem loszulösen. Darum scheint es uns interessanter, an der Entwicklung von eigenen Kämpfen zu arbeiten, die gewiss nicht von den Prozessen in der Gesellschaft losgelöst, aber auch nicht von ihnen abhängig sein sollten; deren Zeitlichkeit wir also selbst bestimmen. Kämpfe, die sich genug Zeit und Raum nehmen, dass in ihrem Innern die Diskussionen wachsen und die Begegnungen sich vervielfältigen können. Und wir sprechen hier nicht von Teilbereichkämpfen, bloss nicht, sondern davon, mit unserer theoretischen und praktischen Kritik, die immer eine anarchistische und revolutionäre sein wird, dort anzusetzen, wo wir das Gefühl haben, dass sich über die Zeit eine allgemeine soziale Spannung schüren lässt.

Das will auch nicht heissen, die spontanen Gelegenheiten zu ignorieren, die uns der Lauf der Dinge in der Gesellschaft immer wieder bieten wird, sondern, im Gegenteil, sie untereinander und mit unseren eigenen Kämpfen zu verbinden. Sie im Kontext des sozialen Krieges zu verorten, der sich täglich zwischen den Eignern und den Enteigneten dieser Welt abspielt. Und erzählt uns nicht, es wäre überrissen von Krieg zu sprechen. Um die Zeilen eines Flugblatts zu verwenden, das im Mai 2010 in Lausanne verteilt wurde, als sich die „Todesfälle in Gefängnissen, bei Ausschaffungen und bei „Verhaftungen gerade besonders stark häuften: « was diejenigen auch denken und sagen mögen, die die Schweiz noch immer, im Widerspruch zu allem, als im Ozean der Welt verlorene, vom allgemeinen Sturm verschonte Insel des Friedens betrachten möchten: der Krieg spielt sich auch hier und jetzt ab. […] Und man sage uns nicht mehr, der Krieg sei weit weg, er sei etwas anderes, etwas viel schlimmeres. […] Er manifestiert sich bloss mit stärkerer oder geringerer Intensität, mit seinen Waffen, seinen Taktiken, seinen Strategien und seinen Toten, je nach den Erfordernissen des Momentes. » Es sind stets die Armen, die Ausgeschlossenen, die Unerwünschten, die durch die Bullen, den Knast oder Arbeit unter miesesten Bedingungen umkommen. Auch dieses Jahr lesen wir alle paar Wochen von „Tod aufgefundenen Häftlingen in irgendeiner Zelle in irgendeinem der übrigens seit langem überfüllten Schweizer Gefängnisse. Mit der gegenwärtigen Welle von Migranten aus Nordafrika die grösste seit dem Jugoslavienkrieg 1997 sah sich der Schweizer Staat ebenfalls mit der Überfüllung der sogenannten „Empfangszenten (halboffene Anstalten mit strenger Reglementierung) konfrontiert. Während sich in Chiasso das Kreisen der Dronen und Helikopter, sowie das Durchforsten der Grenzbullen durch die kamerabespickten Wälder häufen, bunkert der Staat hunderte von Migranten in unterirdischen Zivilschutzanlagen ein, die sich meistens irgandwo im Nirgendwo befinden. Vor ein paar Monaten gelang es 30 Migranten diese Erniedrigung durch ihren Widerstand zu verweigern. Ansonsten wissen wir leider wenig darüber, wie spannungsgeladen die Situation ist. Bleibt noch zu sagen, dass viele Migranten von Kriegen flüchteten, an denen sich von Schweizer Söldnerfirmen ausgebildete Soldaten und in der Schweiz Produzierte Waffen beteiligen. Und man sage uns noch, der Krieg sei weit entfernt.

Diese soziale Spannung rund um Migration wird gewiss etwas sein, dass in den nächsten Jahren präsent sein wird. Wenn der Schweizer Staat versuchen wird, seine durch das neue Asylgesetz verschärfte Migrationsverwaltungspolitik durchzudrücken, dann wird dies gewiss nicht ohne Konflikte ablaufen. Und dafür können auch wir sorgen.

