Ein Artikel aus dem Bieler Tagblatt, 15 Dezember:
„Nach dem knappen Sieg des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi bei einem Misstrauensvotum ist es am Dienstag in verschiedenen Städten zu heftigen Protesten gekommen. Einige hundert Demonstranten lieferten sich im Zentrum von Rom Strassenschlachten mit der Polizei.
Wie italienische Medien berichteten, setzten die Randalierer Fahrzeuge der Müllabfuhr und ein Auto der Finanzpolizei in Brand. Weit über 100 Menschen wurden verletzt, mehrere davon ernsthaft. Unter den Verletzten befinden sich sowohl Demonstranten als auch Polizeibeamte. Ein von Demonstranten attackierter Polizist griff zur Dienstwaffe, um sich zu verteidigen.
Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein. Demonstranten zündeten drei selbstgebaute Sprengsätze in einer Gasse in der Nähe des Parlaments. Andere bewarfen die Beamten mit Eiern und Farbe. Auf der zentralen Via del Corso gingen zahlreiche Schaufenster zu Bruch.
Das Parlamentsgelände im Zentrum der italienischen Hauptstadt war schon am Morgen von der Polizei abgeriegelt worden. Mehrere Kundgebungen und eine Menschenkette waren angekündigt worden, um gegen die Politik der Regierung Berlusconi zu demonstrieren und den Sturz des Regierungschefs zu fordern.
Über 1500 Polizisten wurden aufgeboten, um Übergriffe zu verhindern. Vor allem Schüler und Studenten versammelten sich zu Protesten gegen die Sparpolitik der Regierung.
In Palermo blockierten Studenten laut Medienberichten aus Protest gegen Berlusconi den Bahnhof und den Flughafen. In Turin gingen in der Innenstadt tausende Demonstranten auf die Strasse. Auch in Genua, Turin und Bari kam es zu Protestaktionen, wie „La Repubblica“ berichtete.“
„Nach den Unruhen in Rom“
[Übersetzung eines Artikels publiziert auf lereveil.ch]
Grosse Überaschung heute unter den bourgeoisen Medien, vorallem unter jenen der Kaviar-Linken, die die Proteste für ihre Wahlziele ausnutzen wollten. Man findet heraus, dass die Verhafteten keine „professionelle Gewalttätige“ sind, wie man es am Folgetag auf die Wutexplosion in den Strassen Roms herausschrie.
Ein französischer Student, ein Handwerker aus Pisa, zwei junge Frauen, die nach Rom studieren gingen, einige Forscher, dies sind die Randalierer vom 14. Dezember. Um den Kommentar des „atene-in-rivolta“ zu wiederholen: alle sehr prekär und alle sehr wütend. Alle ohne Vorstrafen, alle sehr Jung. Es taucht auch jene These von Infiltrierten wieder auf, die den Zeitungen so lieb ist, die gerne gesehen hätten, dass es angebliche Bullen waren, die sich unter die braven Studenten und Gutbürgerlichen Demonstraten mischten: Der vermeindliche Bulle, den man auf die erste Seite der Zeitungen stellte, ist ein 16-Jähriger Kamerad, der sich als Trophäe die Handschellen und den Schlagstock eines Polizisten nahm.
Alle fragen sich woher diese generation herkommt, die so voller Wut und Gewalt ist.
Von den 23 Personen die schliesslich verhaftet wurden, sind 11 am Morgen des 16. in erwartung des Prozesses wieder freigelassen worden: Einige ohne präventive Massnahmen, einige mit dem Verbot Rom zu betreten, andere mit der Verpflichtung jeden Tag auf dem Polizeiposten eine Unterschrift abzugeben. Die anderen bleiben im Knast. [Kommentar: die 23 Personen sind am Nachmitag alles aus dem Knast entlassen worden. Ein Kamerad mit der Verpflichtung sein Domizil bis zum Prozess nicht zu verlassen!]
Ein solidarisches Sit-In bildete sich vor dem Gericht, einige Solidarische versuchten durch die Bullenreihe zu drücken, um ins Gebäude zu gelangen, und beim Urteilsspruch des Richters schrien die Demonstraten „liberi tutti“.