In Solidarität mit dem Hungerstreik, den Billy, Silvia, Costa und Marco am 10. September begonnen haben, und der 20 Tage dauern soll, hat eine Gruppe von Leuten am Dienstag dem 14. September in Zürich beim Uni- und ETH-Gebäude, sowie auf verschiedenen Plätzen in der Stadt den nachfolgenden Flyer verteilt. Ausserdem wurde beim Central ein 2m breites und 7m hohes Transparent gut sichtbar aufgehängt. Darauf stand: „technology is born to do a step forward in control of human animals and earth. AGAINST DOMINATION! NO NANOTECH, NO BIOTECH!“.
Der Flyer:
[PDF im Anhang]
Die Welt um uns herum befindet sich in rasendem Wandel. Und trotzdem nehmen wir es kaum war. Die gestern proklamierten Neuheiten sind heute schon Selbstverständlichkeit. Was gestern noch beunruhigte und Revolten provozierte, haben wir heute schon akzeptiert, verdrängt oder vergessen. Wir leben in einer ewigen Gegenwart, als wäre die Welt nie anders gewesen, als könnte sie nie anders sein. Der Plastik und Beton, die Waren und Technologien, die Industrien und Bürokomplexe sind wenige Generationen alt, doch bereits weltumspannend und kaum mehr wegzudenken. Täglich nehmen wir unsere Umwelt hin, so wie sie ist, leblos, aber – funktionierend.
Die Idee des Fortschritts, der Maschinen als Mittel zur Emanzipation, des per se Gutheissens jeder technologischen Neuerung entpuppt sich spätestens dann als Trugschluss, wenn wir die allgemeine Verarmung der menschlichen Beziehungen betrachten. Der Bezug zwischen unserer Umgebung und den Menschen, mit denen wir diese bewohnen, der Geschichte, die sie formte und letztlich uns selbst wird immer schwächer. Die technische Organisierung der Gesellschaft, die extreme Spezialisierung und Arbeitsteilung, lässt den Graben zwischen der Tätigkeit, die wir ausüben, und unserer Fähigkeit, ihre Konsequenzen zu begreifen immer grösser werden. Doch die Faktoren, die diese Entwicklungen vorantreiben, übersteigen uns nicht nur, die meisten scheinen nicht einmal Interesse daran zu hegen, deren Ursprünge und Folgen zu bedenken. Was trägt dieser “Fortschritt“ voran und welchen Überlegungen oder Anforderungen entspringt er?
Die heuchlerische “wissenschaftliche Neutralität“ stellt die Machtinteressen dahinter kaum in Frage. Es ist schwer zu übersehen, dass die Forschungen hauptsächlich dazu dienen, die Produktivität zu steigern, die Ausbeutungsverhältnisse zu rationalisieren und festigen, die dazu notwendige Kontrolle über das Leben zu vertiefen und somit in jeder Hinsicht die bestehende Ordnung zu erhalten. Als Fundament und Motor dieser Epoche sind Technologie und Wissenschaft – wohl die mächtigsten – Mittel im Dienste der Herrschaft und als solche nie neutral gewesen.
Doch wir wollen hier von einer Entwicklung sprechen, die noch eine Stufe tiefer in unsere Leben eindringt. Eine, die sich auf so kleiner Ebene abspielt, dass wir sie mit unseren eigenen Sinnen kaum mehr erfassen können. Dies drängt uns in eine Abhängigkeit von wissenschaftlichen Experten, die uns, zu einem gewissen Zeitpunkt, über Experimente und konkrete Anwendungen informieren, die bereits über unseren Köpfen entschieden wurde. In den Universitäten und Forschungszentren werden seit längerer Zeit Bio- und Nanotechnologien entwickelt, die es ermöglichen, Materie auf molekularer und atomarer Ebene zu manipulieren. Hier geht es nicht mehr um einfache, räumlich begrenzte Experimente: Sie haben sich die Welt zum Laboratorium gemacht. Die gentechnisch manipulierten Organismen, die Nanopartikel schreiben sich fortan, ebenso wie die radioaktiven Strahlungen, unwiderruflich in die Welt ein, die wir alle bewohnen. Unzählige Lebensmittel enthalten bereits derart manipulierte Stoffe. Die Befürworter dieser Technologien verkünden öffentlich ihren humanitären Gebrauch – in der Medizin, der Nahrungsproduktion, der allgemeinen “Verbesserung“ unserer Lebensweise.