Seit Fukushima glaubt der Staat uns mit seiner billigen Verarschung von einem Atomausstieg an der Nase herumführen zu können, ein Ausstieg, den er schon von Anfang an wieder relativierte. Somit macht er einem jeden mit etwas Reflexionsvermögen klar, dass, wenn wir diesen Wahn wirklich stoppen wollen, der uns bereits heute die Möglichkeit einer gänzlich anderen Zukunft verstrahlt, weitaus andere Mittel angebracht sind, als jene der Politik. Wichtig ist nur, klar zu machen, dass es uns nicht um eine technische Opposition aufgrund der blossen Schädlichkeit der Atomkraft geht, sondern darum, dass die Verwaltung dieser Scheisse, aufgrund der erforderlichen extremen Spezialisierung, immer einen Staat, eine hierarchische Struktur erfordern wird, und uns somit in eine Abhängigkeit drängt, bzw. leider schon längst gedrängt hat. Die Atomkraft, die zivile und militärische, ist ein Mittel zur Unterwerfung und zur Erhaltung der Unterwerfung. Zur Erhaltung dieses Gesamten industrialisierten Systems der Unterwerfung.

Es ist gewiss schwieriger, unsere Ideen in die gegenwärtige Unzufriedenheit gegenüber der Atomkraft zu tragen, da die Ablehnung ihrer Gefährlichkeit aus allen Möglichen Hintergründen entstehen kann, und in Nichtsem eine Ablehnung von Herrschaft bedeuten muss. Trotzdem kann die Tatsache, dass die Heuchelei der Politiker immer offensichtlicher wird, dass immer deutlicher wird, dass ein Kampf gegen die Atomkraft nur Aussichten haben kann, wenn wir eigenhändig für Nachdruck sorgen, ein Ansatzpunkt sein.

Gleichzeitig machen sich in verschiedenen Schweizer Städten urbanistische Projekte breit, die vielen vor den Kopf stossen. Die kontinuierlichen Umwandlungen des Raumes machen immer deutlicher, wie die Zukunft aussehen soll, was es bedeutet, wenn sich dieses sterile Leben, dessen einziger Inhalt aus Arbeit und Konsum besteht, in der räumlichen Umgebung manifestiert. Im Basler Quartier St. Johann beispielsweise, wo die Stadt gemeinsam mit Novartis ihre Baupläne ausbreitet, macht sich seit Jahren, mit manchmal mehr, manchmal weniger moderaten Mitteln, auch Widerstand breit. Nicht selten klirrten die Scheiben von Yuppie-, Kunst- und Architektenlokalen, der Avantgarde der Aufwertung, die sich in dem eher populären Quartier einzunisten versucht. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch in Zürich und gewiss auch in anderen Städten feststellen. Nur bleibt die Kritik oft bei Forderungen nach billigem Wohnraum, oder Bekräftigungen im Stil von „unser Quartier, „unsere Stadt stehen. Wollen wir wirklich dieses Gefängnis, das die Stadt geworden ist, diesen Raum der Entfremdung schlechthin, diese Architektur zur Kontrolle und Domestizierung der Menschen, die Wohnblöcke, die das gesellschaftliche Prinzip von Vermassen und Vereinzeln bestens repräsentieren, wollen wir all das wirklich als das unsrige verteidigen? Anstatt Diskurse über „mangelnden billigen Wohnraum zu lancieren, währe es, aus einer anarchistischen Perspektive nicht sinnvoller, anhand des Urbanismus aufzuzeigen, wie sich die Herrschaftsverhältnisse im Raum manifestieren, wie das, was nicht passt, an die Peripherie gedrängt oder in Gefängnisse gesteckt wird, wie wir nur etwas Wert sind, insofern wir als Konsumenten in diesen riesigen Kapitalakkumulationszentren funktionieren, wie die Bullen den Raum militarisieren, wie sie kontrollieren und verhaften, um das heilige Privateigentum zu schützen, wie sehr die Enteignung unseres Lebens und der Verlust jegliche Autonomie vorangeschritten ist, wie Städte sowieso, zumindest als das, was wir heute darunter verstehen, nie in einer herrschaftsfreien Welt funktionieren könnten? Letzteres alleine aufgrund ihrer völligen Abhängigkeit vom bestehenden industriellen System, einer immensen Energieproduktion und einer massiven zentralisierten Verwaltung von Gütern und Transporten. Anstatt heute die Stadt oder andere bestehende Formen des Zusammenlebens als die unsrigen zu bekräftigen, wollen wir den Weg lieber für die Erfindung neuer Formen des Zusammenlebens offen lassen in einem revolutionären Prozess der Emanzipierung von allen Formen, die auf der Umzäunung und Unterdrückung der Individualität basieren.

