Nachtrag zur Verwüstung… (betreffend Demo am 4. Juli)

…, jener sprachlichen Verwüstung, die auf den 4. Juli folgte.

 

 

 "Zügelt eure Wut!", heisst es.
"Ja keine unartikulierten Schreie!".
"Die Massen, achtet auf die Massen!".
Ihr mit euren Programmen und Modellen, mit eurer Absorbtion der Begierden in formellen Prozessen, ihr seit gefangen in dieser Trennung und euch entgeht die Befriedigung des unmittelbaren Angriffs, hier und jetzt, auf das, was uns unterdrückt.
Und ich sage euch, das Wort Revolution stinkt wie ein Kadaver aus eurem Mund!

Ist es wirklich nötig, ein Angriff, wie er am 4. Juli geschah, politisch weiter auszulegen? Ist es wirklich nötig, den Tod von Menschen oder eine adäquate politische Theorie darzulegen, um die Enttäuschung zu rechtfertigen, die diese Welt alltäglich in uns erzeugt.

Der 4. Juli war ein Tag des Angriffs, den manche vieleicht aufgrund eines ausgereiften politischen Bewusstseins wagten, andere aus der blossen Lust, die Gelegenheit zu nutzen, um aus der genormten Situation auszubrechen und die üblichen Machtverhältnisse wenigstens für einen Moment auf der Strasse ausser Kraft zu setzen.

Die gewählte Aktionsform ist insofern politisch, da sie sich der Politik entzieht. Mit diesem Angriff wurde das staatliche Gewaltmonopol verneint genauso wie jegliche Möglichkeit durch politische Diskurse wieder eingegliedert zu werden.
So simpel der Aufruf und die Ziele waren, so deutlich kann man auch die Ausrichtung des Angriffs erkennen.

Mag sein, die Massen sind noch nicht bereit.
Dann sitzt und belehrt, schuftet und wartet, wartet auf die Einheitsfront, wartet auf die Ewigkeit!

Und an alle anderen:

Die Möglichkeiten unsere Ideen auszuleben – und das LEBEN der Ideen ist doch der wichtigste Aspekt – orientiert sich gegenwärtig hauptsächlich am Angriff. Und zwar aufgrund der simplen Tatsache, das der Raum in jeglicher Hinsicht von denn herrschenden Ideen besetzt gehalten wird.
Wollen wir unser Leben, so müssen wir dafür kämpfen.
Doch der Angriff, als verneinende Äusserung, steht verloren und einsam, wenn die Ideen, die dahinter stehen, nicht ebenso zu Tage treten. Doch auch wenn das eine im Kopf niemals vom anderen getrennt werden sollte, so können in der Praxis die Taten auch für sich selbst sprechen. Insofern die Ideen schon im Raum stehen, mögen jene nach ihnen greifen, die sie erkennen können.

Auch wenn der Ausgangspunkt zu dieser Demonstration die Wut auf die Bullen war, wäre es offensichtlich zu kurz gegriffen in der Polizei den einzigen oder grössten Feind zu sehen. Stellen sie doch bloss den martialischen Ausdruck einer Ordnung dar, die sich bereits in nahezu jeden Bereich unseres alltäglichen Lebens eingeschrieben hat.
Unsere Kritik gilt all dem, was sich dem Bedürfnis nach einem Leben ohne Herrschaft in den Weg stellt. Somit dem Gesetz, genauso wie der Sittlichkeit, dem Bullen genauso wie dem "Bürger", dem Staat und der Gesellschaft. Wir wollen ein Leben behaupten, dessen Existenz sich auf der unmittelbaren Beziehung zur Welt und den Individuen in ihr begründet. Um endlich mit der freien Konstruktion unseres Lebens, dem Experimentieren und dem revolutionären Projekt eines ganz anderen Ganzen zu beginnen.
Dieses Leben liegt jenseits des Staates und seiner Dispositive, jenseits der Arbeit
und ihrer entfremdeten Beziehungen und jenseits der Warenwelt und ihrer Spektakel.

In Solidarität mit den Revoltierenden vom 4. Juli!

Für mehr undeklarierte Aktionen!
Für mehr revolutionäre Ideen!

 

 

Ein/e Aufgebrachte/r

 

Quelle 

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