Doch die wirklichen Interessen der Machthaber liegen wo anders . Wie die meisten technologischen Systeme, wurden auch die Nano- und Biotechnologien zu einem Grossteil im Rahmen militärischer Studien entwickelt. Ihr Potenzial, in jeden Bereich des Alltags einzudringen und so die soziale Kontrolle erheblich auszuweiten, wird schnell offensichtlich. Es existieren bereits intelligente Mikrochips in unsichtbarer Grösse (RFID), die auf jedem beliebigen Produkt platziert werden können, um seiner Bewegung zu folgen. Derart manipuliertes Saatgut, dass es jährlich neu gekauft werden muss, ist heute schon handelsüblich. Staubkorngrosse Nano-Maschinen, die zu Überwachungszwecken gebraucht werden können oder Chip-Implantate mit persönlichen Informationen (wie der “Veri-Chip“ der Firma ADS), werden in Zukunft wahrscheinlich Verbreitung finden.
Wir wollen hier nicht eine weitere Liste der von dieser Gesellschaft produzierten Schrecken erstellen. Könnten diese noch aufrütteln, müssten tausend Herde der Revolte entstehen. Nein, denn „von allen Leidenschaften ist Angst diejenige, die die Menschen am wenigsten dazu drängt, das Gesetz zu übertreten“ [Hobbes]. Trotz der erdrückenden Präsenz der herrschenden Ordnung müssen wir zunächst lernen, wieder zu träumen – von einem Leben ohne Leistungsdruck und Kontrollwahn, von einer ganz anderen Welt, in der wir uns weder von Menschen noch von Maschinen unterordnen lassen. Wir müssen lernen, unsere Träume in die Wirklichkeit zu tragen, mit all den Kämpfen, die dies impliziert…
Mit den Machthabern, die diese Technologien fördern und denen sie zu Nutzen kommen, in Dialog zu treten, ist Zeit- und Energieverschwendung. In einem solchen Dialog werden sie immer gewinnen. Schliesslich stehen hinter diesen Entwicklungen nicht bloss die Phantasmen einiger Wissenschaftler und Technokraten, es ist die diesem ganzen Systam zugrundeliegende Logik, die in diese Richtung drängt. In seinem Expansionsdrang verschlingt der Kapitalismus jeden Bereich der Existenz, der noch vermarktet werden kann. Nachdem schon längst der ganze Planet unter seiner Herrschaft steht, versucht er diese nun zu vertiefen – und zwar bis ins kleinste Detail. Je Komplexer das System ist, desto gefährlicher sind die Störungen. Dies ruft nach einer möglichst umfassenden Kontrolle des Lebenden – dem eigentlichen Faktor der Unberechenbarkeit.
Diese Logik ist allen unter der Herrschaft des Kapitalismus entwickelten Technologien innewohnend. Solange wir nicht die Fähigkeit besitzen – in der Verweigerung jeglicher Form von Herrschaft und aus sozialen und ethischen Überlegungen – zu entscheiden, welche technischen Entwicklungen die Freiheit begünstigen und welche unterwerfen, und daher vernichtet gehören, ist es absurd, über ihren “guten“ oder “schlechten“ Gebrauch zu debattieren. Die vermeintliche technische Effizienz kann nur noch dank einer Spezialisierung erreicht werden, die die Diskussion über deren Konsequenzen von den Betroffenen trennt und auf eine rein wissenschaftliche Ebene verbannt. Daher denken wir, dass es notwendig ist, einige Schritte zurück zu setzen und diese Entwicklungen als das zu erkennen, was sie sind: Ein Angriff auf jegliche Fähigkeit zur Selbstbestimmung unserer Leben. Wer mit diesem Wandel der Welt nicht einverstanden ist, dem bleibt nunmehr kein Rückzugsort. Unsere Ablehnung kann nur in einen Kampf münden, der auf die Zerstörung dieser Technologien abzielt, das heisst, auf die Umwälzung der ganzen sozialen Ordnung, die solche Monströsitäten produziert.