Nun, Möglichkeiten zu Kämpfen, in bestehende Spannungen zu intervenieren oder diese zu provozieren gibt es genug. Die Frage ist nicht, ob uns dieses oder jenes Thema mehr beschäftigt, sondern, ob es uns gelingt, in unseren Kämpfen unsere Ideen, unsere Ablehnung jeder Art von Autorität und unser Verlangen nach Revolte klar zum Ausdruck zu bringen. Ob es uns gelingt, die Kämpfe in eine revolutionäre Perspektive zu stellen. Ob es uns gelingt, klar zu machen, dass wir nicht kämpfen, weil wir uns an diesem oder jenem Aspekt der bestehenden Verhältnisse stossen, sondern weil wir einen Traum haben, jenen der kompromisslosen Freiheit eines jeden Individuums, und weil sich dieser Traum an dieser Gesellschaft in ihrer Gesamtheit stösst.

Wir gehen davon aus, dass die kommenden Jahre in internationaler Hinsicht weiterhin von Konflikten und Revolten geprägt sein werden. Der Engpass, auf den das kapitalistische System zusteuert, in seinen ökonomischen und ökologischen Aspekten, ist unumgänglich. Es muss da durch. Und zwar mit allen Massnahmen, die das erfordert. Einerseits hofft es darauf, dass die Enteigung und Entfremdung der Menschen bereits so weit vorangetrieben ist, dass sie alles mit sich gefallen lassen werden, andererseits stellt es sich auf bürgerkriegsähnliche Regierungstechniken ein, wie sie zurzeit in Griechenland erprobt werden. Wir hingegen, wir zählen lieber darauf, dass die Liebe für Freiheit und die Würde der Individuen noch so weit vorhanden sind, dass sie schliesslich in einem generalisierten Aufstand hochleben werden.

Doch dies ist keine weitere Preisung des berühmten, ach so oft prophezeiten Zusammenbruchs des kapitalistischen Systems. Je nach Unterwürfigkeit und Kontrolle seiner Untertanen, wird sich der Kapitalismus noch durch so manche Verengung drücken können. Denn mit der kontinuierlichen Degradierung des Leben, degradieren auch die Verlangen der Menschen. Wir glauben also nicht an eine Verschlimmerung der Verhältnisse, bis zu dem Punkt, an dem sich die Unterdrückten so oder so auflehnen werden. Diese marxistischen Phantastereien können uns gestohlen bleiben. Das System der Herrschaft wird insofern zusammenbrechen, wie wir uns hier und heute an die Subversion der Beziehungen machen. Insofern, wie nicht nur die Ablehnung des Bestehenden, sondern auch das Verlangen nach etwas völlig anderem sich verbreitet. Insofern, also, wie die Idee von Anarchie wieder zu leben beginnt.
Das ist alles.

 

 
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Grenzenlos ist unser Verlangen. Das Verlangen nach einer Belebung und Vertiefung der anarchistischen Diskussion. Es ist die Suche nach jener Kohärenz, die ewig entgleitet. Zwischen Ideen und Handeln, Theorie und Praxis, Träumen und Verwirklichung. Denn in ihr wächst bereits heute die Welt, die wir wollen. In der Art und Weise unserer Kämpfe.
Grenzenlos ist unsere Kritik. Im Sinne von masslos und haltlos. Aber auch in Zeit und Raum, also international und historisch. Wie ein gemeinsames Werk der Unbeugsamen, von überall, seit jeher. Die Grenzen nicht nur negierend, sondern sprengend, nicht nur die theoretischen, sondern auch die praktischen, nicht nur jene, die wir uns selbst setzen, sondern alle, die uns auferlegt werden.
Grenzenlos ist unser Mögliches. Im Gegensatz zu den Resignierten, zeigt es sich jenen, die eine Leidenschaft für Subversion verspüren. Im Gegensatz zu den Realisten, spricht es zu jenen, die lieber von ihren Träumen, als vom Bestehenden und seinen „geringeren Übeln ausgehen. Es akkumuliert sich in der Revolte, im Aufstand, will aber grenzenlos darüber hinaus.
Grenzenlos ist unsere Freiheit. Sie ist keine Utopie, oder noch schlimmer, eine neue Gesellschaftsordnung, sondern eine stetige Bewegung hin zum Unerreichbaren. Denn jede Idee, so auch jene von Freiheit, also Anarchie, ist Abstraktion und als solche unerreichbar. Genau darin liegt ihr Wert. Freiheit ist unerschöpflich. Sie ist grenzenlos.

 

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Voici la traduction de l’éditorial du premier numéro de la nouvelle revue anarchiste „Grenzenlos“, éditée à Zurich.

