Die Schönheit des Lebens liegt im Grad der eigenen Ununterworfenheit

Gefunden auf indymedia.ch:

„Dieser Text wurde Gestern Mittwoch als Flugblatt auf verschiedenen Strassen und Plätzen Zürichs verteilt. Es befindet sich eine Ausdruckbare Datei als Flugblatt und als Plakat im Anhang. “

Die Schönheit des Lebens liegt im Grad der eigenen Ununterworfenheit

Es gibt Ereignisse, die wie ein Funke den Trott unseres Alltags durchbrechen. Handlungen, die uns vom Verlangen erzählen, sich zumindest ein Stück jener Würde zurückzuholen, die wir so oft unter der Resignation begraben. Unter der Resignation gegenüber den Autoritäten aller Art, die uns mit ihren eingebildeten Befehlen „zurechtrücken“ wollen, der Resignation gegenüber den Zwängen und Anforderungen einer Gesellschaft, die uns in den unterwürfigen Rollen sehen will, die sie für uns bereithält.
Doch wer hat nicht schon davon geträumt, zumindest ein Teil dieser alltäglichen Gewalt zurück in ihr Gesicht zu werfen?

Am frühen Morgen des 29. August 2011 haben einige Menschen offenbar nicht bloss geträumt. Sie haben die Polizeiwache Oerlikon mit Steinen und Farbe beworfen. Dabei gingen mehrere Scheiben und Dienstfahrzeuge zu Bruch. Etwas später wurden 2 Personen verhaftet, denen dieser Angriff angelastet wird. Eine davon befindet sich heute noch immer in Untersuchungshaft. Wenn wir dies hier zur Sprache bringen, dann nicht um uns über diese Verhaftungen zu empören, um über Schuld oder Unschuld zu sprechen. Es interessiert uns nicht, wer es war oder nicht, weil wir auch unser eigenes Verlangen in dieser Tat wiedererkennen. Weil alle es hätten gewesen sein können und alle es wieder tun könnten, die ebenfalls ihr eigenes Verlangen darin erkennen…

Wir möchten dieses Ereignis erwähnen, weil es eben ein solcher Funke in unserem Alltag war. Einer unter vielen, die wir, mit der nötigen Aufmerksamkeit, immer wieder, hier und dort aufflackern sehen – von der individuellen Verweigerung bis zur kollektiven Revolte. Diese Akte sind eine Art Kommunikation unter jenen, die genug davon haben, sich den bestehenden Zuständen einfach zu fügen. Eine Sprache, die das Gefasel der Bürokratie und der Politik verwirft, diese ständige Delegation dessen, was doch unser eigenes Leben hier und jetzt betrifft. Sie sind unsere eigene Sprache…

Solche Ereignisse, solche Handlungen zeigen uns, dass das Verlangen nach Freiheit und Selbstbestimmung in den Menschen noch lebt. Und haben wir nicht gerade jüngst gesehen, wie sehr es noch lebt? Von den Aufständen in Nordafrika und England bis zu den italienischen Ausschaffungsknästen, die seit Monaten einer nach dem anderen von massiven Revolten und Ausbrüchen erfasst werden? Und die zerbrochenen Scheiben, an denen wir manchmal auf der Strasse vorbeispazieren? Die Angriffe auf Institutionen und Personen, die eine klare Verantwortung bei der Einsperrung, Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen tragen? Sprechen sie nicht auch davon? Die mit eigenen, einfachen Mitteln, wie Spraydosen und Plakaten, auf den Wänden der Städte verbreiteten Gedanken? Wie viele Akte, die von den Medien
meist als „Chaotentum“ und „Vandalismus“ verschrien werden, wurzeln nicht in eben diesem innigen Verlangen nach Ausbruch, nach Entfaltung, nach Selbstbestimmung, nach Freiheit?

«Sachschaden verändert doch nicht die Welt.»
«Gewiss nicht, aber der Mut zur Revolte, der Verbreitung findet!»

Jene, die einmal den Geschmack der Revolte gekostet haben, wissen, dass die Schönheit des Lebens nicht in der Anhäufung von Macht und Waren liegt, sondern im Grad der eigenen Ununterworfenheit. In den Momenten mit erhobenen Köpfen, in denen wir uns von niemandem sagen lassen, was wir zu tun haben und was nicht, in denen wir uns gegenseitig helfen, das zu bekämpfen, was uns unterdrückt und einschränkt. Ein solcher Lebens-anspruch kann und will in keiner Nische dieser von Autoritäten, Gesetzen
und Geld umstellten Welt Platz finden. Die Freiheit, jene, die nicht eine betrügerische Floskel ist, bedeutet die Beseitigung des Staates, der Polizei, der Gefängnisse und jeglicher Einrichtung des Zwangs; also das Ende der Moral, die diese als erforderlich betrachtet, der Moral, die Repression und Kontrolle vor Solidarität und Selbstorganisation stellt. Diese unsere Freiheit ist Kompromisslos. Sie lässt sich weder kaufen, noch aushandeln. Sie ist kein Zugeständnis, sondern etwas, das man sich nimmt. Und sie wächst mit jedem Moment, in dem sich eine Person entscheidet, die Resignation abzuwerfen, um sich die Würde als Individuum, das sein Leben in den eigenen Händen hält, zu erkämpfen. Mit all den Risiken, die das mit sich bringt…

Solidarität mit dem Angriff auf die Polizeiwache Oerlikon!
Alle Gefangenen raus!
Für die soziale Revolution, für die Anarchie!

 

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