Schon wieder müssen wir von einem Tod sprechen

FlyerDieser Flyer zirkulierte an der heutigen
Demonstration ("Gegen Ausgrenzung") unter Teilnehmern und Passanten
gemeinsam mit jenem Flyer, der schon bei anderen Gelegenheiten verteilt
wurde ("Bis die Welt der Papiere in Flammen aufgeht").

Text des Flyers:

Schon wieder müssen wir von einem Tod
sprechen,
von einem Menschen, der durch die Zwänge und Gesetze der
Herrschenden zu Fall gebracht wurde, ermordet vom Staat und seinen
Haftanstalten, in den Händen von Bullen, Gefängniswärtern und Ihren
Handlangern. Am Mittwochabend ist auf dem Flughafen Kloten ein
29-jähriger Nigerianer bei einem gewaltsamen Ausschaffungsversuch
gestorben.
Gewiss nicht der erste und wohl kaum der letzte Tod, den die
Ausschaffungsmaschinerie fordert. Doch morgen Überschwappt uns schon
wieder die alltägliche Informationsflut, worin tausend Belanglosigkeiten
gleichgültig jene Meldungen verjagen, die uns vielleicht noch hätten
aufrütteln können. Damit wir gar nicht erst darüber nachdenken, was hier
eigentlich passiert, was mit dieser erdrückenden Scheisswelt eigentlich
passiert, die schon so viele Menschen unter ihrem Joch in den Tod
trieb. Ganz zu schweigen von der Leblosigkeit, die den gesamten Alltag
durchdringt.

Nein, wir vergessen diese durch den “normalen“
Verlauf des kapitalistischen Elends Zurückgelassenen nicht; auf dass
sich die Wut in Revolte verwandelt; auf dass sie sich gegen alles
wendet, was uns unterdrückt und einschliesst! Was die Medien sagen,
interessiert uns einen Dreck. Es interessiert uns einen Dreck, ob dieser
Mann kriminell war oder nicht, ob juristisch bewiesen werden kann,
inwiefern zu seinem Tod aktiv beigetragen wurde (die Umstände sind
ziemlich offensichtlich), oder ob es schlicht die Folgen einer auf
wenige Quadratmeter reduzierten Existenz sind, die ihn letztendlich
umgebracht haben. Es ist eine ganze Gesellschaftsordnung, die diesen
Mann erstickt hat,
es ist die akzeptierte Existenz von Ausschaffungen
und Knästen, von Bullen und Funktionären, von Staaten und Grenzen. Nur
zu gut sehen wir immer wieder, wie mit Leuten umgegangen wird, die nicht
resignieren, die diesen bedrohlichen Drang nach Revolte verspühren, vor
dem sich die Herrschenden so fürchten. Dieses ewige Potential mit ihrem
Zugriff auf uns zu brechen, um die bestehenden Verhältnisse im Denken
und im Handeln in Frage zu stellen.

Auch jener
Ausschaffungshäftling gab sich seinem Schicksal nicht einfach hin,
schon
Tage zuvor trat er in Hungerstreik und noch während man ihn gefesselt
ins Flugzeug zerren wollte, setzte er sich zur Wehr. Gesundheitlich
geschwächt, in Fesseln liegend und umgeben von Bullen fand er den Tod.
Die Vorstellung ist grausam und verächtlich…
Ja, in diesem
klimatisierten Warenparadies der verallgemeinerten Belanglosigkeit:
Wir
sind wütend!

Und gerade weil es hierzulande so fern scheint
dies zu sagen, ist es umso notwendiger: Unter der heuchlerischen
Oberfläche des sozialen Friedens schwelt ein Krieg.
Jener seit jeher
andauernde Krieg zwischen den Eignern dieser Welt und denjenigen, die
sie zu ertragen haben; zwischen den Reichen und Mächtigen, die ihre
Privilegien zu verlieren haben, und den Armen und Unterdrückten, die, in
einem Aufstand voller Wut und Liebe, alles zu gewinnen haben.

MÖGEN
DIE AUSSCHAFFUNGSKNÄSTE GEMEINSAM MIT DER ORDNUNG, DIE SIE BENÖTIGT, IN
UNSEREM MEER AUS VERACHTUNG UNTERGEHEN! FREIHEIT FÜR ALLE!

Das PDF zum Flyer.

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