Cette revue paraîtra aussi souvent que les circonstances l’exigent, selon nos capacités. Sa forme, sa taille et ses priorités varieront et elle cherchera continuellement sa place. Des critiques et des contributions sont donc fortement souhaitées.

Dès le prochain numéro, il devrait y avoir une rubrique pour les commentaires. Si vous voulez donc écrire des critiques ou des commentaires sur des textes publiés ici ou vos propres contributions, contactez-nous par courriel. Nous nous réservons pourtant le droit de les publier ou pas et d’ajouter des commentaires.

Éditorial

Face aux événements autour de nous, on peut affirmer que l’ère de la paix sociale, que les démocraties occidentales ont connue depuis les années 1980 environ, annonce gentiment son départ. On entend, ou, si l’on a la chance, on vit continuellement comment des troubles sociaux plus ou moins larges bouleversent les rues et les places de notre continent. Que ce soit, comme l’année passée, des coupes budgétaires en Angleterre, des réformes de l’éducation en Italie, le démantèlement de la protection sociale en Grèce, la réforme des retraites en France ou des flics assassins en Belgique : les inducteurs sont différents, mais dans le fond échangeables. Ce que fait croître et perdurer les révoltes, c’est l’ordre existant devenant de plus en plus insupportable et le refus général de celui-ci. Si bien que de plus en plus de gens font l’expérience de la possibilité de combattre eux-mêmes l’oppression subie, de vivre la solidarité et l’auto-organisation dans la lutte et de goûter à ce sentiment, à cet avant-goût de liberté lorsque nous planons, du moins au moment de la révolte, au-dessus de tout ordre et de toute autorité. Ces expériences ouvrent de l’espace au développement d’idées anti-autoritaires et révolutionnaires. Car les expériences, tout comme les idées, circulent. Elles se nourrissent mutuellement. Cette revue y prend part.

Avec les insurrections en France en 2005, en Grèce en 2008 et surtout ce printemps en Afrique du Nord, les anarchistes et les révolutionnaires se retrouvent confrontés avec des événements et donc des questions d’une certaine portée, dont nous semblons avoir oublié comment les affronter après s’être habitués pendant des décennies à agir dans des situations de pacification. Des questions qui, jadis, circulèrent vivement, des discussions mises en arrière-plan par l’absence de perspectives du « militantisme politique » et par l’édification de « milieux subculturels ». Nous nous voyons donc avant tout confrontés avec le vide cultivé à leur place.

Comment pouvons-nous apporter des perspectives anarchistes dans des situations insurrectionnelles ? Et surtout, pour ce qui nous concerne, nous qui vivons dans des régions pacifiées : comment pouvons-nous, en-dehors de telles situations, doter nos luttes clairement d’une telle perspective ? Comment profitons-nous de ce changement de situation ne faisant plus paraître des « insurrections » comme l’histoire d’un siècle révolu, mais comme possibilité réelle vécue par beaucoup, encourageant encore davantage et, du moins, plus présentes dans les consciences de tout le monde ?

Tout comme la société dans laquelle nous vivons, nous aussi, nous avons désappris de penser les choses dans leur totalité et d’en parler dans ce sens. Trop souvent, nous nous perdons dans des discussions sur des aspects partiels sans expliciter que nous voulons de toute manière tout. Et non pas de la politique, des droits, des papiers, de l’« espace culturel libre » ou de concession quelconque de la part d’une autorité. Ce que nous voulons n’a absolument aucun rapport avec les structures existantes. Cette société a toujours été une société autoritaire et exploiteuse. C’est pourquoi nous voulons le bouleversement de tous les ordres sociaux que nous connaissons. C’est pourquoi nous voulons l’anarchie. Pour le dire avec les mots d’un vieux compagnon : « Nous ne pouvons affirmer qu’il est utile peu importe où dans le monde de marcher à pas feutrés autour du repas chaud, c’est-à-dire de complétement taire ce qui doit être prononcé et expliqué clairement si c’est censé être compris tôt ou tard. »

Surtout dans des temps où le sentiment que quelque chose dans ce monde va fondamentalement mal (ce que Fukushima prouve une fois de plus d’une manière bien claire) semble être répandu, nous devrions préciser que, pour nous, il ne s’agit pas d’une amélioration quelconque sur la base de l’existant, mais d’émietter cette base-ci : l’attitude autoritaire, économique, politique, techno-scientifique et toute autre attitude mettant la vie en second plan en faveur du pouvoir et du profit.