einige Anarchisten
Mit diesem Flyer wollen wir auch unsere Solidarität mit dem Hungerstreik von Billy, Silvia, Costa und Marco ausdrücken, den sie vom 10. September an 20 Tage lang führen. Erstere drei wurden am 15. April 2010 in Langnau am Albis (Zürich) verhaftet, da sie angeblich vorhatten, das züricher Forschungszentrum der IBM anzugreifen. Seitdem sitzen sie verteilt in drei schweizer Gefängnissen. Marco Camenisch wird schon seit bald 20 Jahren aufgrund von Sabotageakten im Kampf gegen Atomkraftwerke gefangengehalten.
auf italienisch:
Il mondo in cui viviamo si trova in una fase di rapido cambiamento, ma non ce ne
rendiamo quasi conto. Ciò che ieri era una novità, oggi lo diamo già per scontato.
Ciò che ieri destava inquietudine ed era causa di rivolte, oggi già lo abbiamo
accettato, rimosso dai nostri pensieri o semplicemente dimenticato. Viviamo in un
eterno presente, come se il mondo non fosse mai stato e non potesse mai diventare
differente.
La plastica e l’asfalto, le merci e le tecnologie, l’industria e i complessi
d’uffici nonostante esistano solo da poche generazioni sono un fenomeno mondiale in
continua crescita, immaginarsi un’esistenza senza di loro diventa sempre più
difficile. Quotidianamente accettiamo questo mondo così com’è, privo di vita ma
funzionale…
L’idea del progresso, della macchina come mezzo di emancipazione, dell’approvazione
a priori di ogni innovazione tecnologica, si rivela come una conclusione errata, al
più tardi nel momento in cui consideriamo il generale impoverimento dei rapporti
umani, sia in modo qualitativo che quantitativo per fare spazio a un’alienazione
dilagante. Il legame tra il nostro ambiente e le persone con cui lo condividiamo,
la storia che lo ha plasmato e infine con noi stessi, diventa sempre più debole.
Non solo i fattori portanti di questo cambiamento vanno al di la della nostra
comprensione, ma la maggioranza delle persone non sembra nemmeno nutrire interesse
nel riflettere sulle loro origini e le loro conseguenze. L’organizzazione tecnica
della società, l’estrema specializzazione e divisione del lavoro rendono sempre più
profondo il fossato tra le attività che esercitiamo e la nostra capacità di
comprenderne i loro effetti. Da quali considerazioni e necessità nasce questo
“progresso” e cosa lo fa avanzare? Con l’ipocrisia della “neutralità della
scienza”, gli interessi del dominio non vengono mai analizzati in modo critico. Non
è difficile vedere che le ricerche scientifiche servano in primo luogo all’aumento
della produttività, alla razionalizzazione e al rafforzamento dello sfruttamento e
di conseguenza anche al necessario aumento del controllo sulla vita. Tutto questo
serve quindi al mantenimento dell’ordine vigente in ogni suo aspetto. Fondamenta e
motori della nostra epoca, tecnologia e scienza sono i mezzi – certamente i più
potenti – al servizio del potere e proprio per questo non sono mai stati neutrali.
A noi qui però interessa parlare di uno sviluppo che penetra in modo ancora più
capillare nella nostra vita. Uno sviluppo che sta avvenendo in una dimensione
talmente minuta che noi non siamo più in grado di percepire con i nostri sensi.
Questo ci rende quindi dipendenti da esperti, che a un certo punto ci informano a
proposito di decisioni su esperimenti e applicazioni tecnologiche pratiche prese al
di sopra delle nostre teste. Da parecchio tempo, nelle università e nei centri di
ricerca vengono sviluppate bio e nanotecnologie che rendono possibile la
manipolazione della materia a livello molecolare e atomico. Qui non si tratta più di
semplici esperimenti circoscritti a degli spazi delimitati; adesso è il nostro
stesso pianeta ad essere usato come laboratorio. Gli organismi geneticamente
modificati, le nanoparticelle così come il radioattivo, s’inseriscono
irrevocabilmente nel mondo in cui noi tutti viviamo. Innumerevoli generi alimentari
già contengono sostanze manipolate in questo modo. I sostenitori di tali tecnologie
proclamano pubblicamente il loro uso per scopi umanitari – nella medicina, nella
produzione alimentare e in generale nel “miglioramento” della nostra vita. I veri
interessi di chi esercita il potere, però, sono altri. Come la maggioranza dei
sistemi tecnologici, anche le nano e biotecnologie sono state sviluppate in gran
parte da ricerche in ambito militare. Il loro potenziale di intrusione in ogni
aspetto del quotidiano, quindi di ampliare considerevolmente il controllo sociale
diventa subito evidente. Già esistono dei microchip di dimensioni talmente ridotte
da essere invisibili all’occhio nudo (RFID) che possono essere piazzati su qualsiasi
prodotto con lo scopo di seguirne gli spostamenti. Sementi manipolate in modo da
essere sterili e che quindi devono essere ricomperate ogni anno, sono già comunemente
di uso commerciale. Minuscole nanomacchine utilizzate nel campo della sorveglianza e
chip da impiantare contenenti informazioni personali (come il “Veri-Chip” della
ditta ADS) probabilmente si diffonderanno in futuro.
