aus dem Blick:
27.08.2010
Es ist ein normaler Arbeitstag für Jean-Marie Chèvre (62). Dienstagmorgen um 7.30 Uhr empfängt der Chef des jurassischen Einwohneramts, dem auch die Fremdenpolizei unterstellt ist, in seinem Büro in Delsberg einen 46-jährigen Serben.
Sofortige Ausschaffung
Der illegale Asylbewerber wird von zwei Polizisten begleitet. Er weiss, dass er nicht in der Schweiz bleiben darf. Nun überbringt ihm Chèvre die Nachricht: Er muss das Land noch am selben Tag verlassen.
Der Serbe hat drei Asylgesuche eingereicht – alle abgelehnt. Ein Rekurs vor dem Kantonsgericht – erfolglos.
In Chèvres Büro reagiert der Mann zuerst gelassen auf seine sofortige Ausschaffung. Doch als er Anstalten macht zu gehen, verpasst er dem Chef-Beamten einen Fusstritt in die Schläfengegend, rammt ihm die Faust in den Kiefer, verdreht ihm die Finger und reisst ihn wie wild an den Haaren.
Der Serbe rastete aus
«Es passierte im Bruchteil einer Sekunde», sagt Chèvre. Die beiden Polizisten konnten so schnell nicht reagieren. Chèvre: «Schliesslich warfen ihn die Polizisten zu Boden und legten ihm Handschellen an.»
Der Serbe wurde am selben Abend nach Belgrad ausgeschafft. Chèvre trug ein blaues Auge und gestauchte Finger davon. Laut «Le Quotidien Jurassien» erstattete er Strafanzeige.
Am nächsten Tag ging er zur Arbeit, als wäre nichts gewesen. «Es ist wie beim Reiter, der vom Pferd fällt: Man muss sofort wieder aufsteigen», sagt der furchtlose Beamte.