Bon, nous n’avons rien à offrir. Et c’est bien comme ça. Nous ne voulons amener personne à se détourner d’un prophète (le Spectacle présent) uniquement pour se tourner vers un nouveau prophète (le Spectacle révolutionnaire). C’est précisément ce rôle misérable de spectateur que nous voulons éliminer. Pour nous, il ne s’agit pas de transformer les individus en masse à organiser, mais de transformer la masse en individus. Que chacun et chacune prenne conscience de sa responsabilité de ses actes, et que ce soit ses propres désirs qui inspirent l’auto-émancipation. Tout perspective débouchant sur une utopie prémodelée, sur un nouveau modèle sociétal, implique une avant-garde qui l’impose (que ce ne soit qu’un parti ou la « dictature du prolétariat »). Si bien que notre seule perspective est celle qui tend sans limites vers la liberté.

Il est prévisible que le système de domination capitaliste va vers des difficultés. Les mesures correspondantes sont mises en œuvre depuis des années. Des nouvelles lois sont imposées, l’OTAN se focalise dans son programme d’avenir sur les « missions intérieures », les gouvernements subissent un « tournant autoritaire ». Les circonstances économiques forcent d’abord les États à la périphérie des démocraties occidentales de démanteler peu à peu d’anciens « acquis sociaux » (assurances, retraites, services, santé, etc.). Pour l’instant, ces processus se font sentir le plus nettement en Grèce, au Portugal et en Irlande. Les deux derniers ressemblent à une poudrière qui ne prend feu que difficilement parce que les deux ne connaissent depuis des décennies (le Portugal depuis la « révolution » de 1974/75) que peu d’agitation révolutionnaire ou de luttes sociales larges. Tandis que la poudrière en Grèce, qui connaît une conflictualité sociale continuelle et un mouvement anarchiste croissant depuis la chute de la dictature militaire, a pris feu pour de bon au plus tard après l’assassinat d’un jeune anarchiste en décembre 2008.

Nous pouvons probablement partir du principe que ces processus sociaux ne s’arrêteront pas à la périphérie, tout comme les expériences des révoltes. Lors des insurrections en Afrique du Nord par exemple, nous pûmes très bien voir comment ceux qui profitèrent de l’occasion pour quitter leur situation misérable et qui atterrirent dans les camps pour migrants à Lampeduse ou en Italie ont apporté leur révolte en brûlant et en détruisant complétement plusieurs prisons d’expulsion. Quelques-uns, qui arrivèrent ensuite à Paris, y occupèrent des maisons en tant qu’« enfants de la révolution tunisienne » et exigèrent : « Ni police, ni charité », mais « un lieu pour s’organiser ». Grâce à cette attitude, qui repoussa beaucoup de groupes légalistes, il y eut beaucoup d’échange avec les camarades français. Nous voulons souligner une fois de plus : parmi les plus beaux résultats de ces différentes insurrections partout, il y a la diffusion de la possibilité de reparler d’insurrections, de révolution sociale, et ainsi, de ce que nous désirons, sans être vus comme des rêveurs.

Où nous voulons en venir, c’est que nous pensons qu’il devient de plus en plus important de recommencer à penser en d’autres termes si nous ne voulons pas rester silencieux à côté quand le train nous dépasse la prochaine fois. Il s’agit d’un décalage de perspective étant partout de mise et contenant différentes possibilités selon le contexte. Dans ce sens, il nous semble de plus en plus essentiel de voir plus loin que le bout de son nez et de souligner et de cultiver l’aspect internationaliste de nos luttes. Les expériences et les discussions des anarchistes ne devraient, tout comme les expériences des insurgés, respecter aucune frontière.

De ce point de vue, il n’est pas du tout insensé de se confronter à des questions ici en Suisse qui s’imposent évidemment de manière plus urgente dans d’autres contextes. Et ce dans le sens que, même ici, il n’est pas du tout insensé de réfléchir comment nous pouvons expliciter et pratiquer notre position en tant que révolutionnaires sociaux.

Expériences et perspectives en Suisse

D’après nous, la tentative d’apporter des perspectives révolutionnaires dans nos luttes commence par le fait de lutter de la même manière que nous voudrions vivre. C’est-à-dire, de manière auto-organisée et basé sur des affinités interpersonnelles, sans déléguer la responsabilité de nos actes ni les assujettir à un drapeau quelconque, sans se soumettre, et donc sans accepter aucune autorité en revendiquant quelque chose d’elle ou en négociant avec elle, et ainsi, en n’échappant pas seulement à l’exploitation, mais en la pointant du doigt et en l’attaquant, en nous mettant toujours nous-mêmes en question, en réalisant nos idées individuelles et en les élargissant par celles des autres.