Non vogliamo fare un’ulteriore lista degli orrori creati da questa società. Se ciò
servisse a scuotere la gente, allora avremmo già migliaia di focolai di rivolta –
No, già Hobbes sapeva che “tra tutte le passioni, la paura è quella che meno porta
le persone a trasgredire la legge”. Nonostante la opprimente presenza dell’ordine
vigente, per prima cosa bisogna imparare a sognare di nuovo – sognare una vita fuori
dalle logiche del rendimento e del controllo, un mondo totalmente diverso dove non
ci lasciamo sottomettere né da persone, né da macchine. Dobbiamo imparare a
trasformare in realtà i nostri sogni, con tutte le lotte che ciò implica…
Entrare in dialogo con i potenti che sviluppano e fanno sviluppare tali tecnologie,
ne implementano l’utilizzo e ne approfittano, è una perdita di tempo e di energia. In
tal dialogo loro vinceranno sempre. In fondo tali sviluppi non sono portati avanti
solo dai fantasmi di alcuni scienziati e tecnocrati, ma dalla logica di un intero
sistema che spinge in questa direzione. Nel suo bisogno di espansione, il
capitalismo divora tutti gli ambiti dell’esistenza che possono ancora essere messi
sul mercato. Dopo essersi già impadronito da molto tempo dell’intero pianeta, ora
cerca di approfondire il proprio potere – fino nei minimi particolari. Più è
complesso il sistema, più pericolosi diventano i disturbi. Ciò crea quindi la
necessità di un controllo il più completo possibile sulla vita – il fattore
dell’imprevedibilità per eccellenza.
Tale logica è insita in tutte le tecnologie sviluppate sotto il dominio del
capitalismo. Finché non saremo capaci di decidere – nel rifiuto di ogni forma di
dominazione e a partire di riflessioni sociali e etiche – quali sono gli sviluppi
tecnici che favoriscono la libertà e quali invece quelli che sottomettono e perciò
vanno distrutti, risulta assurdo discutere di un loro uso “buono” o “cattivo”.
L’efficacia tecnologica può essere raggiunta solo grazie alla specializzazione che
separa la discussione sulle sue conseguenze dalle persone che ne sono colpite e che
la relega a un livello puramente scientifico. Pensiamo che sia necessario fare un
passo indietro e riconoscere questi sviluppi per quello che realmente sono, ovvero
un attacco contro ogni capacità di autodeterminazione delle nostre vite. A chi non è
d’accordo con l’evoluzione di questo mondo, non rimane nessun luogo in cui
ritirarsi. Il nostro rifiuto può solo sfociare in una lotta che mira alla
distruzione di queste tecnologie, cioè allo sconvolgimento dell’intero ordine
sociale che produce queste mostruosità.
Anarchiche/ci
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Con questo volantino vogliamo esprimere la nostra solidarietà con lo sciopero della
fame di Billy, Silvia, Costa e Marco iniziato il 10 settembre e che durerà 20
giorni. I primi tre sono stati arrestati il 15 aprile 2010 a Langnau am Albis
(Zurigo) perché presumibilmente avrebbero voluto attaccare il centro di ricerca IBM
di Zurigo. Da allora si ritrovano in tre prigioni diverse in Svizzera. Marco
Camenisch è detenuto già da quasi 20 anni per atti di sabotaggio nella lotta contro
le centrali nucleari.