Seit kurzem ist eine Deutsche Übersetzung des Italienischen Buches Barbari erschienen, eine Kritik des Empires von Antonio Negri. Das Buch befindet sich im Umlauf und sollte bald in den verschiedenen Infoläden aufzutreiben sein. Der Text wird bald hier veröffentlicht werden. Ein Auszug aus dem Buch:
„Auch sie, soviel ist klar, wollen das Ende des Empires, aber sie warten darauf, dass das spontan passiert, wie ein Naturphänomen. Angestoßen durch die Gewissheit, dass das Empire ernsthaft krank ist, hoffen seine am besten (aus) gebildeten Feinde, dass ein Kollaps die Menschheit so bald wie möglich von dessen sperriger Präsenz befreit.
Außerdem kann niemand leugnen, dass es viel weniger gefährlich ist, die Freiheit infolge der ruhigen Abreise des Meisters zu erlangen, wie ein glückliches Erbe, statt sie im Kampf zu erobern. Diese unbestreitbare Wahrnehmung trägt sie ans Flussbett, um dort in der Erwartung zu sitzen, die von der Strömung getragenen Kadaver ihrer Feinde vorbeitreiben zu sehen.
Es sind die Barbaren, die davon überzeugt sind, dass es vergeblich ist, auf den Tod des Empires zu warten, der vor allem vielleicht gar nicht so nahe bevorsteht, wie das dessen zivile Feinde wünschen. Außerdem lässt uns das davon ausgehen, dass im Moment seines Kollapses alles, aber auch wirklich alles, unter seinen Trümmern begraben wird. Worauf also warten? Ist es nicht besser sich auf die Suche zu begeben, auf die Suche nach dem Feind, und alles zu tun um sich seiner zu entledigen?
Diese barbarische Bestimmtheit erweckt Gräuel. Die Kommunisten sind entsetzt, die Identifizierung des Feindes ist ihnen gemäss „die erste Frage der politischen Philosophie”, und als solche kann sie sich nicht mit Barbaren auseinandersetzen, die mit ihrer Rohheit höchstens dazu fähig sind, sich “in paradoxen Zirkelbewegungen” zu bewegen.
Aber die anständig erzogenen Feinde des Empires sind auch entsetzt, jene, die daran gewöhnt sind den ganzen Tag in Erwartung damit zu verbringen, anfangen können zu leben, sie verwechseln dabei die barbarische Unmittelbarkeit mit Blutrünstigkeit. Und wie könnte es anders sein? Sie sind völlig unfähig zu verstehen, wofür die Barbaren kämpfen, schließlich ist deren Sprache für ihre Ohren immer noch unverständlich.
Zu kindlich ist deren Geschrei, deren Dreistigkeit zu unbegründet. Vor den Barbaren fühlen sie sich so ohnmächtig, wie ein Erwachsener in der Hand von tobenden Kindern. In der Tat war für die alten Griechen der Barbar einem Kind ziemlich ähnlich, während im Russischen die beiden Konzepte mit dem selben Vokabel ausgedrückt werden (und denken wir ans Lateinische infans, infantis, das buchstäblich nicht sprechend bedeutet). Nun, das was denjenigen die nicht sprechen, den Stammelnden, am meisten vorgeworfen wird, ist das Fehlen von Seriosität, von Sinnhaftigkeit und von Reife.
Für Barbaren, wie für Kinder, deren Natur noch nicht völlig domestiziert ist, beginnt Freiheit nicht mit der Ausarbeitung eines idealen Programms, sondern mit dem unverwechselbaren Geräusch von zerbrechenden Scherben. Das ist es, wogegen sich diejenigen protestierend erheben, die wie Lenin denken, dass der Extremismus nichts als eine „Kinderkrankheit“ ist. Gegen die senile Krankheit der Politik bestätigen die Barbaren, dass die Freiheit das dringendste und Schrecken erregendste Bedürfnis der menschlichen Natur ist. Und die zügellose Freiheit verfügt über all die Produkte dieser Welt, über all die Objekte um sie als Spielsachen zu behandeln.
Aber die Kinder der Göttin der Begründung erlauben keine soziale Transformation von etwas, das nicht auf der Erbauung des Wohls der Allgemeinheit basiert. Es handelt sich entweder um die Frage der Rückkehr zu einer mystischen Vergangenheit (die primitivistische Illusion) oder um die Erfüllung einer leuchtenden Zukunft (die messianische Illusion). Sofern es die Barbaren betrifft, lieben diese weder nostalgische Seufzer, noch Architekturdiplome.
Das, was ist, wird nicht zerstört im Namen von dem, was war, oder von dem, was sein wird, sondern um endlich all dem Leben zu geben, was sein könnte, in seinen unermesslichen Möglichkeiten, hier und jetzt. Sofort.“