En automne passé, un certain mécontentement social se répandit ici en Suisse dans le contexte d’une votation sur une nouvelle loi sur l’asile. De plusieurs côtés, des tentatives de faire avancer nos propres discours furent faites, dépassant le cirque démocratique des votations et une simple opposition « anti-raciste » pour critiquer la base de cette société et pour affirmer notre désir de révolte, respectivement pour défendre et pour encourager celui d’autres dominés. À l’intérieur de la tension qui se répandit autour de cette nouvelle loi, qui ne concerne enfin pas que des migrants, mais, par le biais d’un renforcement général du contrôle, nous tous, des actes refusant la délégation (attaques directes sur des institutions et des personnes responsables) ou s’attaquant au système de délégation lui-même (attaques sur les bureaux de vote ou le vol et le brûlage public d’une urne électorale) se manifestèrent. Des affiches et des flyers anarchistes (aussi en plusieurs langues) circulèrent sur les murs et dans les rues. Les mots élargirent la signification des événements, et vice versa.

La dynamique accumulée au préalable de la votation aplatit malheureusement après les manifestations le lendemain de la votation, durant lesquelles de nombreux établissements du capitalisme furent attaqués, notamment à Zurich et à Berne. La sensibilité pour une certaine thématique perdurant un laps de temps plus long et pouvant, comme toute autre thématique, servir de point de départ pour notre critique rendit possible des dynamiques qui surgissent plus difficilement dans l’oscillation entre des réactions aux divers événements du quotidien capitaliste. Or, même celle-ci, comme on le vit, resta limitée puisqu’elle fut encore liée à un calendrier fixé non pas par nous, mais par l’État et les médias, et puisque l’on ne réussit pas à s’en détacher malgré les efforts dans ce sens. C’est pourquoi il nous semble plus intéressant de travailler au développement de nos propres luttes, qui ne devraient certainement pas être détachées des processus dans la société, mais qui ne devraient pas non plus dépendre d’eux ; des luttes dont nous fixons la temporalité. Des luttes qui devraient se doter de suffisamment de temps et d’espace pour que les discussions croissent et les rencontres se multiplient à l’intérieur d’elles. Et nous ne parlons pas ici de luttes partielles, surtout pas, mais du fait de focaliser notre critique théorique et pratique, qui sera toujours anarchiste et révolutionnaire, sur les questions dont nous avons le sentiment qu’à long terme, elles peuvent attiser une tension sociale générale.

Cela ne veut pas non plus dire qu’il faut laisser échapper les opportunités spontanées que le cours des choses dans la société nous offrira toujours, mais, au contraire, qu’il faut les lier les unes aux autres et avec nos propres luttes. Qu’il faut les concevoir dans le contexte de la guerre sociale qui se joue quotidiennement entre les possédants et les dépossédés de ce monde. Et ne nous racontez pas que c’est exagéré de parler de guerre. Pour employer les lignes d’un tract distribué en mai 2010 à Lausanne lorsque les « décès » dans les prisons, pendant les expulsions et les « arrestations » se multiplièrent particulièrement : « Quoi que pensent et disent ceux qui aimeraient, envers et contre tout, toujours considérer la Suisse comme une île de paix perdue au milieu de l’océan du monde, préservée de la tourmente générale, la guerre se joue aussi ici et maintenant. Et que l’on ne vienne plus nous dire que la guerre c’est loin, c’est autre chose, quelque chose de bien plus grave. La guerre n’est ni nouvelle ni achevée. La guerre se perpétue et se déploie sous des formes infiniment sournoises. Elle se manifeste seulement avec plus ou moins d’intensité selon les nécessités du moment avec ses armes, ses tactiques, ses stratégies et ses morts. » Ce sont toujours les pauvres, les exclus, les indésirables qui meurent à cause des flics, de la taule ou du travail dans les conditions les plus atroces. Cette année aussi, nous lisons tous les quinze jours de prisonniers « retrouvés morts » dans une cellule quelconque dans une prison quelconque parmi les prisons suisses d’ailleurs surpeuplées depuis bien longtemps. Avec la présente vague de migrants d’Afrique du Nord – la plus grande depuis la guerre de Yougoslavie en 1997 -, l’État suisse se vit confronté au surpeuplement des soi-disant « centres d’accueil » (établissements semi-ouverts fortement réglementés). Tandis qu’à Chiasso, la circulation des drones et des hélicoptères, ainsi que les passages au peigne fin de la frontière par les flics dans les forêts remplies de caméras se multiplient, l’État planque des centaines de migrants dans des abris souterrains de la protection civile qui, la plupart du temps, se trouvent quelque part nulle part. Il y a quelques mois, 30 migrants réussirent à refuser cette humiliation grâce à leur résistance. Sinon, nous ne savons malheureusement guère à quel point la situation est tendue. Il reste à dire que beaucoup de migrants fuirent des guerres auxquelles des soldats formés par des entreprises de mercenaires suisses et des armes produites en Suisse participèrent. Et que l’on nous dise encore que la guerre était loin de nous. La tension sociale autour de la migration sera certainement d’actualité dans les années à venir. Si l’État suisse essaie de faire passer sa politique de gestion de la migration, durcie par la nouvelle loi sur l’asile, cela ne se déroulera certainement pas sans conflits. Et nous pouvons faire en sorte qu’il y en ait.

