Neben den in den Medien beschriebenen "Scharmützeln" wurde auch gesehen, wie eine Gruppe von Zivilbullen mit Steinen eingedeckt und zum Flüchten gebracht wurden, oder wie unter einem Einsatzfahrzeug Flammen loderten…
Zwei Artikel aus dem TagesAnzeiger:
"Im Zürcher Kreis 4 ist es zu Scharmützeln zwischen Linksautonomen und der Polizei gekommen. An den Ausschreitungen waren nur einige Dutzend Randalierer beteiligt – doch hunderte Gaffer säumten die Strassen. Der offizielle Zürcher 1.-Mai-Umzug am Samstagmittag verlief friedlich. Doch ab 15 Uhr ist es zu mehreren Zusammenstössen zwischen Linksautonomen und der Polizei gekommen. Es wurden Glasflaschen und Steine geworfen, die Polizei setzte auf der anderen Seite Wasserwerfer, Tränengas und Gummischrot ein. Einige Duztend Radalierer lieferten sich mit ein Katz-und-Maus-Spiel – zu offenen Strassenschlachten ist es anders als in früheren Jahren nicht gekommen.
Hunderte Personen beobachteten das Geschehen im Langstrassenquartier, einige applaudierten bei jedem neuen Zusammenstoss zwischen Polizei und Chaoten. Im Gegensatz zu den Autonomen liessen sie sich jedoch widerstandslos wegweisen, trotzdem erschwerten sie die Arbeit der Polizei.
Bis 17.30 Uhr wurde das Kanzleiareal im Kreis 4, wo sich seit Ende der offiziellen 1.-Mai-Kundgebung rund 250 Autonome versammelt haben, systematisch geräumt. Alle Personen wurden von den Polizisten einzeln aus dem Areal begleitet und überprüft – zahlreiche liess die Polizei anschliessend wieder laufen.
Erster Nachdemo-Versuch schlug fehl
Begonnen hatten die Ausschreitungen kurz nach 15 Uhr, als Andrea Stauffacher mit rund 30 Autonomen zu einer Nachdemo aufbrachen. Sie zündeten einige Petarden an und zogen vom Helvetiaplatz aus in Richtung Langstrasse. Nach wenigen Metern wurden sie jedoch von der Polizei mit Gummischrot gestoppt. Wer von den Beamten aufgegriffen wurde und sich den Anordnungen widersetzte, wurde verhaftet. Die Polizei erstickte die Nachdemo im Keim und räumte anschliessend den gesamten Helvetiaplatz.
Beobachtet wurde die Szenerie von Dutzenden Schaulustigen. Sie haben sich um 14.30 Uhr rund um das Kasernenareal in Position gebracht, um den Start der Nachdemo nicht zu verpassen. Einige Hobbyfotografen sind sogar mit Helmen ausgerüstet.
«Schwarzer Block wollte zum Paradeplatz»
Bereits um die Mittagszeit hatte sich eine kleine Gruppe schwarz Vermummter losgelöst, als der Demonstrationszug am Bürkliplatz zur Schlusskundgebung eintraf. Sie wollten zum Paradeplatz, skandierten sie. Der Trupp konnte von der Polizei gestoppt werden. Sie sperrte die Bahnhofstrasse sofort ab und brachte einen Wasserwerfer in Position.
Der Paradeplatz war bereits vor Demonstrationsbeginn mit mehreren Polizeiwagen gesichert und teilweise vergittert worden. Die «Autonomen» hatten im Vorfeld des 1. Mai angekündigt, sie wollten auf dem Paradeplatz – dem «Sinnbild von Banken-Abzockerei» – eine rote Fahne hissen.
200 Linksautonome am Umzug
Gemäss einem ersten Medienbulletin der Stadtpolizei Zürich vom Samstagmittag wurden auch auf der Umzugsroute mehrere Male Knallkörper und Petarden gezündet. Zudem wurde im Bereich der Löwenstrasse eine Schaufensterscheibe beschädigt und eine Hausfassade mit Eiern beworfen. Im offiziellen Umzug nahmen laut Angaben der Polizei rund 200 Personen teil, die der linksautonomen Szene zuzuordnen sind."