Depuis Fukushima, l’État croit pouvoir nous berner avec son foutage de gueule à deux balles de sortie nucléaire, relativisée dès le début. Ainsi, il démontre à tout et chacun ayant un minimum de capacité de réflexion que, si nous voulons vraiment arrêter cette folie, qui irradie déjà aujourd’hui la possibilité d’un tout autre avenir, bien d’autres moyens que ceux de la politique sont appropriés. Ici, il est important d’expliciter que, pour nous, il ne s’agit pas d’une opposition technique à cause de la nuisance pure et simple de l’énergie nucléaire, mais du fait que la gestion de cette merde, à cause de la spécialisation extrême requise, nécessitera toujours un État, une structure hiérarchique, et nous rend ainsi dépendants, respectivement nous a malheureusement déjà rendus dépendants depuis bien longtemps. L’énergie nucléaire, son emploi civil autant que son emploi militaire, constitue un moyen d’assujettissement et de maintien de celui-ci. Et donc de maintien de tout ce système industrialisé d’assujettissement.

Il est certes plus difficile d’apporter nos idées dans le présent mécontentement envers l’énergie nucléaire puisque le refus de sa dangerosité peut venir d’horizons divers et ne signifie pas nécessairement un refus de la domination. Le fait que l’hypocrisie des politiciens devient de plus en plus évidente, qu’il est de plus en plus clair qu’une lutte contre le nucléaire ne peut avoir de perspectives que si nous insistons nous-mêmes, peut néanmoins constituer un point de départ.

En même temps, des projets urbanistiques brusquant plus d’un se propagent dans les villes suisses. Les transformations continuelles de l’espace rendent de plus en plus clair à quoi l’avenir ressemblera, ce que la manifestation de cette vie stérile dans l’environnement spatial signifie, une vie dont le seul contenu est le travail et la consommation. Dans le quartier bâlois de St-Johann par exemple, où la ville étale ses plans d’aménagement ensemble avec Novartis, une résistance, avec des moyens plus ou moins modérés, se répand de plus en plus depuis des années. Des vitres de locaux bobos, artistiques ou d’architecture, l’avant-garde de la valorisation tentant de se propager dans des quartiers plutôt populaires, éclatent assez fréquemment. Une évolution similaire peut être constatée à Zurich et certainement aussi dans d’autres villes. Or, la critique s’arrête souvent aux revendications de logements bon marché dans le style de « notre ville », « notre quartier ». Voulons-nous vraiment défendre cette prison qu’est devenue la ville, cet espace suprême de l’aliénation, cette architecture pour le contrôle et la domestication de l’humain, ces barres d’immeubles représentant parfaitement le principe social de la massification et de l’atomisation, comme la nôtre ? Au lieu de lancer des discours sur la « pénurie des logements bon marché », n’aurait-il pas plus de sens, d’un point de vue anarchiste, de montrer par le biais de l’urbanisme comment les rapports de domination se manifestent dans l’espace, comment ce qui ne convient pas est refoulé à la périphérie ou mis en taule, comment nous n’avons une valeur que si nous fonctionnons en tant que consommateurs dans ces énormes centres d’accumulation de capitaux, comment les flics militarisent l’espace, comment ils contrôlent et arrêtent pour protéger la sacrosainte propriété privée, à quel point l’expropriation de notre vie et la perte de toute autonomie ont déjà avancé, comment les villes tout court, du moins dans la forme que nous les connaissons aujourd’hui, ne fonctionneront jamais dans un monde sans domination ? Ceci déjà à cause de leur dépendance totale du système industriel existant, d’une énorme production d’énergie et d’une gestion extrêmement centralisée des biens et des transports. Au lieu d’affirmer aujourd’hui la ville ou d’autres formes existantes de la vie sociale en tant que nôtres, ne voulons-nous pas plutôt laisser la route ouverte à l’invention de nouvelles formes de vie sociale – dans un processus révolutionnaire d’émancipation de toutes les formes basées sur le corsetage et l’oppression de l’individualité ?

Il y a donc suffisamment de possibilités de lutter, d’intervenir dans des tensions existantes ou d’en provoquer. Ce n’est pas la question si tel ou tel sujet nous préoccupe davantage que tel autre, mais si nous parvenons dans nos luttes à exprimer clairement nos idées, notre refus de toute autorité et notre désir de révolte. Si nous parvenons à mettre nos luttes dans une perspective révolutionnaire. Si nous parvenons à expliciter que nous ne luttons pas parce que tel ou tel aspect de l’ordre existant nous gêne, mais parce que nous avons un rêve, celui de la liberté intransigeante de l’individu, et parce que ce rêve s’oppose à cette société dans sa totalité.

Nous partons du principe que les années à venir seront toujours marquées par des conflits et des révoltes à l’échelle internationale. Les difficultés, vers lesquelles le système capitaliste va, sont inévitables. Il faut passer par là. Et ce avec toutes les mesures que cela exige. D’un côté, il espère que l’expropriation et l’aliénation des humains est déjà tellement avancées qu’ils acceptent tout, de l’autre, il prépare des techniques gouvernementales proches de la guerre civile, comme c’est le cas en Grèce actuellement. Nous, en revanche, nous préférons compter sur le fait que l’amour de la liberté et la dignité des individus subsistent encore suffisamment pour se sublimer enfin dans une insurrection généralisée.

Or, ceci n’est pas un éloge de plus du fameux effondrement du système capitaliste tant prophétisé. Selon l’assujettissement et le contrôle de ses sujets, le capitalisme sera encore capable de traverser diverses difficultés. Car avec la dégradation continuelle de la vie, les désirs des humains se dégradent aussi. Nous ne croyons donc pas à une détérioration de la situation jusqu’à un point où les opprimés se révolteront de toute manière. Nous n’avons pas besoin de ces fantasmes marxistes. Le système de domination s’effondrera si nous nous attelons ici et maintenant à la subversion de ses rapports. À condition que se répande non seulement le refus de l’existant, mais aussi le désir de quelque chose de complétement nouveau. À condition donc que l’idée de l’anarchie reprenne vie.

Voilà, c’est tout.


Grenzenlos*, c’est…

Notre désir est sans limites. Le désir d’une stimulation et d’un approfondissement de la discussion anarchiste. C’est la quête de cette cohérence s’échappant à tout moment. Entre les idées et les actes, entre la théorie et la praxis, entre le rêve et la réalisation. Car en elle, le monde que nous voulons commence à prendre forme déjà aujourd’hui. Dans la manière dont nous luttons.

Notre critique est sans limites. Dans le sens qu’elle est sans mesure et sans volonté. Mais aussi dans le temps et dans l’espace, donc internationale et historique. Comme une œuvre commune des insoumis, de partout, depuis toujours. En ne niant pas seulement les limites, mais en les explosant, pas seulement les limites théoriques, mais aussi les limites pratiques, pas seulement les limites que nous nous fixons nous-mêmes, mais aussi celles que l’on nous impose. Notre possible est sans limites. Contrairement aux résignés, cela se manifeste à ceux sentant une passion de subversion. Contrairement aux réalistes, cela parle à ceux qui préfèrent partir de leurs rêves, plutôt que de l’existant et des « moindres maux ». Cela s’accumule dans la révolte, dans l’insurrection tout en voulant aller sans limites au-delà.

Notre liberté est sans limites. Elle n’est pas une utopie ou, encore pire, un nouvel « ordre sociétal », mais un mouvement permanent vers l’inatteignable. Car toute idée, et donc aussi celle de la liberté, de l’anarchie, constitue une abstraction étant inatteignable en soi. Et c’est précisément là que réside sa valeur. La liberté est inépuisable. Elle est sans limites.

* En allemand, „grenzenlos“ veut dire „sans limites“ et „sans frontières“.

 

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