Zürcher Polizei nimmt 250 Randalierer fest
Die 1.-Mai-Ausschreitungen im Zürcher Langstrassenquartier haben keine grösseren Sachschäden hinterlassen. Ein Jugendlicher erlitt eine schwere Kopfverletzung. Die Stadtpolizei Zürich zieht eine vorläufige Bilanz.
Der 1. Mai am Samstag ist in Zürich nach dem seit Jahren üblichen Schema verlaufen: Der offizielle Teil verlief friedlich und würdig, am Nachmittag lieferten sich gewalttätige Randalierer Scharmützel mit der Polizei. Kurz vor 20 Uhr wurde ein 17-Jähriger von einem grossen Stein am Kopf getroffen, wie Stadtpolizeikommandant Philippe Hotzenköcherle am Abend vor den Medien sagte. Mit einem Kopfschwartenriss wurde er ins Spital gebracht. Ob er als Passant, Gaffer oder Randalierer unterwegs war, ist noch unklar.
«Diszipliniertes Durchgreifen der Polizei»
Insgesamt wurden mehr als 250 Personen festgenommen, darunter der 20-Jährige, der den verhängnisvollen Stein geworfen hatte. Ein Teil wurde noch am Samstag wieder entlassen. Die Sachschäden blieben gering. Genauere Zahlen wurden auf Sonntag angekündigt.
Das «unmissverständliche und disziplinierte Durchgreifen der Polizeikräfte» habe grössere Ausschreitungen und Sachbeschädigungen verhindert, sagte Stadtrat Andres Türler. Der Polizei sei es gelungen, eine Nachdemo zu verhindern, damit habe sie den Auftrag des Stadtrats erfüllt. Er frage sich, was noch alles passieren müsse, bis die Randalierer die Gefährlichkeit und Sinnlosigkeit ihres Handelns einsähen, sagte Türler. Sie schadeten schlussendlich bloss dem Ansehen des 1. Mai.
Friedlicher Anfang
Am Vormittag nahmen trotz nasskaltem Wetter gegen 8000 Menschen am Demonstrationszug der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit unter dem Motto «Arbeit, Lohn und Rente statt Profit und Gier». Die VPOD-Präsidentin und grüne Zürcher Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber forderte bei der Schlusskundgebung auf dem Bürkliplatz eine garantierte Existenszsicherung für alle. Die Krise sei erst dann vorbei, wenn der von allen erarbeitete Reichtum gerecht verteilt sei.
Nach den Ansprachen wechselten die Kundgebungsteilnehmenden zum Zeughausareal im Kreis 4, wo das 1.-Mai-Fest stattfand. Der Stadtrat hatte es zwar aus Sicherheitsgründen erst ab 20 Uhr bewilligt, das 1.-Mai-Komitee hatte aber auf einem Beginn um 14 Uhr bestanden.
Stundenlange Scharmützel
Auf dem Kanzleiareal im Kreis 4 sammelten sich indessen rund 250 «Autonome». Ein Grossaufgebot der Polizei kesselte sie ein und nahm systematisch Personenkontrollen und Festnahmen vor. Kurz nach 15 Uhr begannen dann Scharmützel im Langstrassenquartier, die stundenlang andauerten. Kleine Gruppen von Randalierern schmissen Steine und zündeten hin und wieder einen Container an. Für einmal gingen kaum Schaufensterscheiben in Bruch.
Die Polizei setzte Wasserwerfer, Gummischrot und Tränengas ein. Damit konnte sie eine Ausweitung der Auseinandersetzung auf andere Stadtteile, auch ein Übergreifen auf das Festgelände, verhindern. Eine Störung des Festes auf dem Zeughausareal konnte verhindert werden. Die Polizei blieb auch abends nach der weitgehenden Beruhigung der Lage mit einem Grossaufgebot im Einsatz.